■ ill
manche Forscher anf Irrwege gefülirt. Es gilt dies z. B. für die Arbeiten R e g n a r d s '")
nnd T im ir ia z e f f s “ ), die den Beweis zu erbringen sucliten. daß der ans der Pflanze
extraliierte Cldoroi)li}dlfarbstoff für sich allein zu assimilieren vermöge. Das Gegenteil
davon lelirten die ^'ersnclle von P r i n g s h e im " ) nnd K n y ‘«) und meine eigenen").
Nur das vom Cldoropliyll durclitränkte Stroma vermag zn assimilieren, es ist also
der Farbstoff u n d das Stroma nötig. In letzter Zeit wurde ancli von melireren Seiten
beliaujitet. daß ancli etiolierte, von Chloroiiliyllfarbstoff' völlig freie Cliromatojihoren
CO2 zu zerlegen imstande seien. So lieliaiiptet E n g e l m a n n "): „Die cliloroiiliyllfreien, aber
etiolinlialtigen Zellen des Blattparenchyms im Dunkeln gekeimter Ptiänzclien von
Nastiirtiiim scheiden (im Gegensatz zur lierrsclienden Ansiclit) in Liclit von mäßiger
Helligkeit gebraclit, aiigenblicklicli Sauerstoff'ab.“ Analoges will J o s o p a i t " ) und vor
kurzem auch K o h l '") beobaclitet haben. Der letztere ist geneigt, dem Carotin, welclies
den illauen und violetten Anteil des Spektrums alisorbiert, bei der Kohlensäure-
Assimilation eine wichtige Rolle ziizusclireiben. ^tersllche mit Zellen etiolierter Blätter
(Hemerocallis fiilva, Pisimi sativum, Elodea canadensis) ließen nacli K o h l unter Anwendung
der ENGELMANNschen Bakterienprobe und der mikroskopischen Blasenzähl-
niethode eine Sauerstoffalisclieidung erkennen. Audi glaubt K o h l in der Tatsache,
daß Piianzenrassen mit ausschließlich goldgelben Blättern (Sambucus, Evonymus,
Koniferen) nicht unbeträchtlich waclisen, einen Beweis zu erblicken, daß die Gesamtheit
der gelben P’arbstoffe ilirer Blätter imstande ist, den Assimilationsprozeß zu
unterlialten, und daß das Carotin liierbei die Hauptrolle spiele. Da ich aber mit der
Leuchtbakterieninethode bei Versuchen mit verschiedenen in vollständiger Finsternis
erwaclisenen Pflanzen (Zea Mais. Phaseolus miiltiflorns, Lepidium sativum, Hordeum
vulgare) durchwegs negative Resultate erlialten habe, so stehe ich vorläntig den entgegengesetzten
Angaben selir skeptiscli gegenüber. Denn abgesehen von gewissen
Fehlerquellen, die mit der sonst so ausgezeichneten ENGELMANNschen Methode verknüpft
sein können, wäre auch an die Möglichkeit zn denken, daß schon mit dem
Beginne der Beleuchtung aucli die Chlorophyllliildung anhebt, und daß von diesen
Clilorophyllspiiren die Assimilation ausgeht. Was die frülier erwähnten Piianzenrassen
mit gelben Blättern anbelangt, so möchte icli darauf hinweisen, daß deren Blätter
beim Austreiben und einige Zeit nachher vielfacli deutlich grün sind und erst später
fast ganz gelb erscheinen, in diesem Zustande aber, wie die spektroskopische Untersuchung
lehrt, Chlorophyll enthalten. Daher bin icli. sohjnge nicht weitere Versuche
und Tatsachen bekannt werden, geneigt, anzunehmen, daß der Satz, demzufolge vielleicht
abgesehen von den Purpnrbakterien, nur chlorophyllhaltige und verkapptes
Chloropliyll entiialtende Cliromatoplioren Kohlensäure im Liclite assimilieren können,
aucli heilte noch zu Recht besteht. Es würde daraus von neuem die fundamentale
Bedeutung des Chlorophyllfarbstoff'es für die Assimilation im Lichte hervorgehen.
Worin besteht nun diese Bedeutung? Darüber, wie der Farbstoff' in den
Assimilationsprozeß eingreift, ob direkt oder indirekt, wissen wir Sicheres nicht. Die
seinerzeit von T im ir ia z e f f aufgestellte Idee, daß der Chlorophyllfarbstoff durch das
Licht zu einer gelben Substanz unter Sauerstoff'abgabe reduziert und durch den bei
der Reduktion der Kohlensäure freiwerdenden Sauerstoff wieder zu grünem Chlorophyll
oxydiert werde, fand keinen Anklang und ancli P r in g s h e im s liekannte Liclitscliirm-
theorie kann als aligelehnt betrachtet werden.
Hingegen gewinnt die Idee, daß die dem Chlorophyll und seinen Begleitfarbstoffen
eigenartigen optisclien Eigenscliaften für den Assimilationsprozeß von lier-
vorragender Bedeutung sein dürften, immer mehr an Boden. In der Tat, wenn man
sicli die auffallenden Spektren des Cliloropliylis, des Phykoerythrins und des Phyko-
cyans nnd ihre wunderbare Fluoreszenz vor Augen liält, so kann man sicli kaum der
Meinung verschließen, daß solche auffallende Eigenscliaften ziiin Assiniilationsprozesse
in Bezieliung stehen dürften. In der Literatur tinden sicli bei D u m a s , H e l m h o l t z .
L o m e l l , B e c q u e r e l und T im ir ia z e f f mehr minder bestimmte Angaben darüber,
daß die lebendige Kraft des Liclitstrahls dnrcli Absorption von Licht dem Assimilationsprozesse
dienstbar gemaclit werde und namentlicli war es T im ir ia z e f f , der
sicli auf dieses Problem konzentrierte und in seinen Arbeiten eine Beziehung zwischen
Assimilation nnd Absorption des Liclites im Chlorojiliyll feststellte. Es gelang ilim'")
zunächst aut gasometrischem Wege zn zeigen, daß das Assimilationsmaximum den
Straliien zwischen B nnd C zukommt nnd daß auch sonst eine Bezielinng zwisclien
Assimilation und Aiisorption im Chlorophyll bestellt, in dem Sinne, daß die Kurve
der Liclitabsorption der der Assimilation ziemlich gleicii ist. Daß den BC-Strahlen
die größte assimilatorisclie Kraft anliaftet, zeigte der genannte Forscher in eleganter
Weise dadurcli, daß er auf ein entstärktes Blatt ein Sonnensiiektrum entwarf und
sodann durcli die Jodprobe das Spektrum gewissermaßen in das Blatt einzeiclmete " “).
Band I erschien selir scliarf, die Bänder im Orange nnd Gelb erschienen als Halb-
schatten.
Auf ganz anderem Wege, dnrcli Verwertung der ingeniösen Bakterienmetliode
im Mikrospektriim konnte E n g e l m a n n " ) nocli in viel genauerer Weise zeigen, daß
Liclitstrahlen im allgemeinen um so stärker assimilierend wirken, je melir sie absorbiert
werden. Wenn aiicli in den Resultaten einzelne Widersprüclie nocli aufzuklären
sind, auf welclie vor kurzem J o s t " ) aufmerksam gemacht liat, so kann docli
im großen und ganzen eine derartige Bezielinng namentlich mit Rücksiclit anf die
so leiclit aiisorbierbaren BC-Stralilen niclit bestritten werden.
Bekanntlicli maclite H. \ ' o g e l " ) schon vor ziemlicli langer Zeit die wichtige
Entdeckung, Bromsilber für jede lieliebige Farbe liclitem])findlich zu machen, bezw.
die bereits vorhandene Empfindliclikeit für gewisse Farben zu steigern. Es ist zu
diesem Zwecke nur nötig, einen die chemisclie Zersetzung des Bronisilbers befördernden
Stoff zuzusetzen, der die betreffende Farbe alisorbiert, die anderen niclit. So
werden Bronisilberplatten, denen ein grüner, stark rot absorbierender Farlistoff zii-
gesetzt wird, aucli liclitempfindlicli für rot, der Farbstoff wirkt liier als optisclier
Sensibilator. T im i r i a z e f f . E n g e l m a n n und R e in k e schreiben dem Cliloropliyll
eine analoge Rolle zu, ja E n g e l m a n n " ) (ji. 2U) sagt geradezu: „Das {anscheinend)
farblose Stroma des Cliromopliyllkörjiers würde dann der pliotograpliischen Platte
entsprechen, deren absolute und relative Empfindliclikeit für die verscliiedenen Wellenlängen
wesentlicli vom optischen Absorptionsvermögen der beigemischten Farbstoffe
abliängt.“ Nachdem sich T im i r i a z e f f ' " ’) schon frülier in ähnlichem Sinne geäußert.
: i ;r i» i f