
des Kaisers und erliielt nach vier Tagen von den Commissaren
folgendes an dieselben gerichtete Decret:
»Wir haben euere Denkschrift gelesen und wissen Alles. Beachtet
dieses.«
Der Botschafter antwortete, er erwarte noch immer die
kaiserliche Bestätigung, worauf die Cominissare O O 1 erwiederten,1 »d1ass,
sobald sie persönlich die mit den Siegeln und Unterschriften versehenen
Originale der verschiedenen Verträge Seiner Majestät in
der Hauptstadt vorgelegt und deren Ratification in der kaiserlichen
Handschrift erlangt haben würden, dieselbe in grösster Eile zu Lord
Eigins Kenntnissnahme nach S h a n g - h a e befördert werden solle«.—
Der Botschafter meldete ihnen darauf, er werde die kaiserliche Bestätigung
in Tif.n - t s in abwarten und sei genöthigt, ein eben auf
der Rhede von Ta-ku eingetroffenes Regiment — das 59. — dahin
befördern zu lassen. Zugleich wurden die städtischen Behörden
um Quartiere für dasselbe ersucht. Schon zwei Tage nach dieser
Mittheiluug sandten die. Commissare ein Schreiben mit folgendem
Einschluss:
»Am dreiundzwanzigsten Tage des 5. Mondes des 8. Jahres von
H ien- fun (3. Ju li 1858) hatte der grosse Staatsratli die E h re , folgendes
Decret zu erhalten.
K w e i - r.tAN und sein College haben die Verträge d e r verschiedenen
Nationen zu unse rer Kenntnissriahme vorgelegt. Diese wurden
verhandelt und untersiegelt von K w e i - l i a n und seinem Collegen. Da
K w e i - e i a n u n d sein College uns nun vorstellen, dass die verschiedenen
Nationen unsere handschriftliche Bestätigung als Zeugniss für deren
Gültigkeit zu haben wünschen, so (geben wir hiermit) allen Vorschlägen
in dem englischen, dem französischen, und in dem russischen und
americanischen Vertrage, wie sie uns von den Ministern in ihren
früheren Eingaben dargestellt w u rd en , unsere Zustimmung, und b e fehlen,
dass im Einklang damit gehandelt werde.
Beachtet dieses.«
Das 59. Regiment, das schon auf dem Wege war, musste
sich nun wieder einschiffen. Lord Eigin nahm am 6. Juli Abschied
von den Commissaren und fuhr noch an demselben Tage auf die
Rhede hinaus.
Der englische Botschafter hatte gewünscht, nach Abschluss
des Vertrages seine Creditive in P e - k in z u überreichen und möchte
diesen Gedanken vielleicht ausgeführt haben, wenn seiner Absicht
gemäss die Operationen zwei Monate früher begonnen hätten. Damals
war K a n - t o n noch ruhig und die Regierung in P e - k in unvorbereitet.
Jetzt stand ein starkes Tartarencorps bei der Hauptstadt;
die Julihitze machte alle Operationen zu Lande für europäische
Truppen bedenklich. Aus dem Süden kamen ernste Nachrichten
beim Eintreffen des 59. Regimentes, hei dessen Abfahrt von H o n g k
o n g noch keine Gefahr drohte. Bewaffnete Banden hatten K a n t
o n angegriffen und wurden immer dreister, seitdem sie den Engländern
in den Bergen der Weissen Wolken mit Erfolg die Spitze
geboten hatten. Man entdeckte einen Anschlag der als Volkswehr
organisirten Sehaaren, die englische Gemeinde auf H o n g - k o n g z u
überfallen, und verfügte keineswegs über hinreichende Truppen,
um sich dagegen zu sichern. Hätte die früher so erbitterte Bevölkerung
von K a n - t o n die Feindseligkeiten begünstigt, so konnte die
Garnison sich kaum halten; sie stand aber jetzt mit derselben auf
dem besten Fusse, verrieth alle Banditen, die sich in die Stadt
schlichen, und nahm an deren Verhaftung thätigen AntheiL Trotzdem
schien K a n - t o n gefährdet. Wollte Lord Eigin nach P e - k in
gehen, so musste eine starke Garnison T i e n - t s in halten; denn die
Folgen waren unberechenbar. Die Umstände aber geboten alle verfügbaren
Truppen nach dem Süden zu schicken.
In S h a n g - h a e erhielt Lord Eigin die Meldung, dass K w e i -
e ia n , W a - sa n a und H o - k w e i - t s i n , General-Gouverneur der beiden
K ia n , angewiesen seien, die dem Vertrage beizufügenden Handelsbestimmungen
und den Zolltarif mit ihm auszuarbeiten. Da nun
jene erst in einigen Monaten dort eintreffen konnten, so benutzte
Lord Eigin die Zwischenzeit zur Reise nach Japan, wo er
den bekannten Vertrag schloss. Sein Bruder, Hon. Fred'erick
Bruce ging direct nach England weiter, um den Vertrag von T ie n t
s in zu überreichen. — Lord Elgin kehrte im September nach
S h a n g - h a e zurück, wo die chinesischen Bevollmächtigten sich
Anfang October emsteilten. Die Berichte aus K a n - t o n lauteten
fortwährend bedenklich. Die Volkswehr setzte unter dem Schutz
der Provinzial-Behörden die Feindseligkeiten gegen die Fremden
fort, als ob kein Frieden geschlossen sei. Lord Elgin hatte in
T i e n - t s in die Ereignisse im Süden gegen die Commissare nur vorübergehend
berührt j weil erwünschte, dass die englischen Truppen
selbst die Milizbanden züchtigen und zur Ruhe bringen möchten.
Da er aber in S h a n g - h a e erfuhr, dass der Kriegsausschuss der
Maudarinen L u n , L o und Su, welcher die patriotische Bewegung zu