für die Alpen anfgestellten Einteilung der quartären Ablagerungen mul die natürlich
wesentlich auf Erfahrungen im westlichsten Europa gegründeten Einteilungsversiiche
von J a m e s G e ik i e zeigen.
In schroffem Gegensatz zu jenen Glazialablagerungen, die zu obiger Auffassung
geführt liaben, steht die im großen mul ganzen ungegliederte mul, ich möchte sagen,
so gut wie keine fossilführende Ablagerungen enthaltende Moränendecke des skandinavisch
finnischen Zentralgebietes der alten Vereisungsregion von Nordeuropa. Es
steht schon tatsächlich fest, daß außerhalb und innerhalb des baltischen Beckens eine
durchgreifende V’erschiedeiiheit in der Natur der glazialen Ablagerungen besteht. Man
hat dieselbe dadurch zu erklären versucht, daß in Skandinavien die Untersuclmngen
nicht so genau diirchgeführt worden seien, wie in den anderen obengenannten Ländern.
Das ist nicht richtig. Der südliche und mittlere Hauptteil Schwedens ist in der
Hauptsache geologisch kartiert; die schwedischen Geologen gehören seit langem den
leitenden im Gebiet der Qnartärforschung an, und es ist nicht die geringste Wahrscheinlichkeit
vorhanden, daß interglaziale Ablagerungen nicht ebensogut bei uns beobachtet
worden wären, als irgendwo anders.
Man hat auch gesagt, daß in den zentraleren Teilen des Vereisimgsgebietes
die Wahrscheinliclikeit der Vernichtung der älteren Ablagerungen während der letzten
Eiszeit viel größer sei, als in den peripherischen. Diese Behauptung gilt wohl für die
wirklich zentralen, aber gewiß nicht für die südlichen Teile Schwedens, wo wir uns
gar nicht im Erosionsgebiet, sondern im Ablagermigsgebiet des Inlandeises befinden.
Die Moränen sind von großer Mächtigkeit, in denselben liegen hin mul wieder mächtige
liuvioglaziale Ablagerungen, die nicht wegerodiert sind, eingeschaltet, und es
ist gar nicht eiiizusehen, warum nicht hier fossilführende interglaziale Ablageiungen
ebensogut hätten aufbewahrt und entdeckt werden können, wie in südlicheren und
westlicheren Gegenden.
Ich meine also, daß wir mit den vorliegenden Tatsachen rechnen müssen, und
ebensowenig wie die skandinavischen Forscher das Recht haben, die inteiglaziale
Natur vieler Ablagerungen in den Alpen, auf dem Kontinent und auf den britischen
Inseln ohne weiteres zu verleugnen, ebensowenig kann man den Erklärungsversuch
billigen, der nur auf kommende Funde in Skandinavien verweist.
Um diese wichtige Frage richtig zu beurteilen, ist es notwendig, die fossilführenden
intramoränen Ablagerungen, die aus Skandinavien und Dänemark beschrieben
sind, hier etwas näher zu erörtern, besonders deshalb, weil in deutscher Sprache sehr
wenig darüber zu finden ist. Zur richtigen Beurteilung der Tatsachen ist es auch
nötig, zwei verschiedene Serien von Ablagerungen auseinanderziihalten, nämlich die
Ablagerungen in Südschweden und Ostdänemark und die in Zentralschweden.
1. Intramoräne Pflanzen/ossilien-führende Ablagertmgen im peripherischen
Teil des skandinavisch-dänischen Vereisungsgebietes. “Wenn man die geographische
Lage der als interglazial aufgefaßten Fundorte Nordeuropas im Verhältnis zu der
Skandinavischen Halbinsel untersucht, wird man finden, daß im Westen, in den
Gegenden der Lüneburger Heide, unteren Elbe und Jütland dieselben Skandinavien
viel näher rücken als im Osten, wo wir erst 'verhältnismäßig viel weiter entfernt
(gegen Süden mul Osten) solche Ablagerungen kennen. Aber auf den dänischen
Inseln und in den iierijilierischen Teilen Skandinavien-Finnlands ist kein ei nzi ger
Fundort mit Ptianzenfossilien in sicherer p r imä r e r Lag e ru n g bekannt. Allerdings
haben wir eine fossile Flora, die in vielen Hinsichten mit der anderswo als interglazial
angesehenen übereinstimint, aber die Ablagerungen, in welchen dieselbe gefunden wird,
wurden in ihrer jetzigen Form tatsächlich wä h r e n d e i n er Ei s z e i t gebildet. Diese
eigenartigen, im Ausland sehr wenig bekannten Ablagerungen sind besonders auf den
dänischen Inseln reich entwickelt. Sie sind von den dänischen Forschern unter dem
Namen:
Be rns t e i n - und Zweigschi c h t en beschrieben, mul U s s i n g ') gibt folgende
gute Darstellung von denselben. .,Unter diesen Namen werden Saiulschichten zusam-
inengefaßt, die reich sind an Bernsteinstücken, halbverkohlten Zweigen, Holz- mul
Kohlensplittern, besonders von Braunkohle, kleinen Samen und Früchten verschiedener
Pfianzen, Teilen von Käferdecktlügeln u. a. Im allgemeinen kommen diese Reste
nur in schmalen, schwarzen Streifen in dem Sande vor; sie sind offenbar zusammengeschwemmt
aus Material sehr verschiedenartigen Ursiirungs; was die vielen Bernsteinstücke,
Zweige, Pflanzensamen und Kohlensiilitter in besondere kleinere Schichten
znsammengeführt hat, ist nur die gleiche geringe Schwere. Einige von den PHanzen-
resten, unter diesen der Bernstein, stammen aus der Tertiärzeit, andere scheinen in
den kohlenführenden Triasablagerungen ihren Ursiiriing zu haben; aber neben diesen
Repräsentanten einer älteren Pflanzenwelt tinden sich auch zahlreiche Reste, die sicherlich
aus der Quartärzeit stammen (oder aus der allerjüngsten Tertiärzeit). — — —
Die Sandinassen, in welchen die Bernstein- und Zweigscliichten eingelagert sind, bilden
große, isolierte Partien oder lose Blöcke in den Moränenablagerungen; nirgends
scheinen sie an ihrem ursprünglichen Ablagerungsplatz beobachtet zu sein.“
Ablagerungen dieser Art findet man teils in den Gegenden (wie Holstein
mul Jütland), wo auch typisch interglaziale Ablagerungen bekannt sind, teils aber,
was besonders auffallend ist, treten sie weiter gegen Osten auf in den Umgebungen
von Kopenhagen und auf der Insel Hven im Öresund, in Gegenden, wo letztere gar nicht
gefunden worden sind. Durch die eifrigen Bemühungen von H. N. R o s e n k j /E R ist die
Flora in diesen überhaupt recht fossilarmen Schichten selir gut bekannt geworden.
Sie ist bearbeitet von 0. R o s t r u p , aber besonders von G. F. L. S a r a u w B. Von
iiiirQ und in den letzten Jahren auch von N. H a r t z , von dem eine ausführliche Darstellung
dieser Flora zu erwarten ist, sind auch Beiträge geliefert worden.
1) Danmarks Geologi, 2. Auflage. Kopenhagen 190-1, p. 211.
2) Cronier-skovlaget i Friliavnen og trrelevningerne i de ravforende sandlag ved Köbenliavn.
Medd. f’ra Dansk geolog. Koren. No. 4 (1897). In dieser Arbeit ist die altere Literatur angeführt.
3) Über das fossile Vorkommen der Brasenia purpurea Mich. Bib. t. K. Svenska \e t.-A k a d .
Handl., Bd. 22 (189(1), Afd. 111, No. 1. — Das nacbeiszeitlicbe Klima von Schweden. Ber. VIII
der Züricher botan. Gesellscb. 1901—1903 (1903), p. 2 in Sep.
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