(laß stoffen in der Bodenscliiciit nach iiiiten zniiiinnit; ä. sich in Wäldern kein
Tscliernosjöm bildet.
Jenseits der Wolga ist der Huniusgelialt am iiöclisten und erreiclit liier
16 — 18 Proz., im Südwesten des Gebietes beträgt er dagegen nur etwa 3—4 Proz.
Nacli Norden und Süden nimmt der lluinusgelialt wiederum ab, wobei nacli Norden
zu der Boden zugleich mineralstoffärnier, nacli Süden dagegen mineralstoffreiclier
wii'd. Am äußersten Nordrande des Lößgebietes existiert in einer Breite von 50
bis 70 km kein Tscliernosjöm melir, sondern die Böden sind liier liellfarbig nnd
nntersclieiden sicli in ilirer Färbung niclit melir von den liellen Böden des nördliclien
Rußlands. Der Untergrund ist liier jedocli derselbe Löß, wie weiter im Süden. Nacli
Auslaugung des Kalkes ist in diesem Grenzgebiete auch der frülier walirsclieinlicli
vorliandene Tschernosjöm verscliwiinden.
Außer Laubwäldern finden sicli in der Nordliälfte des Steppengeliietes aucli
Nadelwälder, doch fast ausscliließlich Wälder ans Pinns silvestris. Die Kiefer stellt
meist auf Sandboden und trägt dann eine gewölinliclie Kiefernwaldiiora, liin und
wieder mit wenigen eingestreuten Steppenpflanzen, oder, bedeutend seltener, auf
tertiärem oder noch älterem Kalk- und Kreideboden. Es sind dann Wälder, die
mögliclierweise Überreste einer reiclieren Tertiärflora sind. Ihre Flora liat mit der
Flora der Wälder auf Sandboden niclits gemein, sondern bestellt aus Steppenpfianzen
mit einigen sonst seltenen, teils sogar endeinisclien Arten.
Laubwälder sind, wie sclion erwäliiit, entweder Auenwälder oder Steppenwälder.
Auenwälder gehen selir weit nach Süden nnd erreichen als Weidendickiclite
mit eingestrenten Pappeln und Espen das Kaspisclie und Scliwarze Meer. In der
Waldregion des Steppengebietes, auch etwas südlicher in die waldlose Steppe liineiii,
bestehen die Auenwälder, ebenso wie die Steppenwälder, aus Quercus pedunculata,
Ulmns effusa, campestris und suberosa, Acer platanoides, campestris und tatarica.
Fraxinns excelsior, Tilia parvifolia, mit Corylus avellana, Ligustrum vulgare, Prunus
padus, Euoninius verrucosa und europaea ii. a.
Wenn jedoch von Wäldern in der Steppe die Rede ist, so verstellt man
darunter nicht diese Auenwälder, sondern Wälder auf der Hochsteppe, wo der Boden
allerdings kein Tschernosjöm melir ist, wo aber der Untergrund meist echter Löß
oder lößartiger Lehm ist.
Diese Steppenwälder erscheinen auf der Steppe nur unter gewissen Bedingungen.
Der Waldboden ist stets von einem dicliten Scliluclitennetz dursclisclinitten,
wobei sowolil die Kämme zwisclien den einzelnen Sclilucliten als aucli die Abhänge
und der Talweg bewaldet sind. Wo es keine Sclilucliten gibt, gibt es auch keine
Wälder. Der scliluchtenreiclie Norden des Steppengebietes ist oder war auch ver-
hältnismäßig reicli bewaldet, wälirend der ebene und scliluchtenarme Süden waldlos
ist. Östlicli von der Wolga und westlich vom Dnjepr, wo das Land hügelig wird,
stehen Wälder auf den Höhen, wälirend die Abhänge und die Ebenen waldlos sind.
Wo liegt niin der Grund dieses eigentümlichen Verhaltens der Wälder im
Steppengebiet?
Es kann derselbe niclit im Klima liegen, da das Klima im Walde und der
daneben liegenden Steppe docli dasselbe ist. Audi kann er niclit in der Einwirkung
des Menschen zu suclien sein, sclion darum niclit, weil der Boden im Walde und
anf der Steppe ein ganz verscliiedener ist. Es muß also am Boden selbst liegen.
Bei näherer Betrachtung eines Steppen- oder Auenwaldes fallen uns Waldblößen
auf, die von Steppen- oder sogar Salzpflanzen bedeckt sind. Am Rande
solcher Blößen, die offenbar niclit dnrcli Mensclienliand entstanden sein können, finden
sich oft abgestorbene oder dem Absterben nahe Bäume. Dieselben Bauinarten stehen
aiicli an der Steppe zugekelirten Waldsäiimen. Es sind meist Acer tatarica, Ulmus
campestris, Pirus communis und malus, seltener Quercus pedunculata.
Der Grund des Fehlens von Bäumen auf Waldblößen und auf der Steppe
muß derselbe sein und im Saizgelialte des Bodens oder des Untergrundes liegen.
An allen Durclisclinitten, an den Wänden von Gräben, Brunnen etc. findet
man im Untergrundlelim immer Salzauswitterungen. An einzelnen Lokalitäten gelingt
es Gipskristalle sclion durcli die Lupe walirzunelimen. Das Brunnenwasser ist in
der Stejipe auch salzlialtig, oft sogar nicht trinkbar, während es daneben im Walde,
wenn erreichbar, salzarm ist. Nacli einer großen Menge von Analysen beträgt im
südlichen Teile des Steppengebietes der Clilorgehalt des Brunnenwassers 0,02 bis
0,8 g auf ein Liter, der Scliwefelsäuregehalt 0,01 bis 0,7 g und noch mehr. Außerdem
finden sicli auf ausgeprägt salzigen Stellen kolilensäure Alkalien. Wo es Steppen
gibt — sei es in der alten oder neuen AVelt — gibt es in Steppengebieten aucli
Salzböden, besonders an Stellen, wo sicli das aus dem Steppenboden ansgelangte Salz
ansammelt.
Alle diese Beobaclitungen zeigen auf das deutlichste, daß wir im Steppenboden
einen mehr oder weniger salzhaltigen Boden vor uns haben, dessen Waldlosigkeit
eben in diesem Salzgehalte des Bodens oder des Untergrundes seinen hanpt-
sächlichsten Grund liat. Das Klima hat insofern seine Bedeutung, als es die Auslaugung
des Salzes fördern oder hemmen kann.
Nun wird es uns erklärlich, Avariim der Wald Regenscliliichten und höliergelegene
Punkte aiifsucht. Es sind hier eben die Bedingungen für eine Auslaugung
des Bodens besonders günstig, da das durch den Boden sickernde niineralstoffbeladene
Wasser rascher einen Abfluß findet, als auf einer ebenen Fläclie.
Wird die Waldlosigkeit der Steppe durch den Boden bedingt, so muß der
Wald allmählich auf Kosten der Steppe an Ausdelinung gewinnen, da ja der Steppenboden
einem beständigen Aiislangungsprozeß unterworfen ist. Es läßt sich dnrcli
Bodenuntersiichungen auch wirklich feststellen, daß die Steppe durcli den Wald nacli
und nach verdrängt wird, und daß wolil alle Steppenwälder sich auf iirsprünglicli
waldlosem Steppenboden angesiedelt haben. Dafür reden die Sclilucliten im Walde,
die sich nur in einer waldlosen Gegend gebildet haben können. Ferner finden sich
tief im Untergründe des Waldbodens die oben erwähnten „Krotowiny“, die bestimmt
auf eine frühere Steppennatur des Bodens deuten. Ein Durclisclinitt durch einen
Waldboden in der Nähe des der Steppe zugekelirten Waldsanraes liat ganz das
charakteristische äußere Aussehen eines Steppendiirchsclinittes mit schwarzen Krotowiny,
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