•s
:i
- IA
■ -4:
U.
.4«
: m
. ■ rüM
I /T*.
physikalisch-chemischen Ermittlung von Landolt verknüpft, daß Ammoniak durch
Platinschwarz in Salpetersäure übergeführt wird.
Aber das kommt nicht allein in Betracht. Ich habö die Gleichung III. 1.
damals bereits ausdrücklich erwähnt, nm auch zu zeigen, „wie sich nicht nur die
Synthese von Kohlehydraten aus dem Kohlenstoff der Kohlensäure, sondern auch die
Fähigkeit der Sanerstoffübertragung, die sogenannte Oxydationsgährung, gleichfalls als
eine einfache Anpassnngserscheinung der Ernährung darstellt“. Es ist geradezu erstaunlich.
wie W inogradsky hieraus mir das direkte Gegenteil der tatsächlichen
Erfahrung, nämlich daß die Nitrihkation reichlich Sauerstoff erfordert, znschreiben
nnd die Behauptung unterschieben konnte, daß damit die Nitrifikation bei Sauerstoff-
abschlnß vor sich gehen müsse. In Wirklichkeit handelt es sich um gar nichts
anderes, als daß bei dem Prozesse der Nitrifikation unbedingt Sauerstoff in statu
nascendi entstehen muß (L), der im Protoplasma auch sofort, ehe er nach außen frei
austritt, zur Verfügung steht. Ich erkläre aus dieser wichtigen Tatsache gar nichts
anderes als die Sauerstoffübeitraguug. Das aber ist eine Sache, die ganz eindeutig
durch die späteren Aiiieiten von P f e f f e r und E wart ergänzt wurde. Ich glaube
auch, daß man mir anf diese Weise zu einem Verständnisse der vom Gesamtleben
der Zelle abtrennbaren Funktion der Sanerstoffübertragung und damit zn dem Begriffe
der Oxydase kommen kann. Hätte W inogradsky seinen eigenen Versuch
mir bis zu Ende diirchgedacht, so würde er aus den hierzu erforderlichen Gleichungen
haben erkennen müssen, daß auch bei der Zweiteilung des Vorganges (I. und III,
2a und b) dieses Stadium eintreten muß. Nur dadurch wird es verständlich, daß
die Intensität der Nitrifikation geradezu in einem Mißverhältnisse steht zur Vegetation
der nitrifizierenden Bakterien.
Gellt man von der ursprünglichen Aiiftässung von Bayer aus, so müßte
man bei Gleichung I als Zwischenstadimn die Reduktion mit Wasserstoff annehmen.
Die Bildung von freiem Sauerstoff wird dadurch nicht alteriert, darf also unter keinen
Umständen übersehen werden, ebenso wenig wie die Bildung von Kohlehydraten.
Woher könnte aber bei der Nitrifikation Wasserstoff kommen? Löav meinte, „daß
bei unvollständiger Oxydation des Ammoniaks Wasserstoff disponibel wird, der zur
Reduktion der Kohlensäure dient:
I. 2NH3 y 2 O2 = 2HNO2 y 4H.
II. CO2 y 4H = y o y c y o .“
Da der Prozeß aber mir bei ungehindertem Zutritt von Sauerstoff vor sich
geht lind deshalb stets vollständige Oxydation möglich ist, muß man in bezug auf
den Wasserstoff eher umgekehrt an eine Feststellung von H o p p e -Se y l e r denken,
nach der naszierender Wasserstoff infolge seiner Affinität zu Sauerstoff bei Anwesenheit
von indifferentem Liiftsauerstoff dessen Molekel zerreist, aktiviert und damit Ammoniak
zu salpetriger Säure oxydiert:
I. H 2 y 2 0 2 = H2o y O3. II. N H g y O g ^ H N o ^ y H2O.
Hier handelt es sich aber um etwas ganz anderes, da der Wasserstoff irgendwie
gebildet und irgendwo hergenommen werden muß, um Ammoniak zu salpetriger Säure
zu oxydieren, während nach Löw das Ammoniak selbst den Wasserstoff liefern müßte.
Bei der Zweiteilung der ganzen Nitrifikation müßte man dann aber noch
weiter folgende Möglichkeit annehmen: HNOg y HgO = HNO3 y H j, weil für diese
Phase der Nitrifikation, d. h. für die Oxydation von Nitrit zu Nitrat für die Reduktion
von CO., nur salpetrige Säure als Quelle für den Wasserstoff in Betracht kommen
könnte. ' Mit Rücksicht auf die gewaltigen Oxydationswirkungen der salpetrigen und
Salpetersäure scheint mir eine solche Entstehung von Wasserstoff aus Ammoniak und
salpetriger Säure wegen der sofortigen Oxydation derselben, die eine andere Wirkung
derselben kaum znlasseii dürfte, äußerst unwahrscheinlich.
Bei meiner oben dargelegten biologischen Auffassung der Kohlensäureassi-
railation, die mit den chemisch zulässigen Auffassungen über Konstitution der Kohlensäure
in vollem Einklänge steht, ist die Annahme einer Reduktion durch Wasserstoff
auch vollständig überiiüssig.
ScHLÖsiNG und Mü n t z , welche das Verdienst haben, die Nitrifikation im
Boden als Lebensvorgang erkannt zu haben, konnten sich nicht erklären wohei chlorophyllfreie
Mikrobien den Kohlenstoff nehmen, da CO^ ausgeschlossen sei. Sie bemühten
sich deshalb einen überall vorhandenen nährfähigen organischen Körper nachzuweisen
und ergänzten die Vorstellung unserer Bierdichter, nach der die ganze Natui
trinkt, durch die Annahme und den angeblichen Nachweis, daß überall Alkohol zur
Verfügung stehe. Das war durch meinen Nachweis 1887 als überflüssig und unrichtig
erwiesen, aber erst 1890 gab Müntz zu, daß die nitrifizierenden Mikrobien Teetotaler
sind und sich des Alkohols enthalten.
Die nitrifizierenden Mikrobien können sich als prototrophe Organismen an
den Umsetzungen der Erdrinde beteiligen. Aber man darf sowohl für frühere
Perioden als für die Gegenwart diesen Einfluß gegenüber dem überwältigenden Anteil
der grünen Pflanzen vermutlich wohl nur mäßig einschätzen.
Nachdem 1903 Nathanson im Meere Bakterien ermittelt hatte, welche aus
Natriumthiosulfat Schwefel abspalten, hat B e i j e r in c k 1904^ mitgeteilt, daß er im
Schlamme von Süßwasser aus Gräben und Kanälen einen „Thiobazillus thioparus“ gezüchtet
hat, der aus verschiedenen Schwefelverbindimgen, aus Natriumthiosultat, le tia -
thionat, Ammoniumrhodauat und Schwefelwasserstoff Schwefel freimacht. Diesei Piozeß
ist, wie der der Oxydation von Ammoniak und salpetriger Säure bei der Nitrifikation,
exothermisch und soll nun nach N athanson und B e i j e r in c k dazu dienen, die
Kohlensäure von Natriumbikarbonat zu reduzieren. B e i j e r in c k sagt darüber wörtlich:
„daß dieser Erreger tatsächlich für die Kohlensäurereduktion des Natriumbikarbonates,
d. h. also für die Bildung der organischen Stoffe der Bakterienkörper, verwendet
wird, ist unzweifelhaft.“
Angaben, wie er sich gegen Verunreinigungen geschützt hat, gibt er nicht,
so daß man nur aus der meiner Ansicht nach überscharfen Kritik der Versuche von
W inogradsky schließen darf, daß er sich gegen die kohlenstoffhaltigen orgamscheii
Stoffe des destillierten Wassers und der Luft geschützt hat. Irgendwelche Vorstellung,
wie bei diesem Vorgänge die Reduktion verlaufen könnte oder ob er irgend em Produkt
ermittelt habe, gibt er nicht. Auch schriftlich äußerte er sich mir gegenüber nicht,
als ich ihm meine Ansicht mit einer Bitte um eine Gegenäußerung mitteilte.
l'i Résultats sciontifiques du Congrès international de Botanique.
■y::l
uLElüitat
i'Bim
LllS