
Schwierigkeiten kaum übernommen. Erst bei der Redaetion
wurde mir klar, dass mit der blossen Schilderung unserer
Erlebnisse in Ost-Asien -wenig gethan sei. Der Abschluss
der preussischen Verträge mit Japan und China ist eine
kurze Episode in der Entwickelung des Verkehrs mit diesen
Ländern, eine einzelne Scene aus einem inhaltreichen Drama,
deren Vorgänge Bedeutung und Leben nur als Theile des
Ganzen gewinnen. Die Thätigkeit des Grafen zu Eulenburg
in beiden Ländern fiel in merkwürdige Perioden dieser Entwickelung.
bi Japan war -es die Zeit der blutigsten Anschläge
gegen die Fremden und heftiger pobtiscber Gährung,
welche, damals in tiefes Dunkel gehüllt, die bald nachher
erfolgte Umwälzung einleitete. In China war die angemaasste
< Iberhoheit des Himmelssohnes über alle Reiche des Erdenrundes
von den Westmächten eben zum ersten Mal äusser-
lich gebrochen worden, im Bewusstsein des Kaisers und
seiner vertrauten Riithe aber keineswegs so vollkommen
erstorben, dass sie sich nicht gegen den preussischen Vertrag
noch in heftigen Paroxysmen gewehrt hätte. Die -Genehmigung
des Vertrages war der letzte amtliche Act des
Kaisers Hien-fun und wurde unter sonderbaren Umständen
ertheilt. Unter den Vertragsverhandlungen bereitete sich
der Staatsstreich vor, welcher gleich nach unserer Abreise
aus P e-kin die fremdenfeindlichen Grossen beseitigte und das
Fortbestehen der Gesandtschaften in der Hauptstadt möglich
machte. Das Alles zu vollem Verständniss zu bringen,
bedurfte es einer Darstellung der ganzen Entwickelung des
Fremdenverkehrs, der Verträge und Kriege mit jenen
Ländern. Im Zusammenhang und mit einiger Gründlichkeit
ist dieser Stoff niemals behandelt worden; selbst die Vorarbeiten
sind dürftig.
Die Geschichte des Fremdenverkehrs mit China, das
wichtigste Stück dieses Bandes, machte grosse Schwierigkeit.
Diese Arbeit ist in der Form keineswegs abgerundet;
sie wäre kürzer und klarer geworden, wenn ich sie auf
einige Monate fortgelegt, dann nochmals durchgearbeitet
hätte, was weder den Wünschen der Königlichen Regierung,
noch meiner Neigung entsprach. So möge denn der Leser
sich durcharbeiten. Die Substanz ist aus zuverlässigen
Quellen geschöpft; für die letzten ereignisreichen zwanzig
Jahre boten die in den Archiven zu Kan-ton, ün Sommcr-
palast bei Pe -kin und an anderen Orten erbeuteten chinesischen
Documente, deren grösster Theil bis jetzt nur in
den Publicationen des englischen Parlamentes abgedruckt
ist, ein reiches Material. Des Chinesischen unkundig musste
ich die von den bewährtesten englischen Dolmetschern gelieferten
Uebersetzungen benutzen, die ich gewissenhaft
wiedergab. Alle Citäte stammen aus unzweifelhaft echten
Documenten. -— Für den Tae- pin -Aufstand, der einen
wesentlichen Theil dieser merkwürdigen Entwickelung bildet,
hielt ich mich an die zuverlässigen Werke von Meadows,
Lindesay Brine und Andrew Wilson. Die ersten Acte dieses
Dramas enthält der . einleitende Theil, die weitere Entwickelung
während unserer Anwesenheit in China der Reisebericht,
und das Endé ein Anhang am Schluss des vierten
Bandes.