innere Übereinstimnuing mit den piianzengeograpiüscben Untersnclmngen Brique t s
aus den Westalpen und Jura anzuzeigen, des Ausdruckes „xerot l ieriniscl ie Be n o t e .
Noch postglazialen Alters sind in den obersten Lößschiciiten der von K riz
untersncliten Höhlen die letzten Reste der Mammute anfgefunden, welclie auch von
N e h r in g bei Tliiede (Brannscliweig) im obersten Horizont über den letzten Lemining-
resten mit Springmaus, Pferd und Riesenliirscli entdeckt worden waren Nach der
Ge^^enwart dieser Tiere muß der Formationsciiarakter der die Umgebung beherrschenden
Pflanzenwelt beurteilt werden, von der bekanntlich xerophytische Arten hoc ist
selten in Fossillager übergehen. Denn nach Gunnar Anders sons Zäliliingen aus den
scliwedisclien Mooren ist die skandinavische Baiimflora unter den Fossilresten mit
63 Proz. der Arten, die Kräutertlora nur mit 6 Proz. der so viel zaliireicheren
Arten vertreten, Pflanzen trockener Standorte aber überliaiipt nur mit wenigen zufälligen
Funden. , , . ^ i u-
Wenn wir also annehmen dürfen, daß in Mitteldeiitscliland zur letzten baltischen
Eiszeit ein Klima geherrsclit liabe, welclies je nach Lage und Höhe etwa dem
heute in Skandinavien von Gotland l)is Lappland lierrsclienden entspracli, so wurde
dann mit der xerotliermischen Periode ein Klima, vergleichbar dem unter oi)° N. an der
Wolga bei Kasan und Simbirsk iieute herrschenden, eingesetzt haben mit o -C Monat
Frostdaner, 4 - 5 Monat Wärme, 1 - 2 Monat Hitze über 20° C, und dementsprecliendem
Rückgang der Nieder Schläge.
So mußte dieser erste Absclmitt nach der letzten Eiszeit, mit der Aufhebung
der Vorherrscliaft von kalt - oder von teuchtkülü - klimatisierten Formationen,
den Zuzug der ös t l i chen Steppen p f l a n zen aus dem Herzen Rußlands bez. von
Südosten her die Einwanderung des sogenannten westpont i s chen Fl o r e n e l eme n t e s
aus dem nördlichen Balkangebiet zur Folge haben; Arten der Gattungen Astragalus,
Stipa, Lactnca, ferner solche wie Adonis vernalis nnd Seseli Hippomarathrum erhielten
zusammenhängende Wohngebiete.
ln Mitteldeutschland sind diese nocli jetzt deutlich umsciirieben und stellen
noch einzelne breitere Landflächen dar, welclie teils aus dem Verbände gerissen, teils
in schmalen Gürteln ziisammenliängend geblieben sind; daß diese Areale m die arktiscli-
borealen Genossenschaften eindrangen und sie aufrollten, gibt sich aus dem disjunkten
Areal der letzteren gut zu erkennen. Das größte zusammenhängende Gebiet xerothermischer
Genossenschaften ist westpontisch und erstreckt sicli von der Leitha vor
den Toren Wiens über Mähren nacli der Elbe bei Leitmeritz. Ein reiches Gebiet
pontischer und westpontischer Arten, aber sclion ohne die Gattung Cytisus, breitet
sich im Thüringer Becken von der Saale bei Halle und Naumburg über den Ky
häuser bis nach Gotha und Arnstadt aus: nur ein sclimaler Verbindungsgürtel, ärmer
an Arten, verbindet durch das Elbtal in Sachsen hindurch Norclböhmen mit diesem
Thüringer Gebiet. Denn letzteres stand auch mit dem von der Weichsel in Preußen
iierkoinmenden Wanderungswege mittelriissischer Steppenpflanzen während des Abschmelzens
des baltischen Landeises in einer breiten, bis Magdeburg hm sich erstreckenden
offenen Stromtal-Verbindung, und wie diese aus den verschiedenen, von
K e ilh ack festgelegten Stillstandslinien des nordischen Gletschereises in ihrer Wirkung
zn beurteilen sei, habe icli im herzynisclien Florenbezirk besprochen'). Danach
hatte Thüringen den Vorzug, von der pannonisclien und sarmatischen Besiedelungslinie
zugleich oder nacheinander getroffen zn werden, wälirend für das säclisisclie
Elbtal nur die pannonische Linie über Böhmen in Betracht kam, zu der Cytisus
biflorus und nigricans gehören.
Aber die Ausbreitung der Steppenpflanzen in jener xerotliermischen Periode,
beurteilt sowolil nacli den fossilisierten Resten von Tieren als auch nach den disjunkten
Arealflecken an ihrer heutigen Westgrenze ging viel weiter, besonders umfaßte
sie noch das Rheintal. Die Benennungen Peiicedanum alsaticiim für eine schon
in Thüringen äußerst seltene Dolde, und Centaurea rhenana für die in Sachsen nocli
sehr gemeine Centaurea paniculata oder maculosa zeigen solche Steppenpflanzen in
dieser westliclien Absprengimg, welclie in den losen Sandformationen bei Mainz eine
besonders reiche und in der Litei’atur durcli J ännicke ausführlicher bekannt gemachte
Standortsgruppe besitzt und welclie lieute durch einen breiteren Gürtel Landes im
Gebiete der Fulda und fränkischen Saale von dem an Steppenpflanzen näclistreichen
Hügellande an der Thüringer Saale und am Kyffhäuser abgeschieden ist. Aber aiicli
weit nach Südwesten, in die lieißen Täler des Wallis und nach Frankreicli hinein,
kamen diese östiiclien Arten zu einer frülieren Interglazial- oder der letzten xerother-
mischen Periode, was hier auszufüliren nicht meine Aufgabe ist. Ihre Areale enden
nach Westen staffelförmig liintereinander, wie der Vergleicli von Astragalus austriacus
und exscapiis, Lactuca viniinea, quercina und perennis, Seseli Hippomarathrum und
Peiicedanum alsaticiim, Adonis vernalis, Stipa pennata u. a. A. in interessanter
Aufeinanderfolge mit jeweilig besonderen Umgestaltungen der Besiedelungsorte und
— Wege zu erkennen gibt.
Für das mitteldeutsclie Hügelland aber mußte in dieser xerotliermischen
Periode, nacli dem Freiwerden der sonnigen Hügelregion von den Einwirkungen von
Schnee und Eis an den Ost- und Westrändern der Alpenkette, noch ein ganz anderer
Besiedelungsweg vom Südost nnd Südwest her eröffnet werden: derjenige der u n t e r s t en
Höhens t u f e des p r ä a l p i i i e n Fl o r e n e l eme i i t e s , ich meine damit Arten wie
Teucrium montaniim und Cliamaedrys, Globularia, Coronilla montana und vaginalis, Daphne
Cneorum.
Arten dieser ökologischen Grupjie mußten um so mehr Boden gewinnen, je
mehr die l iöhere präalpine Gruppe mit Arten wie Saxifraga Aizoon und Aster alpinus
sich auf die hölieren Gebirgsgegenden ziirückzog; ein Teil von ihnen liat noch heute
im westliclien Deiitscliland vom Jura bis zn den Muschelkalkhöhen des südlichen
Hannovers ein ziemlich gesclilossenes Areal, ein anderer Teil hat nur selir zerstreut
liegende Eiuzeifundorte. Und da aucli die Existenzbedingungen vieler „Gratpflanzen“
ebenso durch Steppenklima wie durch Bergklima auf trockenem Gestein gewährleistet
werden, da bei beiden die Kürze der eigentlichen Vegetationsperiode mit hohem
Liclit, starker Insolationswärme und dadurcli bewirktem extremen Temperaturgange
die wesentliclisten ökologischen Faktoren sind, so kann man sicli nicht darüber
1 ) Veg. cl. Erde, Bd. YI, p. 633.
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