
Feind erschien: — und er rückte sofort auf T an - yak und W u -si,
dann auf T s a n - tüau und W u -si. Das Heer henahm sich gleich
schlecht hei jedem Zusammentreffen. In Su - t s a u hatten sich
schon Spione eingeschlichen; ausserdem conspirirten desertirte
Soldaten und Freiwillige mit den Rebellen vor den Mauern,
so dass nach weniger als einem halben Tage plötzlich die
Nachricht kam vom Verluste des Platzes. H o - t s u n , ' der in
H u - s u - k u a n stand, sah mit eigenen Augen die Entmuthigung
der Truppen und die verzweifelte Lage, und entleibte sich vorder
Krisis; w’ährend auf der anderen Seite T s a n - y u - l i a n , als er
Su - t s a u verloren sah, eilig nach T s e - k ia n floh. Nachdem
also ihr erster und zweiter Commandeur sich verloren
gegeben hatten, blieb die Armee ohne Führer; Truppen und Freiwillige,
viele Myriaden an Zahl, wurden in einem Morgen zerstreut,
wie die Sterne; ihre Kriegs- und Mundvorräthe blieben dem Feinde.
In weniger als einem Monat erlitt man solche Zerstörung und
Vernichtung. Aus dem ganzen Alterthum wird kein ähnlicher Zustand
der Verwirrung berichtet.« — Am Schluss dieser gemeinschaftlich
mit dem Gouverneur der beiden K i a n - Provinzen an den
Kaiser gerichteten Eingabe räth Ho - k w e i - t s in dem Kaiser, um jeden
Preis mit den Engländern Frieden zu schliessen und seine ganze
Kraft auf Vernichtung der Rebellen zu wenden.
Zu S h a n o - h a e versammelten sich im Frühjahr 1860 die zum
Feldzug gegen den Norden bestimmten Streitkräfte der Alliirten.
Als die T a e - f i n auf S u - t s a u rückten, ersuchte der T a u - t a e von
S h a n o - h a e die Consuln von England und Frankreich, jene Stadt
mit ihren Truppen zu schützen, und wurde dabei von den kätho
lisehen Missionaren unterstützt, - welche für ihre etwa 3000 Seelen
starke Christengemeinde von der bilderstürmenden Wuth der Rebellen
das Schlimmste fürchteten. Der französische Feldherr, General
Montauban, wollte ein Corps von 1500 Mann gegen dieselben
schicken, wenn 500 englische Marine - Soldaten an dem Feldzuge
Theil nähmen; Herr Bruce fand aber das Unternehmen bedenklich.
Man war zu schlecht unterrichtet über die Stärke der Insurgenten,
um zu wissen, ob die disponibele Truppenzahl der Aufgabe gewachsen
wäre; ein Rückzug hätte den schlimmsten Eindruck gemacht
und wichtige Erfolge in Frage gestellt. Die Aufwendung
einer stärkeren Macht musste die nach dem Norden bestimmte Armee
erheblich schwächen; das wussten und wünschten die Mandarinen,
weiche durch diese Diversion nicht nur die ihnen anvertraute
Provinz gerettet, sondern auch der kaiserlichen Regierung in
P e - k i n den wesentlichsten Dienst geleistet hätten. Die Gesandten
und Feldherren der Alliirten kamen deshalb überein, sich auf Ver-
theidigung von S h a n o - h a e zu beschränken. »Ich beschloss,«
schreibt Herr Bruce unter dem 30. Mai an Lord John Rüssel, »in
Uebereinstimmung mit Herrn von Bourboulon, dass es aus politischen
und Humanitätsrücksichten zweckmässig wäre, wo möglich den
Auftritten des Blutvergiessens und der Plünderung vorzubeugen,
deren Schauplatz H a n - t s a u - f u wurde, als diese Stadt vor kurzem
von den Rebellen angegriffen wurde; und es schien mir, dass wir,
ohne an dem Bürgerkriege Theil zu nehmen oder eine Meinung über
die Rechte der Partheien auszusprechen, S h a n g - h a e gegen Angriffe
schützen und den Behörden helfen könnten, in der Stadt Ruhe und
Ordnung zu erhalten, aus dem Grunde, dass sie ein dem Handel
geöffneter Hafen ist, und wegen der nahen Beziehungen, in welchen
die Interessen der Stadt zu denen der fremden Niederlassung stehen;
denn erstere kann nicht angegriffen "werden ohne grosse Geiahr für
letztere. Wir erliessen deshalb getrennte Bekanntmachungen dieses
Inhalts in gleichlautenden Ausdrücken.«
Es war in der That die einzige Rettung; denn die Reste der
kaiserlichen Armee in K i a n - su und T s e - k ia n konnten den Insurgenten
nicht entfernt die Spitze bieten. Soldaten der aufgelösten
Heerkörper plünderten in starken Banden Stääte und Dörfer und
bedrohten selbst S h a n o - h a e . Sie schlichen sich einzeln oder in
kleinen Haufen mit versteckten Waffen in die Stadt, und da man
befürchten musste, dass sie sich auch hier, nach ihrer gewöhnlichen
Taktik, der Zugänge bemächtigen und die Mandarinen beseitigen
wollten, so übergaben diese den Alliirten zwei Stadtthore.
Unter dem Schutze der englischen und französischen Besatzung
liessen sie dann die entlaufenen kaiserlichen Soldaten aufgreifen
und haufenweise köpfen.
Anfang Juni kam der Statthalter Ho - k w e i - t s in nach S h a n g -
h a e und bemühte sich vergebens, die Alliirten zu aggressivem Vorgehen
und Säuberung seiner Provinz von den Rebellen zu vermögen.
Es war seihe letzte, eitele Hoffnung, der drohenden Ungnade zu
entgehen: bald darauf wurde er degradirt, nach P e - k in berufen
und enthauptet. Ho- k w e i - t s in erfüllte damit das gewöhnliche
Schicksal unglücklicher Statthalter und zugleich die warnende Ver