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milieren brauchten, wenn sie höhere Kohlenstoffquellen zur Ernährung hatten. Diese
Algen waren also nach den Ernähriingsbedingnngen bald echte Pflanzen, bald aber
verhielten sie sich wie gewöhnliche Saprojihyten.
Etwas Ähnliches ist der P’all bei den oben genannten Schwefelbakterien, ivenn
die einen sich der Kohlensänreassiinilierung durch das Licht gelegentlich bedienen
können, während aber alle Gruppen derselben, gefärbte und ungefärbte, auch ohne
Photosynthèse ihi'e Leibessubstanz aufznbanen vermögen.
Diese Bakterien führen den Namen Schwefelbakterien, weil man in ihnen
Köineben flndet. die C. Mü l l e r zuerst als Schwefel erkannte. P\ Co h n , der sie
zuerst bei Purinirbakterien gefunden hat, schrieb ihre Bildung der Bediiktion von
Sulfaten zn. während H o p p e -Se y l e r umgekehrt nnd richtig erkannte, daß diese
Oiganismen im Innei'u Schwetelwasserstott zu Schwefel zn oxydieren vermögen.
WiNüGRADSKY, (1er slcli 1887 dieser Ansicht anschloß, erweiterte sie noch dahin, daß
er annahm, daß diese Oxydation von Schwefelverbindungen zn Schwefel und dieses
schließlich zn Schwefelsäure die Energie(iuelle sei, mit deren Hilfe die Bakterien ihre
Substanz anfbauen können. Eine Vorstellung, wie das möglich, hat er aber nicht
geänßei't und besonders fehlt jeder Hinweis, daß dabei etwa eine Assimilation von
Kohlensäure in Betracht kommen könnte.
Dazu mußte erst etwas vorausgehen, nämlich der Nachweis, daß farbfreie
Organismen imstande sind, eine cheniosynthetische Assimilaton von Kohlensäure zu
bewirken, ein Nachweis, der mir 1887 zuerst gelungen ist.
Daß chloropliylltreie Organismen niedrigste organische Verbindungen zum
Aufbau ihrer Leibessubstanz verwerten können, wissen wir, seit 1841 D ujardin
oxalsaures Ammoniak erfolgreich für Pilzkulturen verwendete. Man hat seit dieser
Zeit eine ganze Reihe von niedrigsten organischen Verbindungen, wie Weinsäni-e,
Asiiaiagin, verwendet, und ich seihst habe mit der einfachsten derartigen Lösung, die
jemals verwendet worden ist, sogar die Synthese von Bakterieniiigment, nämlich dem
dei blauen Milch, erreicht. Nur freie Kohlensäure und Karbonate versagten vollständig,
so daß es ein Axiom der Botanik war, daß für die Kohlensäure nur Photosynthese
möglich ist.
Da machte 188() einer meiner Schüler, H eraus , in einer Arbeit über Oxydationen
und Reduktionen im Wasser, die für meine damalige Tätigkeit besonderen
Weit hatten, die Beobachtung, daß in einigen Fällen Kulturen wuchsen, bei denen
als Kohlenstotfqnellen nur Karbonate vorhanden zu sein schienen. Die Sache wurde
zunächst nur registriert und blieb uns selbst noch unklar. Bei Untersuchungen über
V\ asserbakterien war nämlich ziemlich gleichzeitig von Grame r in Zürich und von
mir in Wiesbaden beobachtet worden, daß im sogenannten destillierten Wasser der
Laboratorien Bakterien leben nnd sich vermehren können. Die geringen Spuren
organischer Substanz, welche von dem Wasser selbst herrühren oder ans der Luft
des Laboratoriums stammen konnten, mußten, da spezielle Umsetzungen im destillierten
Wasser ausgeschlossen waren, in der gewöhnlichen Weise des Saiiroiihytisraus das
Leben* dieser anspruchslosesten Organismen ermöglichen.
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Dieser Ptehler mußte also ausgeschlossen werden, nnd das habe ich zum
erstenmal in Aufnahme eines Punktes der Untersuchungen von H eraus 1886/87
getan und das Resultat im Sommer 1887 diitzendemal in meinem Laboratorium
demonstriert. Es gelang mir damals unter Vermeidung der aus dem Wasser oder
der Luft des Laboratoriums stammenden Verunreinigungen einen Aufbau organischer
Substanz durch farblose Bakterien zn erreichen, wobei als Stiekstoffiiiielle nur Ammoniak,
bezüglich eine Ammoniakverbindung, als Kohlenstoffquelle ein lockeres Karbonat oder
freie Lnftkohlensäure vorhanden waren. Es gelang mir damals, mit Ammoniumkarbonat
])ositive Erfolge zn erzielen, während ich bei Verwendung von Ammoniumchlorid als
Stickstoffquelle positive Resultate nur dann erreichte, wenn die zutretende Luft Kohlendioxyd
enthielt, dagegen nicht, wenn dieselbe von Kohlensäure befreit war. Ich muß
(las nachdrücklich nochmals erwähnen, weil manche späteren Untersucher nnd Nach-
lu'üfer diese Momente nicht genügend beachtet haben.
Da aus dem Ammoniak in meinen Versuchen Salpetersäure entstand, habe
ich einerseits die Oxydation des Ammoniaks als Energie(pielle für die COa-Assimilation
betrachtet, andererseits aber darauf hingewiesen, daß der bei diesem Prozeß biologisch
in der COg-Reduktion fi-eiwerdende Sauerstoff' in statu nascendi sofort zur Oxydation
von Ammoniak verwendet werden könnte, nnd habe dieses Moment deshalb betont,
lim darauf liinzuweisen, wie wir anf diese Weise das Entstehen von Oxydations-
gährungen verstehen können. Diese Prozesse verlaufen nämlich nnr bei Zutritt von
Sauerstoff, aber im Dunkeln sogar besser als im diffusen Tageslichte, während Besonnung
den Prozeß aufhebt.
W inokradsky hat später, indem er mir so ziemlich das gerade Gegenteil
unterschiebt von dem, was ich gesagt habe, behauptet, daß nach meiner Auffassung
dann Nitrifikation bei Sauerstoffabschluß verlaufen könne, und das sei ein Unsinn.
Da ich dies nie behauptete, so ist die ganze Kritik von W inog ra dsk y , die das
positive und grundsätzlich Neue ganz ignorierte, dafür aber einen chemischen PVliler
einführte, hinfällig. Um so sonderbarer mußte es berühren, wenn Winogradsky
1890 erst auf Grund eines vollständigen und groben Mißverständnisses meine Ansicht
herunterriß, dann aber kurz darauf in demselben Jahre 1890, also volle ,3 Jahre
nach mir, dieselbe Tatsache und Ansicht noch einmal äußerte.
Was 1887 von mir entdeckt und zum erstenmal klar und eindeutig ausgesprochen
ein grober Irrtum sein sollte, war nun, nachdem es von Winogradsky
mit voller Kenntnis alles dessen, was dazu gehört, nochmals gefunden war, etwas
ganz anderes, nämlich: „une vérité nouvelle, d’iine importance physiologique générale,
est dès maintenant établie jiar mes expériences: c’est qii'nne synthèse complète de
la matière organique par l’action d’êtres vivants jieut s’accomplir sur notre planète
indépendamment des rayons solaires. Une des doctrines fondamentales de la jihysio-
logie n’a donc désormais qii’une valeur limitée.“
In überaus erfreulichem Gegensätze hierzu haben einige der verdienstvollsten
Forscher über die Chlorophyllfnnktion sowohl die von mir gebrachten neuen Tatsachen
als Ansichten gewürdigt, wie P r in g s h e im , E nge lmann, W i e s n e r , R e in k e , Löw,
später auch P f e f f e r , was ich gei'ade an dieser Stelle gern vermerke.
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