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alt is t’), (laß die Art eliedeni gewöliiilicher war. uml daß seitdem keine Zeit statt-
gefiinden liat. in der sie durch klimatische Verliältnisse daselbst mußte verniclitet werden.
dem Lande Es ist darziilegen. daß die Art gegenwärtig in ungünstige Daseinsbedingiingen
hat, so daß sie anstatt sich ansziibi'eiten vielmelir ständig zurückgellt.
Besonders aber ist der paläontologische Nacliweis einer ehemaligen weitern Verbreitung
wiclitig“ 2) sowie der Nacliweis, daß sich seit jener Zeit das Areal bis zur Gegenwart
k o n t i n u i e r l i c h verringert liat, so daß die vorhandenen Standorte ancli wirk-
lich Überbleibsel des eliemals zusammenhängenden Wolmgebietes sind.
Gelingen die Nacliweise nur zum Teil, so wird man der Reliktnatiir der in
Frage kommenden Art liöclistens liypotlietische Geltung einziiränmen vermögen und
dies bei weiteren Schlüssen nicht aus dem Auge lassen dürfen. —
Zuletzt ist es im liolien Maße zu wünsclien, daß der speziellen Pliysiologie
und Biologie der einlieimisclieii Pflanzenwelt eine weit größere uml melir systematisclie
Anfmerksanikeit gewidmet werde als bislier. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die
Ergebnisse einer streng wissenschaftliclien und experimentellen Eorscluing auf diesem
Gebiete der Botanik aiicli der iiflanzengeographischen Methode für die Erforschung
der Gescliiclite der A'egetation zumal in der Qnartärzeit zugute kommen und ilir
einen liöliern Wert verleilien werden. Und ebenso darf man überzeugt sein, daß eine
auf derartiger Einsiclit gegründete Erklärung des Erfolgs oder Mißerfolgs der Pflanzen-
arteii und ihrer \Ariationen in dem Kampfe mit anderen Arten um die Besetzung
eines größern oder kleinern Areals aucli den Paläontologen in die liage bringen wird,
gewisse seiner Sclilüsse mit melir Scliärfe und melir Aussiclit auf ein Ergebnis als
bislier liinsiclitlicli ilirer Bereclitigung zu prüfen — ganz abgeselien von der liolien
praktisclien Bedeutung derartiger spezieller biologisclier und iiliysiologisciier Studien
für die Land- mul Forstwirtscliaft, auf die icli mir niclit versagen kann nebenbei liin-
zuweisen.
1) Icli würde lieber sagen; biologisch unverändert seit der Zeit geiilielien ist, in der die
fragliclie l’flanze in dem Ijande weit verlireitet war.
2) W a k m i x g a. a. 0 . p. 74.
5. Entwicklung der Flora des mitteldeutschen Gebirgsund
Hügellandes.
Von Prof. Dr. 0. Drude (Dresden).
Das Gebiet, welclies liier in kurzer Znsammenfassimg besprochen werden soll,
erstreckt sich vom Alpenvorlande bis zum äußersten Nordsaume der den Mittelgebirgen
vorgelagerten Hügelketten ans anstehenden, paläo- oder mesozoisclien festen
(iesteinen. vom Quellgebiet der Oder mul Weiclisel im Osten bis zu den Ardennen
im Westen. — Das ganze Gebiet ist nicht pflanzenarm, viel artenreicher als Norddeutschland');
etwa 1800 Arten Blütenpflanzen sind im Hügellande nnterlialb 400 m
Hölie in selir verscliiedenartiger Verbreitung zn flnden und etwa 400 weitere Arten
kommen in der Bergregion, welclie durch Bestände von Calamagrostis Halleriana,
Melampyrmn silvaticiim, Atliyrium alpestre und Llypnum Crista castrensis ausgezeichnet
ist, nocli dazu; ja die Sudeten liaben sclion einen liübschen Anteil an der über der
Waldgrenze sich ausbreitenden „alpinen“, d. li. Hochgebirgsflora. Aber dieser Gesamt-
reichtum an Arten kommt auf weite Strecken niclit zur Geltung, ist im Osten und
Westen von migleiclier Verteilung und umfaßt niclit ganz wenige Arten, welclie über-
haiipt nur selir s])ärlicli an einzelnen wenigen Fmidstellen leben. Arten der verscliiedensten
Verbreitungskategorien wie Llymenopliyllum tunbridgense, Daplme Cneorum, Linnaea
borealis. Diese Zerstreutlieit so selir verscliiedener Verbreitiingsformen, bunt durcli-
einandergewürfelt in den Gauen. Formationen und Gebirgshölien. läßt von vornlierein
auf eine kontrastreiclie Vorgescliiclite der lieutigen Flora schließen und viele isolierte
Standorte als „Relikte“ betrachten 2).
Reiclie Gaue in diesem Gebiete bilden nur das nördliclie Bölimen, das
Musclielkaikiand von Franken und Tliüringen, bevorzugte Stellen im Rlieinlande und
dann im Bereicli des Ostalpen- mul des Juravorlandes die mannigfaltigen Einmisclmngen
südöstlicher mul südwestliclier Arten in Österreicli und Schwaben. Floristiscli ist das
Gebiet überdies dadurch ausgezeiclinet, daß in ihm gewisse nordisclie Elemente (als
Relikte) Vorkommen, zerstreut oder selten, welclie der ganzen Aipenkette felüen. Als
Beispiele seien Saxifraga decipiens, Woodsia ilvensis mul aus der sudetisch-liercynischen
Gebirgsflora Pedicularis siuletica und Carex rigida genannt. Hierdurch kennzeichnet
sicli unser Gebiet als eine deutliclie Einwanderungsbrücke von Nord zu Süd in
1) Vgl. die Zählungen in „Deutschlands Pflanzengeogra])hie“, Bd. 1, p. 272.
2) Den Begriff des „Reliktenstandortes“ fasse ich dabei in einem weiten Sinne auf, als einen
durcli äußere Umstände günstiger Erlialtnng veranlaßten Zufluclitsort für Arten, welclie vordem eine
zusammenliängonde Verlireitung besaßen und im allgemeinen andere klimatisch-ökologisolie Anforderungen
an ilir Areal stellen, als sie unter der Herrschaft des jetzigen Klimas finden. Es ist daliei
niclit nötig, anzunelimen, daß seit Jahrtausenden jener Standort in unverändertem Gepräge festgelialten
wurde; wir erschweren uns die Definitionen nur durch Annalimen und Forderungen, deren Tragweite
wir fast niemals bei solchen entwicklungsgeschichtliclien Fragen zu durclischauen imstande sind.
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