
K w u n - sa n zu scheu, wie das Landvolk sich ohne Furcht unter siö
mischte und ihnen verkaufte, und wie Alles nach dem vollen Wei-th
bezahlt wurde . . . . Am 2. Augüst in der Frühe gelangten wir
nach S u - t s a u und hatten an demselben Tage eine Zusammenkunft
mit dem K a n - w a n . Er erschien in reichem Gewände und goldgestickter
Krone, umgeben von vielen Officieren, welche sämmtlich
Gewänder und Mützen von gelber und rother Seide trug en.............
Am folgenden Tage besuchten wir ilm wieder. Ein fremder Kaufmann
war da, als wir ein traten, und der K a n - w a s schien erregt;
Bald erfuhren wir den Grund: eben war ihm gemeldet worden,
dass seine Schreiben an die Vertreter der fremden Mächte in
S h a n g - i ia e nicht geöffnet wurden, da die Stadt von englischen und
französischen Soldaten besetzt sei. Ersteres erklärte er für eine
persönliche Beschimpfung, letzteres für offene Verletzung des Neu-
tralitäts-Principes, das die Fremden den beiden kämpfenden Partheien
gegenüber befolgen sollten,« H d n - d z in verbreitete sich im
Laufe des .Gespräches über religiöse Gegenstände und schilderte
den T i e n - w a n als einen frommen Mann, der am liebsten die Bibel
und The Pilgrims Progress läse. Sehr erbaut und hoffnungsvoll
kehrten die Missionare am 5. August nach' S h a n o - h a e zurück.
Am 16. August rückte der T s ü n - w a n gegen S h a n g - h a e vor;
S u n - k i a n blieb eingeschlossen in seinem Rücken. Er schickte folgendes
Manifest an die Vertreter von England, Frankreich und
America.
«Li, der T reu e König des Himmlischen Reiches u. s. w., an die
ehrenwerthen Gesandten u. s. w.
E he ich mein Heer von S u - t s a u ausrüeken lifeSs,’ schrieb ich
e'uch, dass es bald nach S h a n g - h a e kommen werde, und dass, wenn
die Wohnungen euerer ehrenwerthen Nationen und die Handlungshäuser
gelbe Flaggen als unterscheidendes Zeichen aufzögen, ich sofort
meinen Officieren und Soldaten Befehl geben wollte, diese auf keine
Weise zu betreten oder zu behelligen. Da ih r nun mein Schreiben
empfangen und gelesen hattet, so glaubte ich, ih r würdet nach seinem
Inhalt gehandelt haben. Mir war jedoch unbekannt, dass euere ehren-
\Verthen Nationen än änderen Plätzen d e r Präfeetür S u n - k ia ü Kirchen
gebaut hatten, wo sie das Evangelium predigten, bis gestern, da meine
Armee auf eine Abtheilüng Kobolde (Tartäfen) stieSs, welche ihrem
Vordringen entgegentrat; meine Soldaten griffen sie an Und vernichteten
viele, Bei diesen Kobolden waren vier Fremde; Einen davon
erschlügen meine Soldaten, nicht wissend, aus weichem Lande er
se i.108) Um nun mein gegebenes W o rt zu halten, dass Fremde gut
behandelt werden sollen, liess ich den Soldaten, welcher den Fremden
getödtet h a tte , sofort hinrichten, und hielt also mein Wort. Nachher
sah ich, d a s s 'in S e - kin eine Kirche wa r, und erfuhr e rst dadurch,
dass Leute euerer ehrenwerthen Nationen dahin kamen, das Evangelium
zu le h re n , und dass s ie , obwohl sie keine gelbe Flagge aufzogen, die
Kobolde doch nicht unterstützten.
Is t nun auch das Geschehene geschehen, so können doch für
künftig Vorsichtsmaassregeln getroffen werden. Meine Armee wird
je tz t unmittelbar auf S h a n G - h a e rücken. Sollten in den Städten
und Dörfern auf ihrem Wege Kircheh sein, so hoffe-ich ernstlich, dass
ih r den zugehörigen Leuten gebieten werdet, an den T h ü ren Ztl
stehen u n d zu melden, dass es Kirchen sin d , damit künftig keine
Irrungen entstehen.
Meine T ru p p en gelangten schon nach T s e i - p a n u n d werden
bald in S h a n g - h a e sein. Deshalb hoffe ich ernstlich, dass ih r ehrenwerthen
Gesandten die Leute euerer Nationen vor euch bescheiden
und anweisen werdet , ihre T h üren zn schliessen, darin zu bleiben und
gelbe Flaggen auf den Häusern aufzustecken; dann haben sie meine
Soldaten n ich t,zu fürchten, denn ich befahl schon, dass sie in diesem
Falle niemand belästigen oder beschädigen sollen.
Nach meiner Ankunft will ich selbst, alle anderen Sachen mit
euch besprechen. Unterdessen sende ich dieses eilige Schreiben und
ergreife die Gelegenheit, mich nach euerem Befinden zu erkundigen.
T a e - p i n T i e n - k a u 10. J a h r 7. Mond. 9. Tag
(18. August 1860).«
An demselben Tage rückten die Truppen des T s u n - w a n , in
breiter Fronte Alles vor sich niederbrennend, gegen S h a n g - h a e ,
warfen die Kaiserlichen aus ihrem verschanzten Lager eine Viertelmeile
vor dem Westthore und jagten sie in die Stadt. Im Jesuitenhause
S i - k a - b e wurden mehrere chinesische Christen und ein französischer
Priester gemordet.
Indische Infanterie (Sepoys) und englische Seesoldaten hielten
die Stadtthore besetzt; die FTussfronte beherrschten britische
Kanonenboote; alle Zugänge der fremden Ansiedlung waren durch
Barricaden gesperrt, bei welchen die Freiwilligen standen. Man
liess am 19. August die T a e - p i n - Colonne bis dicht unter die Stadtmauer
kommen und schoss sie daun zusammen. Der Angriff war
kindisch und ohne Chance des Erfolges. Für die Nacht zogen die
108) Es war ein französischer Geistlicher.