von der jetzt in Europa und Sibirien so weitverbreiteten Ficlite. Auch die im
jüngeren tertiären Europa weitverbreitete Poiiulns mutabilis Heer ist mit keinei'
enroiiäiscben Aid verwandt, sondern mit der von Sibirien bis in das tropische Ostafrika
(am Tsavo) unter 3° s. Br. i-eichenden Poinüns eujiliratica Olivier. Mehrere
Oattnngen sind bis jetzt nur im tertiären Südenropa, im Alpengelände und dem
Mittehneergebiet nachgewiesen worden. \'on diesen sind besonders wichtig: Encepha-
lartos Gorreixii Saj). auf Knmi in Euböa, als Repräsentant einer jetzt südlich der
Sahara noch sehr formenreichen Cycadaceengattung, Dracaena narhonensis Sap., wie
es scheint, nahestehend der D. draco L. der Kanaren, der D. cimiabari Balf. f. auf
Socotra und der D. schizantha Baker an der Somahküste, Ocotea im Tertiär des
südlichen Frankreich und Piemonts, nahestehend der 0. foetens (Spreng) Baill. von
den Kanaren, sowie einigen Arten der afrikanischen Gebirge, Laurus canariensis Webb.
und Ilex canariensis Webb. et Berth., also mehrere jetzt noch auf den Kanaren vorkommende
Typen, dei'en ehemalige Verbreitung zum Teil an die von Erica arborea L.
erinnert, welche heute noch auf den afrikanischen Hochgebirgen, im Mittelmeergebiet
und auf den Kanaren häutig ist. Die in der Gegenwart als Bestandteil der mediterranen
und tropisch - afrikanischen Gehölzflora auftretenden Gattungen Smilax,
Zizyplius, Olea, Pistacia (gegenwärtig auch im Somaliland), Gleditschia, Celtis, Buxus
waren ebenfalls im Tertiär des südlichen Europa vertreten. An diese Gattungen
schließen sich andere des südeuropäischen Tertiär an, welche südlich vom Mittelmeergebiet
nicht Vorkommen, wie Punica (in Afrika nur auf Socotra), Ceratonia, Nerium,
Arten von Rhiis Sect. Trichocarpae vom Typus der Rh. coriaria, Cotinus, Vitis vom
Typus der V. vinifera, Coriaria, Cercis, Fraxinns, Laurus nobilis L. Diese Vorkommnisse,
welche sich durch das jüngere Tertiär und südlich der Alpen in die von der
Vergletscherung der Alpen wenig beeinflußten Gebiete teilweise auch durch postglaziale
Ablagerungen bis in die Gegenwart verfolgen lassen, beweisen das europäische
Indigenat für mehrere Arten, welche V ic t o r H e h n als asiatische, in Europa
durch den Einfluß des Menschen eingefülirte Formen ansali. Die Verbindung Europas
mit Asien besteht allerdings nicht bloß durch diese früher und gegenwärtig im ganzen
Mediterrangebiet verbreiteten Gattungen, sondern auch durch das Vorkommen einiger
schon vorher im Tertiär bis Grönland reichenden Gattungen, sowie durch den Nachweis
von Acerarten ans der Verwandtschaft der vorder- und ostasiatischen, von Gymno-
cladus macrocarpa Sap. in mediterranen Ablagerungen, durch das Vorkommen von
Magnolia, von Cinnamomum, von Pentaphylax, von Stuartia, von Deutzia und Cassiope
im Bernstein des Samlandes. Wie schon einzelne der früher genannten Gattungen
auch Beziehungen zur gegenwärtig in Nordamerika auftretenden Flora ergeben, so wird
eine solche auch durch gut erhaltene Reste von Robinia in tertiären Ablagerungen
der Schweiz dokumentiert und die im mittel- und südeiiropäischen Tertiär vorkommenden
Tilia, Cornus, Fraxinns erinnern teils an asiatische, teils an amerikanische Typen.
Nach alledem kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die große Überein-
stimmimg. welche die nordamerikanische, insbesondere die ostamerikanische Baumflora
in ihrem allgem e i n e n Cha r akt e r mit der des extratropisclien Ostasien aufweist,
sich im Tertiär auch auf die Flora Europas, sowie Grönlands erstreckt hat. Es ist
nun jedenfalls keine gewagte Hy])othese, wenn wir von der in ihren hauptsächlichen
Grnndzügen vorliegenden Geschichte der Bau in gattun gen auch auf die der Strauchformen
und Stauden schließen, welche in Waldformationen vorkommend gegenwärtig
eine älmliche Verbreitung zeigen, wie die Banmgattungeii. Es ist nicht gewagt, wenn
wir z. B. die gegenwärtige Verbreitung von Syringa, deren fossile Reste uns nicht
bekannt sind, von Forsythia, welche uns heute in zwei ostasiatischen Arten und der
in Albanien vorkommenden F. eiirojiaea Degen et Baldacci entgegentritt, auf eine
stärkere Entwicklung dieser Gattungen in der Tertiärperiode zurückführen, wenn wir
das Vorkommen des Rhododendron ponticnm L. im nördliclien und südlichen Portugal
mit dem im kolchischen Becken durch das interglaziale Vorkommen am Corner See,
Iseo-See und bei Innsbruck[verbindend, an eine weitere Verbreitung dieses Rhododendron f
im tertiären südlichen Alpengelände glauben, wenn wir für Prunus laurocerasus und
die ihm verwandten Arten, für Philadelphus, für Buxus, Ruscus hypoglossum und
manche andere im Mediterrangebiet jetzt zerstreut vorkommende Art ein reichlicheres
Vorkommen und auch ein ausgedehnteres Areal in der Tertiärperiode annehmen.
Auch dürfen wir uns vorstellen, daß in der Tertiärperiode die Vorfahren der jetzt
auf die Pyrenäen und die Balkanländer beschränkten Gesneraceen (Ramoiidia, inkl.
Jankaea und Haberlea), sowie der in den Pyrenäen und im Kaukasus vorkommenden
al])inen Dioscorea-Arten existierten.
Am Südfuß der Alpen, welcher sich direkt zu dem damals die heutige Po-Ebene
ausfüllenden Adriatischen Meer herabsenkte, ja noch oberlialb desselben, gedieh zuerst
ebenso, wie heutzutage am Fuß des Himalaja eine fast tropische Flora. Auch im
Osten war das Meer nahe und die Flora eine subtropische. Wir können annehmen,
daß auf die tropische und subtropische Flora eine immergrüne vom Charakter der
heutigen Mediterranflora, dann eine sogenannte temperierte Flora mit laubwerfenden
Gehölzen und endlich eine Hochgebirgsflora folgte. Ob die jetzt in den Hochgebirgen
so ausgeprägten Regionen der Koniferen sich schon im Tertiär ausgebildet und später
herabgedrängt, nach der Eiszeit wieder aufwärts gestiegen seien, lasse ich unentschieden.
Sicher ist, daß in der iniozänen und jiliozänen Tertiärperiode alle jetzt in Europa
vorkommenden Typen der Abietineae in Mitteleuropa nördlich der Alpen existierten,
und es ist nach der gegenwärtigen Verbreitung derselben nicht daran zu zweifeln,
daß die Ga t t ung en der Abietineen am Ende der Tertiärperiode auch in Zentral-
und Ostasien, sowie in Nordamerika existierten; aber es ist zweifelhaft, ob sich in
den Gebirgen von Anfang an so ausgedehnte Regionen und im Norden Zonen wie
gegenwärtig gebildet liaben; es ist wahrscheinlich, daß sich diese Regionen sehr
allmählich mit dem Fortschreiten der Hebung der Gebirge und der Differenzierung
des Klimas im Norden Eurasiens und Nordamerikas herausbildeten. Finden wir doch
auch jetzt noch in den Laiibwaldregionen der Gebirge die Koniferen hier und da
eingestreut. Die Pflanzen der baumlosen Regionen müssen ihren Ursprung in den
Pflanzen der unt e r e n baum- und strauclilosen Formationen haben. In den Ritzen
der Felsen der montanen Region und im Geröll haben sich zuerst die Arten entwickelt,
welche wenig Humus und wenig Wasser beanspruchen, diese waren geeignet, an ähnlichen
Lokalitäten in höhere Regionen aufzusteigen, zum Teil mit kleinen Abänderungen.