wiiiiclern, daß präalpiiie und Steppenarten auf gleichem Boden sicli zmsammenfinden
konnten, wiederum auf dysgeogenen Felsen des warmen Hügellandes meist von
300—500 m Hölie, daß also beispielsweise die Bestände von Sesleria coerulea (varia)
auf denselben Tlüiriiiger Kalken stellen, wie die dortigen Horste von Stipa capillata
und Pdeckclieii von S. iieimata. Gerade diese Zusammeiifassuug verscliiedenartiger
Florenelemeiite zu einer neuen Eiulieit, wie sicli in der glazialen Periode das Arktisclie
und Hoclialiiine zusammeiifaml, maclit liier den besonderen Namen der „xerotiier-
mischen Periode“ bedeutungsvoll, um die paimoiiisclieii nnd sarmatisclien und präalpinen
Arten gemeinsam zn nmscliließen. —
Es folgt nun die große Schlnßperiode der Ha u p t -Wa l d z e i t e n , in der die
versciüedenartigcn Waldformatioiieii von Eiclie, Hainbnclie, Birke mit Espe und Kiefer.
Bnclie mit Tanne, endlicli die Ficlite, sicli in eine von unten nacli oben ablösende
Stufenfolge von Regionen einordneteii, die Erlen mit Moorbirken und Moorkiefern
sicli ebenso in das versumpfte Gelände teilten, soweit es dem Baiimwiiclis zngänglicli
ist, nnd in welclier Waid, Wiese. Moor, Sumpf nnd Felsliölien mit Scliotterbeständen sicli
allmählicli mit iliren Artliestäiiden so allgrenzten, wie unsere Vorfaliren das Land
gefunden liaben werden.
Die hier sicli bietenden Fragen betreffen liaiiptsäclilicli eine periodisclie Folge
der Waldbäiime entsprecliend den seit lange bekannten, ans den Moorfimden lier-
geleiteten nordisclien Perioden, ferner klimatisclie Oszillationen und insbesondere die
Frage eines vormaligen hölieren Ansteigens der anspruclisvolleren Baumarten in den
Gebirgen; aber keine dieser Fi'agen kann jetzt sclion irgendwie Anspruch auf ein
tieferes Eindringen an der Hand genügend festgelegter Tatsaclien erheben.
Zweifeisolme ist die Rolle der Kiefer zn Beginn der Postglazialzeit größer
gewesen, mindestens größer im Geliirge, als lieute im Vergleich zur Ficlite. Die
tiefsten Banmreste derjenigen von 700 -1 0 0 0 m Hölie im liclitel- und Erzgebirge
gelegenen Hochmoore, die wir als postglazial entstanden anseiien nnd die jetzt in
einem Kranz von Fichtenwäldern liegen, zeigen die Wiirzelliölzer der Kiefer in ansehnlicher
Größe, dazu meist die von Espe und Birke; Ficlitenzapfen, wo sie gefunden
sind, pflegen erst in liölieren Scliicliten aiifziitreten. Nocii lieute zeigt die Kiefer das
Verhalten eines Baumes, der in weitgeliendster Anpassung selir versclüedene Formationen
zu belierrschen oder zu begleiten gelernt liat: auf lockerem Sand und liarten Granit
wie Muschelkalk der Begleiter xeropiiiler Arten, bald mit der Birke, bald mit der
Eiche und bald mit der Ficlite im kräftigen Bestände auf liiimosen Böden, die Moore
niclit sclieiiend (in Norddeutscliland: Lediim-Moore!), in sciiwaclien Resten nocli lieute
den Versncii der Besiedelung von Gebirgshoclimooren macliend. Wenn Ficlite und
Kiefer vielleiciit gemeinsam (wie in Sibirien und Nordeuropa) in der Glazialiieriode
den Wald zwisclien Tundren liildeten, so werden Kiefer. Birke und Espe in der
xerotliermischen Periode die mäciitigste Aiislireitiing erlangt und ilire ^'orherrscllaít
erst später und allmählicli an die anderen Waldliäume allgegeben haben.
Die weiteren Fragen über veränderte Regionsverteiliing der Waldbäiime liängen
besonders mit der Beurteilung von klimatisclien Oszillationen nacii der Eiszeit im
Sinne von A x e l B l y t t . aber mit entsprechenden Umänderungen von dessen Tlieorie,
eng zusammen. Gali es eine Alternanz trockener und feiiciiterer, bezw. wärmerer und
kfililerer Perioden? Das von B l y t t als beweiskräftig angefülirte Moment bildete die
abwecliselnd aus Torflagern nnd Waldresten, bezw. Sumpfvegetation liervorgegangene
Scliiclitiing vieler Torfmoore der Gegenwart, und diese besteht aucli in den mitteldeutschen
(febirgen. (Ju n n a r A n d e r s s o n liat der Beweiskraft für Skandinavien wider-
siirochen; aber wenn ancli A. B l y t t viel zu weitgeliende Folgerungen auf seiner Grundlage
aiifbaiit, so vermag icli docli nicht eiiizusehen, wie olme eine Veränderung äußerer
Art ein, durcli die Höhe seines Torflagers oberilächlicii trockener gewordenes nnd mit
Waldbäuinen besiedeltes Moor aus sicli selbst wiederum die Waldfiora vernichten und
über ilir eine neue Snmpfmooslage scliaffen könne. Entweder sind die Veränderungen
äußerer Art lokal, d. li. ein Teil des Moores versumpft wieder durcli relative Senkung
unter die Umgelning, oder sie liegen in einer allgemeinen Ziinalime von Regenfällen
begründet. Für jedes Hoclimoor gibt es besondere lokale Schwankungen, olme Zweifel,
aber für ganze Distrikte könnte nur ein klimatisclier Wechsel bestimmend sein. Es
ist aber fraglich, ob man die (fleiclizeitigkeit des Weclisels von Torflager und Wald-
schicht für ganze Gebirgssysteme, ja für das ganze mitteleuropäische Florengebiet
jemals wird feststellen können, ol) z. B. das von N e u w e i l e r beschriebene Hochmoor
der nördliclien Schweiz, dasjenige vom frülieren Ficlitelsee (s. V. d. E. \T. 553), und
irgend ein mecklenburgisches und skandiiiavisclies Moor unter Berücksichtigung des
ganz verscliiedenzeitliclien Anfanges ihrer Bildung zu irgend einer einigermaßen befriedigenden
Identifizierung füliren werden. Bei uns fehlt es noch durchaus an mono-
graiihischer Behandlung des Gegenstandes.
Es wird von den Torfgräbern im Erz- und Ficlitelgebirge liäiifig angegeben,
daß sie Haselnüsse in bestimmten Scliicliten gefunden liätten; aber ich liabe trotzdem
nocli keinen sicheren Fund derselben erlangen können. Gerade an die Verbreitung
des Haselstrauchs knüpft sicli aber in Sciiweden die Annalime einer noch nicht zu
lange vergangenen wärmeren Periode'), und die Annalime liegt alsdann nahe, daß
aiicli in Mitteldeiitscliland die anspruclisvolleren Holz])fianzen periodisch auf größere
Höllen liinauf gerückt gewesen seien. Hiermit könnten die Angaben zusammenliängen,
daß in den Mooren des Oberliarzes Eiciienliölzer gefunden seien, während die Eiche
jetzt vom Harz bis Erzgebirge 600 m in Beständen, 800 m in Einzelbäumen nicht
übersteigt.E
ine vorurteilsfreie Betraclitiing der arktisch-borealen und alpinen Genossen-
schaften auf iliren Fundiilätzen in der Höhe der mitteldeutschen Gebirge kann der
Annalime einer verscliwiindenen wärmeren.Periode nur günstig sein; aber dieselbe
Betrachtung zwingt dazu, den damaligen liölieren Temperatiiraiisschlag nicht als sehr
bedeutend anzusehen.
Zunäclist ist es nämlicli auffallend, daß die mitteldeutschen Gebirge so wenige Funcl-
plätze mit solchen reicheren Genossenschaften anfweisen, oiiwohl sie sowolil als nordsüdliche
wie ancli als südnördliclie Übergangslinie in den inter-nnd postglazialen Perioden gedient
liaben müssen. Nur die arktisch-lioreale Genossenschaft hat in Arten wie Empetrum, Carex
1) Gu n n a r A n d e r s s o n , -IlazeleTi i Sverige (1 9 0B ), K a r te !