
Wirkung erwartet hatten. Statt nachzugeben, liess Yi die Facto-
reien durch Truppen angreifen, die mit einem Verlust von etwa
vierzehn Todten und Verwundeten zurückgewiesen wurden. Am
nächsten Tage schloss er das Zollamt.
Die Beurtheilung, welche die folgenden Schritte des Bevollmächtigten,
und des Admirals im englischen Parlament landen, entheben
den Verfasser jeder Kritik; trockene Aufzählung möge hier
genügen. ■*--Nachdem sich klar herausgestellt hatte, dass Yi durch
Einschüchterung nicht zur Erfüllung jener unwichtigen Forderungen
zu vermögen war, beschlössen Sir John Bowring und Admiral Seymour,
die Sache auf ein wichtigeres Feld hinüberzuspielen: sie verlangten
plötzlich die schleunige Freigebung der Stadt K a n - t o n für
den Fremdenverkehr, ein Recht', das England nach dem Vertrage von
N a n - k i n zwar zustand, der Veranlassung des Streites aber ferne
lag. Yi’s Auffassung dieser unerwarteten Aenderung des Zieles
spricht sich in folgendem Erlass an die Bürger von K a n - t o n aus:
»Da die englischen Barbaren unter falschen Yorwänden Unruhen
begonnen haben, während ih r wirkliches Ziel die Zulassung in der
Stadt is t, so h a t der General-Gouverneur in Rücksicht auf den einstimmigen
Ausdruck des Widerstandes gegen diese Maassregel hei der
Bevölkerung von ICa n - t o n im Jah re 1849 diese Zumuthung ru n d ab-
' gewiesen und ist entschlossen ihre Forde rung nicht zu gewähren,
mögen sie in ihren Handlungen und Listen noch so weit gehen.»
Dem Unbefangenen musste einleuchten, dass Yx, welcher
sich unwesentliche Zugeständnisse nicht abzwingen liess, in einer
wichtigen Differenz von altem Datum, in welcher seine minder begabten
und thatkräftigen Vorgänger glücklichen Widerstand geleistet
hatten, der Gewalt nicht weichen würde. Bowring und Seymour
müssen anders gedacht haben, sonst bleiben ihre folgenden Schritte
unerklärlich: sie brachten Tod und Verderben über eben die Bevölkerung
von K a n - t o n , zu welcher sie freien Zutritt verlangten.
Da Yi das am 27. October übergebene Ultimatum nicht beantwortete,
so begann an demselben Nachmittag die Beschiessung
seines etwa zweihundert Schritt vom Flussufer entfernten Palastes.
Ein zehnzölliges Pivot-Geschütz des Encounter warf in Zwischenräumen
von fünf bis zehn Minuten eine Granate auf denselben,
während der Baracuta in einen Flussarm unterhalb der Stadt einlief
und die auf den Höhen stehenden Truppen bombardirte. — Nun bot
Yi durch Maueranschlag dreissigTAEL für den Kopf jeden Engländers.
Am 28. October begannen die Schiffe die Häuser vor Yi’s Palast
zusammenzuschiessen. Am 29. war die Bresche bis zu demselben
durchgelegt; Nachmittags landete Admiral Seymour mit seiner Mannschaft;
die Chinesen leisteten einigen Widerstand; die Engländer
hatten drei Todte und elf Verwundete. Die folgenden drei Tage
wurde die Stadt bombardirt; ein grösser Theil der südlichen Vorstadt
ging, »ohne dass es beabsichtigt wurde«, in Flammen auf. Am
1. November richtete Admiral Seymour abermals ein Schreiben an den
Vice-König. Yi blieb unerschütterlich und begründete seine Haltung
in. angemessener Sprache. Eine Erwiederung des Admirals und die
darauf erfolgte Replik des Statthalters brachten die Sache nicht weiter.
Admiral Seymour lässt nun die an die Factoreien grenzenden
Strassen einreissen und bombardirt nachdrücklich die öffentlichen
Gebäude. Das Inselchen French Folly wird befestigt, und der
Baracuta zerstört dreiundzwanzig Kriegsdschunken. Admiral Seymour
schreibt abermals an Y i, der nur noch kurz und schneidend
antwortet und zu Repressalien schreitet. Auf die Schiffe vor
Kan- t o n werden nächtliche Angriffe gemacht und Brander los-
gelassen, deren sie sich kaum erwehren O ’ können. Alle fremden
Fahrzeuge erhalten Feuer von den Flussufern. Die Chinesen haben
die Werke an der Barre wieder armirt und beschiessen von da ein
americanisches Schiff. Der americanische Commodor Armstrong
fordert Genugthuung und schleift die Werke, da in vierundzwanzig
Stunden keine Antwort erfolgt. Darauf verspricht Yi künftig die
americanische Flagge zu respectiren, und der Consul Dr. Parker
tritt wieder in seine Functionen ein.
Unterdessen haben auch die Engländer einige Werke an der
Flussmündung geschleift. — Der reiche Kaufmann H a u - k w a und
andere angesehene Kantonesen richten eine gemässigte Vorstellung an
Bowring, in welcher sie den ganzen Streit sehr verständig beleuchten
und flehentlich bitten, mit Brennen und Morden doch nur einzuhalten.
Der englische Bevollmächtigte beruft sich auf die Ehre der Nation
und verweist die Bittsteller an Y i, damit dieser die Forderungen
gewähre. Am 17. November geht Bowring selbst nach K a n - t o n
und ersucht den Vice-König vergebens um eine Zusammenkunft.
Am 24. Morgens erneut der Admiral das Bombardement, hält
aber gegen Mittag ein, da Bowring den Statthalter abermals um
ein Gespräch bittet. Dieser schlägt es ab und erhöht die Belohnung
für englische Köpfe auf hundert T a e l .