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bleibt dann ebenso latent nnd wird korrelativ gelieniint, wie bei den Cyklainenprimär-
blättern die Fähigkeit am Stiel spreitenförmige Auswüchse zu bilden durch das Vorhandensein
der normalen Blattspreite gehemmt wird. Solche correlative Hemmungen
aber können durch andere Einwirkungen aufgelioben werden. Dieselbe Erscheinung
wiederholt sich ja auch sonst: wir wissen daß bei den einen Bilanzen Adventivsprosse
auf Wurzeln oder Hypokotylen spontan, bei anderen nur an solchen, deren Spi'oß-
achse entfernt wurde, auftreten. Sehr wahrscheinlich sind in beiden Fällen die Bedingungen,
welche die Sproßbildung hervorrnfen. dieselben. Die Untersuchung bei
künstlich herbeigeführter Regeneration aber welche uns gestattet, die Bedingungen willkürlich
zn variieren, wird uns am ehesten Aussicht bieten, die Umstände, welche für das
Anttreten der betreffenden Neubildungen maßgebend sind, näher kennen zu lernen nnd
daraus Schlüsse auch auf die Bedingungen der „normalen“ Organbildung ziehen zu können.
Iieilich ist es dabei meist nicht leicht, die einzelnen Faktoren auseinanderzuhalten.
zumal die, welche die erste Anlegung bedingen, offenbar oft verschieden
sind von denen, die eine Weiterentwicklung der Anlage hervorrufen. Die letztere
kann bei den Blattknospen von Cardaniine pratensis, den Whirzelanlagen an den
Weidenzweigen n. a. schon durch reichliche Whisserzufnhr ausgelöst werden: aber
dabei handelt es sich doch im wesentlichen nm eine Wteiterentwicklnng bestehender
Anlagen, die als solche in größerer oder geringerer Ausbildung schon gegeben sind:
auch neue Whirzelanlagen werden dabei entstehen, weil derartige Bilanzen sozusagen
von vornherein darauf eingestellt sind; bei anderen Blättern und Sprossen genügt die
Wrasserznfulir nicht, weil die inneren Bedingungen für die Anlage adventiver Bedingungen
nicht gegeben sind. So erzeugen manche Selaginellen wie S. grandis,
S. pulcherrima an ihren oberirdischen Sprossen keine Whirzelträger, während dies
z. B. bei S. Martensii der Fall ist. Man könnte annehmen, daß dies darauf berulie,
daß es den über den beiden sicli erhebenden Sprossen der erstgenannten Arten an
der nötigen Feuchtigkeit fehle. Allein selbst bei Kultur in einem beständig warm
und feucht gelialtenen Raum bildeten die Sprosse von S. pulcherrima keine WAirzel-
tiägei, daß sie aber nicht etwa die Fähigkeit dazu verloren haben, zeigt die Tatsache,
daß die Wurzelträger an den fortwachsenden Enden abgeschnittener und
feucht gehaltener Sprosse in großer Zahl hervortreten. Unter denselben äußeren
Bedingungen reagiert also der Sproß verschieden, je nachdem er mit dem WTirzel-
systera in Verbindung ist oder nicht i).
Welche Vorgänge diese korrelative Hemmung bedingen, wird sich bei ein-
gehendei I-ntersuchnng gewiß feststellen lassen. Ein Beispiel, das allerdings keineswegs
als hinreichend festgestellt betrachtet werden kann, möge hier angeführt werden.
iiü h e re Untersucher, z. B. WAk k e r und de Vr i e s , hatten angegeben, daß
die Blätter von Bryophylliini calycinum das Vermögen, Wurzeln zu bilden, wenn
man rie als Stecklinge benutzt, ganz und gar eingebüßt haben. Auch mir -gelang es
(im (legensatz zu den Erfahrungen bei Br. crenatum) lange nicht, abgeschnittene
t ) Vgl. die inzwischen verüffentlichten Untersuclnma-en in Flora, Bd. XCV (Ero- -Bd z
Jahrg. 1905), p. 196 ff.
Bryophyllumblätter zur Bewnrzelung zu bringen, auch dann nicht, wenn diesen Blättern
die in den Blattkerben des Randes befindlichen Sproßvegetationspunkte (an denen
sich außerordentlich frühzeitig Wurzeln bilden) genommen wurden. Sehr leicht trat
aber — oft schon nach kurzer Zeit — an abgeschnittenen Blättern Wurzelbihlung
ein, wenn sie nicht in feuchte Erde, sondern in mit Nährlösung getränkten Sand
gesteckt wurden. Nun kann man hier ja an verschiedene Reize denken, welche die
Wurzelbildung „anslösen“, osmotische oder chemische. Aber am nächsten liegt doch
offenbar die Annahme, daß die Wnrzelbildung an den abgeschnittenen Blättern deshalb
aiisbleibt, weil bestimmte Aschenbestandteile, welche zur Wurzelbihlung notwendig
sind, fehlen nnd auch mit der Erde nicht in hinreichender Menge aufgenommen werden
können. In den Sproßanlagen des Blattrandes aber sind diese Aschenbestandteile
offenbar vorhanden. Die Whirzeln können sich nämlich an ihnen auch in destilliertem
W'asser entwickeln. W'enn man noch mit Sproßanlagen versehene Blätter in mit Nähr-
stofflösimg getränkten Sand steckt, so unterbleibt gewöhnlich (aber nicht immer) die
Wurzelbildung am Blattstiel. Die durch diesen aufgenommenen Aschenbestandteile
werden den austreibenden Knospen und Wurzeln des Blattrandes zugeführt und die
Neubildung an der Basis unterbleibt. WTr können nun weiter annehmen, daß dies
schon bei der Entwicklung des Blattes der Fall war, daß schon hierbei bestimmte
Aschenbestandteile in den Vegetationspunkten der Blattränder sich anhäuften, und dadurch
die Wurzelbildung am Blattstiel unterdrückt würde. Eine solche Annahme läßt
sich exakt prüfen, nnd wenn sie sich bestätigen sollte, so würde sie Licht werfen auf
das Zustandekommen der Korrelationen, wenigstens eines bestimmten Teiles derselben,
denn selbstverständlich braucht nicht überall die gegenseitige Abhängigkeit zweier
Organe voneinander auf denselben Ursachen zu beruhen. Gerade das Studium der
Regenerationserscheinungen aber scheint mir ein besonders wertvolles Material für
die Erlangung eines besseren Verständnisses der Korrelationen zu bieten.
Um Korrelationen scheint es sich aucli zu handeln bei den von W e r n e r
Magnus untersuchten, bis jetzt aber nnr ganz kurz beschriebenen Regenerations-
erscheimingen bei Llutpilzen'). Er fand, daß eine reparative Tätigkeit an verletzten
Fruchtkörpern von Agaricus durch die infolge der Verwundung eingeleitete Neubildung
von Fruchtkörpern korrelativ gehemmt wird, was ganz mit den früher dargelegten
Anschauungen übereinstimmt, denn mit anderen Worten heißt das, daß durch die Verwundung
hervorgerufenes embryonales Gewebe die Restitution hemmt; diese tritt in
ausgedehnterem Maße nur ein, wenn erstere ausgeschlossen ist. Eine Beziehung, welche
natürlich nicht bei allen Pflanzen in derselben Weise vorhanden zu sein, namentlich
aber nicht umgekehrt zu gelten braucht. Wenn, wie Simon fand, bei den Wurzeln
eine in nächster Nähe der entfernten Wurzelspitze künstlich hervorgerufene Nebenwurzelbildung
keine Hemmung auf den Verlauf der Regeneration ausübe, so zeigt
dies eben nnr, daß die Regenerationsfähigkeit des embryonalen Gewebes der Hauptwurzel
auch unter diesen Umständen intakt geblieben war; sie ist aber sicher ihrerseits
auch beeinflußbar.
1) W. M a g n u s , Experimentell-moiphologisclie Untersuchungen. Ber. der dentsclien botan.
Gesellsch., Jahrg. 1903.