
baren bewilligen müssen, um das Land zu retten. Indem wir uns
nun den auferlegten Bedingungen fügen, erflehen wir für uns selbst
die strengste Bestrafung.« — Nach Mittheilung der Friedensbedingungen
fahren sie fort: »Die Engländer erklärten, dass nach
Bewilligung ihrer Forderungen ewiger Frieden walten solle; für den
Fall der Zurückweisung seien sie jedoch zu weiterem Vorrücken gerüstet.
Während der Verhandlungen drang zu den Barbaren ein
falsches Gerücht, dass sie von unseren Truppen überfallen und
vernichtet werden sollten. Da hissten sie die rothe Flagge und erklärten,
dass sie am folgenden Morgen angreifen wollten. Da sie
nun wild und gewaltsam sind, so liessen wir unsere Truppen auf-
marschiren; als diese aber auf einen Umkreis von sechszig Li vertheilt
waren, stellte sich heraus, dass ihre Zahl zur Abwehr nicht
ausreichte. Die Truppen aus den Provinzen sind entmuthigt und
unzuverlässig; zudem beherrschen die Höhen von T su n die ganze
Stadt, die Barbaren können auf uns herabscliiessen. Dazu kommt,
dass die Bewohner von Schrecken gelähmt sind; Myriaden bestürmten
unsere Beamten, mit Thränen um Kettung ihres Lebens flehend.
— Blicken wir zurück auf den Zeitraum, seit die Barbaren gegen
uns aufstanden, so gewahren wir, dass keiner unserer Feldherren
etwas gegen sie ausrichten, ihren Todesmuth bändigen konnte. Die
Zahl ihrer Schiffe ist jetzt auf achtzig vermehrt. Sie beherrschen
den Y a n - t s e , haben den grossen Canal besetzt und das Reich in
zwei Llälften getheilt. Die Sache wird dadurch noch schlimmer,
dass sie N a n - k in bedrohen und mit Gewalt zur Entscheidung
drängen. Wir sehen die unentwirrbaren Verwickelungen unserer
Lage. Bleiben wir hartnäckig, so ist N a n - k in verloren; dann stehen
G a n - w u i , K i a n - s i und Hu- p i den Barbaren offen; und wohin ihre
Erfolge sie nicht führen, da werden einheimische Verräther Unruhen
stiften und das Land verwüsten. — Aus diesen Gründen schlagen
wir vor (obgleich der Tod dafür zu gelinde Strafe ist), dass die
Forderungen der Engländer bewilligt werden. Wir sehen wohl,
dass ihre Anträge unersättliche Gier verrathen; und doch beschränken
sie ihre Ziele auf den Llandel und hegen nicht andere unheildrohende
Absichten. Zur Erhaltung von K i a n - n a n und um das
furchtbare Drangsal des Krieges zu enden, beschlossen wir
auf ihre Bedingungen einzugehen. Wir verbürgten uns endlich,
dass, wenn sie Reue über das angerichtete Elend zeigten und einen
Waffenstillstand schlössen, ihre Vorschläge bestätigt werden sollten;
würden sie dagegen wortbrüchig und unlenksam, so müssten wir
unsere Soldaten zu tapferer .Vertheidigung der Stadt aufrufen,
gleichviel ob Sieg oder Niederlage die Folge wäre. — Wir fühlen
wohl unseren Undank gegen die kaiserliche Gnade. Mit den wichtigsten
Aufträgen betraut, waren wir unfähig zur Unterjochung
dieser Feinde Schrecken einzuflössen. Wir erkennen unsere Dreistigkeit,
indem wir diese Anträge stellen, und unsere Verbrechen sind
unzählbar. Mit Furcht und Zittern harren wir bei Ueberreichung
dieser Denkschrift der strengsten Bestrafung.«
T a u - k w a n antwortete: »Was die Wohlfahrt unzähliger lebender
Wesen fördert, das muss.ich bewilligen. Die Vorstellungen
meiner Diener beweisen die Nothwendigkeit, den Drangsalen ein
Ende zu machen und das Reich zu retten. Deshalb sollen die mit-
getheilten Forderungen erörtert werden. Da die Barbaren sich aus
dem Y a n - t s e zurückziehen und T s a u - P a u - s a n (die Citadelle von
T s in - h a e ) zurückgeben wollen, so möge der Handel in vier von
den Häfen bewilligt werden; nurFu-TSAu muss ausgenommen sein.
Ihr, meine Beamten, werdet ihnen klar beweisen, dass seit zweihundert
Jahren ihr Handel immer friedlich durch die H o n -Kaufleute
vermittelt wurde, ohne Einmischung der Mandarinen in diese
Dinge. In allen solchen Angelegenheiten führt die Bestimmung der
Preise zu endlosen Auseinandersetzungen, und unsere Beamten sind
der Sprache der verschiedenen Völker unkundig. Die Behörden
können nicht mehr thun, als die einheimischen Händler bestrafen,
die sich Unredlichkeiten zu Schulden kommen lassen. — Die ersten
sechs Millionen sollen sofort bezahlt werden, als ein Zeichen, dass
wir Wort halten wollen.« Dann folgt die Genehmigung der anderen
Bestimmungen. Die Bevollmächtigten sollen den Engländern erklären,
dass der Kaiser sie mit Offenheit behandele und ihre wichtigsten
Forderungen bewillige; der Handel müsse nun in Frieden'
und Eintracht weitergehen. »Wir werden unsere beschädigten
Festungen ausbessern und nach unserem Bedünken über unsere
Truppen verfügen. Das darf den Barbaren keinen Argwohn einflössen.
Habet Acht solche Einrichtungen zu treffen, die für immer
alle Ursachen des Krieges beseitigen, und lasset nichts unvollständig
oder zweifelhaft.«
Nachdem der Entwurf des Friedensvertrages zur Bestätigung
nach P e - kin abgefertigt war, machten — am 20. August - die drei
kaiserlichen Commissare Sir Henry Pöttinger einen Besuch auf dem