und dann möchte man die oben berührte Klimaoszillation wohl mit der ersten der
von P e n c k und B r ü c k n e r angenommenen Schwankungen beim Ahschmelzen der
Würmeisdecke in den Alpen znsammenstellen.
Inzwischen hat A. C. J o h a n s e n B, auf der jetzigen Verbreitung der mit den
Bilanzen zusammen gefundenen Mollusken fußend, zu zeigen versucht, daß während
der Absetzung der Gyttja das Sommerklima ein gemäßigtes habe gewesen sein müssen.
So lebt nach ihm die in der Gjdtja von Alleröd massenhaft vorkommende An o d o n t a
mutabil i s nur in Gegenden mit einer Julitemperatiir von 13 —14° C. Allerdings
sclieint J o h a n s e n gute Stützen für seine Anschauungen vorführen zu können, und
tatsächlich können alle die oben aus der Gyttja genannten Ptianzenarten auch in
Gegenden mit einer Julitemperatiir von 14° C im nördlichen Schweden gefunden werden,
aber der allgemeine Charakter der Flora siiricht ganz bestimmt eine andere Sprache.
Eine erneuerte, von Botanikern und Zoologen zusammen durchgeführte Untersuchung
dieser hochinteressanten Ablagerungen und eine gemeinsame Diskussion der biogeographischen
Tatsachen sind notwendig, um eine sichere Grundlage für die Beurteilung
der bis jetzt widersprechenden Resultate zu gewinnen.
B. Die skandinavische Flora während der Spätquartärzeit.
Unter allen Umständen steht es fest, daß die Geschichte der jetzigen Flora
Skandinaviens und Finnlands in ihren jetzigen Wohnsitzen nur die Epoche der Quartärzeit
umfaßt, welche wir in den Alpen als Post-Würmzeit und im Norden als Post-
Mecklenbnrgian bezeichnen könnten, die ich aber am liebsten als Sp ä t q u a r t ä r z e i t
bezeichnen möchte.
Die in der skandinavischen Vegetation vorherrschenden Pflanzenvereine sind
die des Waldes, und besonders diese sind während der langen Spätquartärzeit steten
Veränderungen unterworfen gewesen. Die Beweise hierfür liefern uns die Torfmoore
und die Ton- und Kalktnffäblagernngen, welche Pflanzenreste aus längst vergangenen
Zeiten beherbergen. Die Untersuchungen derselben haben gelehrt, daß die jetzige
Pflanzenwelt von Skandinavien erst in fünf großen Entwicklungsstufen zustande
gekommen ist. Die fünf Stufen nennen wir:
1. die Zeit der Dryasflora oder der arktisch-alpinen Flora,
2. ., „ ,. Birkenflora,
3. „ „ „ Kiefernflora,
4. „ „ „ Eichenflora und
b. ., ., .. Bnclien- und Ficlitenflora nebst der der allgemeinen Verbreitung
der Kulturpflanzen des Menschen.
Diese Stufen flnden ihr Gegenstück in den heutigen Vegetationsregionen von
Skandinavien, und die gegenwärtige Verbreitung kann natürlich als das Endresultat
1) Om den fossile kvartiere Molliisicfauna i Danmark og dens Relationer tili Forandringer
i Klimaet. Diss. Köbenhavn 1904, p. 71—84.
2) Eine ausführlichere Darstellung mit Literaturverzeichnis bis 1896 findet sich in der vom
Verfasser herausgegehenen G e s c h i c h t e d e r V e g e t a t i o n S c h w e d e n s . Englers Dot. Jahrb.,
Bd. XXII (1896). Auch Separat.
der Entwicklung bezeichnet werden. Unter diesen Umständen dürfte es von Interesse
sein, einige typische Vegetationsbilder aus den verschiedenen Regionen hier zu zeigen,
und zwar um so mehr, als von solchen schwedischen Bildern bis jetzt nur sehr wenige
im Auslande veröffentlicht sind.
Z u s a m m e n f a s s u n g.
lI.a,ni)tmomente der Entwicklung des Waldes
von Schweden
Hauptmomente der
geograpli. Veränderungen
(Jütalan d
(Südscliweden)
Svealand
(Mittelscliweden)
Norrland
(Nordscliweden)
Heutige Verhältnisse
Buche Eichte Ficlite Eichte
Eiche ' ) Eiche M________ !i ___ '■ Kiefei]•
Größte Ausdehnung des
Litorinameeres
Übergang des Süßwassers
im Baltischen Becken
in Salzwnsser
Kiefei- Kiefer'b Kiefeir Größte Ausdelinung des
^ Ancylnssees ■■').
Birke
Birke'-] (Biike ?)B Eis
Dryas
Eis
Eis Eis
Übergang des Salzwassers
im Baltischen Becken
in Süßwasser
- - Höchster Stand des spätglazialen
Meeres
Diese Stufen der Florenentwicklnng sind natürlich nicht so zu verstehen,
als ob z. B. während der Eichenflora nur Eichenwälder in Schweden existiert hätten,
sondern so, daß mit der Einwanderung der Eiche ein neues wichtiges Waidelement
hinzugekommen ist, mit dem auch viele andere Arten so ziemlich gleichzeitig eingewandert
sind und durch Besetzung geeigneter Standorte der Flora eine reichere
Gliederung und größere Vielgestaltigkeit gegeben haben. So besetzte die Eiche zu
dieser Zeit in Mittelschweden die fi-nchtbareren Tonebenen und kalkhaltigen Moränen-
ablagerimgen, während die Kiefer auf den benachbarten überall zwischen den kleinen
Ebenen ansteigenden steileren Granit- und Gneishöhen noch Waldbildnerin blieb oder
wenigstens im Walde noch ioitlebte.
1) In großen Gebieten des Sinäländisclien Hocli])lateans und ln den liöher gelegenen Teilen
von Westschweden hat die Eiche jedoch die Kiefer niemals verdrängt.
2) Dieses Entwicklungsstadium hat nur in den Gegenden, die hoher als die Grenzen des
Ancylussees lagen, existiert.
3) Diese größte Ausdehnung ist in den südlichen und nördlichen Gebieten des baltischen
Beckens wahrscheinlich zu verschiedenen Zeiten eingetreten,
4) Es kann sein, daß in den südöstlicheren und nördlichsten Teilen von Norrland ein
reiner Birkenwald die ersten Wälder bildete; darüber wissen wir jedoch nichts Sicheres.
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