Marokko ist sclion dnrch seine alpine Vegetation reicher, die leider wohl
noch nicht vollständig bekannt ist'). Algier besitzt nnr einige montane Formen, die
im Osten nnd Süden fehlen.
Eine fast gleichartige Wüstenvegetation schließt im Süden die Berberei ab,
die noch D o u m e t anf ca. 600 sp. schätzt, eine Ziffer, die speziell dnrch P. Ch e v a l i e r
überschritten wurde, der selbst an die Erschöpfung derselben glaubt (in lit). B a l l
gibt für ganz Marokko 1627 Phan. an, B a t t a n d ie r (Fl. Syn.) im Ganzen 3167 (jetzt
mit Tunis 3316 — D e b e a u x schätzt Algier allein auf 3800.)
Reicher ist jedenfalls Marokko an endemischen Formen, schon B a t t a n d ie r
hatte ihrer 171 — ohne 182, die in Algier fehlen — und diese Zahl, die allerdings
nach den Ansichten der Autoren variabel ist, dürfte hinter der Wirkliclikeit Zurückbleiben,
da fast der ganze Osten Marokkos unbekannt ist. Insbesondere ist es P o m e l .
der das Gleichgewicht der sp. verrückt hat. — B a l l hat mehr subsp. geschaffen, sowie
M u r b e c k . Eine Zählung der beschriebenen Arten ans Marokko — bei starker Kontraktion
ergab 1721 sp., die sonst leicht auf 2000 anwachsen würden. Von den
Endemismen notieren wir besonders Hemicrambe, Ceratocnemon, Ai'gania, die drei kak-
toiden Euphorbien (resinifera, beaumierana, echinus), die Boncerosia maroccana, von den
auch iberischen Pflanzen Drosophyllum Insitanicum, Quercus lusitanica, Iberis gibral-
tarica, Celastrus europaeus ( = senegalensis), Calluna vulgaris, Piuguicula lusitanica.
Sonst erwähnen wir Sagina Linnaei (alp.), Erophila verna (noch im Süden), Prunus
prostrata (bis 3000 m), Arabis albida (2600 m).
Die merkwürdigste Pflanze scheint uns Callitris quadrivalvis [Thuja (Tetraclinis
Batt.) articnlataj, eine wohl (geologisch) alte Form, die nach B a t t a n d ie r in der Berberei
nach Westen stets znnimmt, wie denn noch B a l a n s a einen Wald bei Mogador traf,
aber auch bei Tetnan, in Cyrene und im Lande der Tuareg (D u v e y rie r) vorkommt.
Man bedenke, daß das genus über Madagaskar nach Australien und Neukaledonien
i'eicht. Im Altertu^ scheint sie noch häuflger gewesen zu sein. Die sehr eigentümliche
Alpenflora ist durch B a l l teilweise bekannt. W il l k o m m hat das Verhältnis
zn Spanien näher beleuchtet. Doch sind auch in der berberischen Bergflora Aiiklänge
an Mitteleuropa, besonders in der Kabylia: Ficaria ranunculoides. Epimedium (end.
sp. perralderianum), Eudianthe corsica, Hedysarum pallasii, Spiraea fllipendula, Circaea
Intetiana, Saxifraga baborana (end.), Sanicula europaea, Atropa belladonna, Erinus
alpinus, Pedicularis numidica (Bona), Androsace maxima, Cerasus avium, Pimpinella
tragium bis Südmarokko (Djebel Uensa).
Das meiste Neue brachte die südliche (zumeist algerische) Sahara besonders
ex coll. C h e v a l i e r . So sind neu (47 Arten): Cocculus leaba, Enarthrocarpus chevalieri, Far-
setia ovalis, Morettia canescens, Helianthemum brachypodum, Frankenia florida, Silene
deserticola (Murbeck), Spergula flaccida (Murbeck), Spergnlaria battandieri, Fagonia
flamandi (et isotricha Murbeck), Crotalaria saharae, Lotus jollyi, roudairei, Prosopis
stefaniana (Gabes etc. Bonnat Expl. p. 147), Acacia tortilis (früher nur aus Tunis
bekannt), Reaumuria vermiculata, Aizoon hispanicum (Gardaja), Deverra intermedia,
1) CoLMEiKO gibt drei Viertel der marokkanischen Flora in Iberien an (Resnmen p. 12).
Dancns sahariensis (Mnrbeck), Crncianella herbacea, Anvillea australis, Ifloga mareotica,
Calendula aegyptiaca, Centaurea cossoniana, contracta, Amberboa saharae, Cardnus chevalieri,
Andryala chevalieri, Cnscuta Tenorei, Anchnsa aegyptiaca, Trichodesma africanum,
Linaria albifrons, Salvia pseudojaminiana, Marrubium deserti, Statice caspia (Tunis),
Atriplex leptostachys, Snaeda vesceriteiisis, Nucularia perrini, Euphorbia flamandi, Ery-
tlirostictus puiictatns, Urginea noctiflora, Scirpus thermalis, Panicum turgidum, Penni-
setnm elatum, parish, Aristida sahelica nnd die Populns eiiphratica.
Durch die coll. F l a t t e r s ist wenigstens ein Teil des Tuai’eglandes bekannt.
Wir können nun die Berberei als eine geographische Einheit mit ca. 4000 sp. aiif-
fassen, wobei die mediterrane Flora vorherrscht; in den Gebirgen und an den Ecken
sind fremde Vorposten vorhanden, — dort, speziell bei Lacalle'), mitteleuropäische,
hier im Süden afrikanische, von denen die Bucerosia bei Oran den nördlichsten Rest
bildet. Auf beiden Seiten bilden die ebenen Meeresküsten Steppen mit südlicher
Vegetation, wo die alten Waldreste von Argania, Callitris, Acacia (ab Mogador) auf
eine frühere andere Vegetation hinweisen. Sind doch heute eigentliche Wälder nur
im berberischen Gebiete vorhanden. Die östlichen niedrigen Canarien ähneln darum,
nicht aber die hohen westlichen oder Madeira.
Das typischeste Merkmal für die Berbei'ei bleibt die Menge der Cistineae
(bei Großer 60 von 142), die mit der in Spanien rivalisiert (wo ant einem Berge bei
Murcia 33 sp. wachsen sollen, — Willkomm zählt 61, Colmeiro 36 Helianthemum
allein auf; Portugal hat bei Machado schon nur 33, Frankreich nach Grenier 33,
nach Acloque 31 (ohne die 2 end. in Korsika), Italien 29 nach Arcangeli. Aber
Tunis ist schon ärmer (25 nach Doumet Adanson, 27 nach Battandier Flore Synoptique
[1904]). Selbst die Fl. Orientalis hat nur 36!, Fl. Rossica 10 etc. Die amerikanischen
Anklänge der westmakaronesischen Flora (Bystropogon, Laui’ineen etc.) fehlen.
D o u m e t A d a n s o n in der Exploration de la Tunisie hat bereits die Ostgrenze
der berberischen Flora besprochen. Von 636 sp. der Cyrenaika und Tripolitaniens
sind 391 auch in Tunis. Ebenso gibt er nach B o n n e t 1347 tunesische Pflanzen in
Italien nnd 1261 weiter im Osten an. Für Palästina siehe Magyar botanyai Lapok 1904.
Das kleine Verzeichnis orientalischer Pflanzen in Tunis (daselbst ca. 18 sp.)
könnte man leicht vermehren. Die endemischen Genera (Randonia, Cossonia, Oudneya,
Selinopsis, Anvillea, Perralderia, Rhetinolepis, Cladanthus, Bubania, Oreobliton etc.)
setzen wir als bekannt voraus, ebenso Co s s o n s allgemeine Einleitung. Die Hauptmasse
der Pflanzen bleibt doch mediterran, setzt sich doch das mediterrane Klima
noch auf den Ostkanaren fort. Man nehme nnr die Familien der Syn.: 409 Compositen
(Tunis 247), 402 Leguminosen (Tunis 223), 286 Gräser (Tunis 207), 194 Cruciferen
(Tunis 97), 143 Umbelliferen (92), 156 Labiaten (77), 114 Caryophyllaceae (ohne
Paronychia), 106 Scrophnlarineae (47), 72 Borragiiieae (44), 67 Liliaceae (47), 60 Sal-
solaceae (43) etc.
1) Lacalle hat Erlen- und Esclienwälder, einige nordische Wasserpflanzen (Nymphaea alba,
Nuphar luteum, Trapa natans, 2 Cardamine, rarnassia palustris, Roripa amphihia, Butomus umhel-
latus, Hydrocharis morsus ranae).