’I
vernarbt letztere sehr rasch, so daß nnr drei bis fünf Zellschicliten in der Rinde
gebräunt erscheinen, während im Leitbündel das abgestorbene Gewebe etwas tiefer
eindringt. Ferner scheint es, als ob die Kotyledonarsprosse auf dem Wnrzelstock
artikuliert seien, indem sich von diesem ein wulstförmiger Ring erhebt, anf welchem
sich ein gleicher, die Spi'oßbasis endender Ring snperponiert. Die Kontinuität zwischen
Wurzel nnd Sproß wird durch den Leitbündelstrang und einen schmalen Saum des
umgebenden Grimdparenchyms hergestellt.
Diese hier erwähnten, mit anderer Fragestellung aiisgefülirten Versuche sind
nicht für die Regeneration in dem von mir angedeuteten engeren Sinne, sondern für
die entstandenen Reaktionen wichtig. Sie zeigen, daß die Ersatzfähigkeit durch die
Kotyledonarsprosse (in der Achsel jedes Keimblattes entstehen deren bis drei) eine
sehr große ist, nnd daß so verwandte Pflanzen wie P h a s e o l u s m n l t i f l o r i i s und
Vici a Fah a verschieden reagieren. Die erstere bildet häufig verbänderte, die andere
nnr zylindrische Sprosse').
L ä n g s s i i a l t u n g .
Die Regeneration gespaltener Wurzeln wurde zuerst von F r a n k ") beobachtet,
dann von S a c h s "), P r a n t l ') und mir"), neuerdings von S im o n «) und N em e c Q
weiter verfolgt. Genannte Forscher widmeten ihr Interesse besonders der pliysio-
logisclien Seite dieser Erscheinung. Die anatomischen Verhältnisse wurden dagegen
etwas ausfülirlich von mir untersucht, mit besonderer Rücksicht auf die Schizostelie
nnd auf die Verbänderiing der Nebenwurzeln.
F r a n k spaltete die Wurzeln vieler Angiospermen und beobachtete, daß die
Wurzelhälften weiter zn tvachsen vermögen, was er von vornherein als wahrscheinlich
betraclitete.
S a c h s wiederholte die Spaltung an Wurzeln von Vicia Faba, sowie an den
sehr rasch wachsenden von Aroideen und zog die FRANK’schen Versiiclispflanzen zum
Vergleich heran, um die Einwärtskrümmungen der Spalthälften als eine allgemein
vorkommende Erscheinung zu erweisen.
S im o n unterzog nacheinander den Einfluß der Lage, Temperatur und der
künstlichen Hemmung einer eingelienden Untersuchung, um systematisch festzustellen,
wie sich der Regenerationsveiiaiif unter verschiedenen Aiißenbedingungen verhält.
N e m e c ’s interessante Versuche über die Bildung von einem oder mehreren
neuen Vegetationspnnkten an in verschiedener Weise angesclmittenen Wurzelspitzen
1) L o p r i o r e ,Künstlich erzeugte Y’^erbändenmg bei P h a s e o lu s m u l t i f l o r u s , a. a. 0 . p. H9li.
2) F r a n k , Beiträge zur Physiologie. Leipzig 1868.
3) feACHS, Uber das YVachstum der Haupt- und Nehenwurzelii. Arb. d. bot. YVürzburger
lustituts 1874, Bd. I, p. 622.\
4 l P r a n t l , Untersucliungen über die Regeneration des Y’egetationspunktes an Angiospermenwurzeln.
Ibidem, p. 546.
5) L o p r i o r e , Regeneration gespaltener Stammspitzen, 1. c. ji. 211—286.
6) S im o n , Regeneration der Wurzelspitze, 1. c. p. 121.
7) N e m e c , Über Regenerationserscbeinungen an Wurzelspitzen, 1. c. p. 114—120.
scheinen vorläufig mehr Interesse für die Statolithentlieorie des Geotroyiismus, als für
die Lehre der Regeneration im allgemeinen zu haben.
Bei gespaltenen Wurzeln sind die Regenerationsvorgänge wesentlich dieselben
w'ie bei dekapitierten. S im o n unterscheidet hier eine v o llkommene und eine u n vol l kommen
e Regenerationsart. Die erste findet in den rein meristematischen Teilen
der Wnrzelspitze statt, so daß ein vollkommener Ersatz der entfernten Wurzelhälfte
unter Mitarbeit sämtlicher Gewebearten in der Nähe des Scheitels geleistet wird;
dagegen kommt es in größerer Entfernung von demselben nicht mehr zu einem solchen.
Die Regeneration entsyiricht der d i r e k ten bei quergeschnittenen Wurzeln. Die
unvo l l kommene (der pa r t i e l l en entsprechend) rührt dagegen nur von der Tätigkeit
des Perikambiums und der dasselbe umgebenden Zellstränge her. Die im Zentralzylinder
vor sicli gehenden Teilungen können ein neues Rindengewebe mit Epidermis,
aber keine Endodermis und kein neues Perikambium erzeugen.
Was den aus technischen Gründen schwer zu bestimmenden Anteil der einzelnen
Gewebearten betrifft, so verliert das Mark die Regenerationsfähigkeit am schnellsten,
ihm schließen sicli allmählich die äußeren Teile der Rinde und der innere Eibrovasal-
körper an. Am tätigsten erliält sich das Perikambium nnd der yieriphere Teil des
Zentralzylinders.
Bei Monokotylen findet nach meinen Beobachtungen gewöhnlich die Regeneration
des Phloems und Xylems mit derjenigen der Endodermis zn gleicher Zeit statt.
Bei Dikotylen erfolgt znnächst die Regeneration der Endodermis und erst nach Vervollständigung
der letzteren diejenige des Xylems und Phloems.
Die Bildung neuer Xylemplatten erfolgt bei Dikotylen in der Art, daß sich
neue Erstlingsgefäße an der Innenseite der schon vorhandenen Platten anlegen, letztere
hierdurch auf dem Querschnitte spindelförmig werden und sich dann in der Mitte
teilen, oder daß die Erstlingsgefäße an der Peripherie unter dem Perikambium entstellen
und an diese sich andere Gefäße nach innen zu anlegen.
Kommen nun die gespaltenen und regenerierenden Wurzelhälften mit ihren
Spitzen in Berührung, so verschmelzen sie und bilden beim Weiterwachsen einen einheitlichen
Vegetationspnnkt. Dies von mir künstlich gewonnene Ergebnis wmrde
neuerdings von S im o n durch sinnreiche Versuche bestätigt. Nachdem ein Glasfaden
in das freiliegende Plerom dekapitierter Wurzeln gestoßen w'ar, vereinigten sich die
peripheren, getrennt regenerierenden Gewebepartien trotz des Hindernisses oberhalb
der hervorragenden Glasspitze und stellten einen neuen einheitlichen Vegetationspunkt
her.
Auch an Wurzeln von Gymnospermen wmrden neuerdings von S t i n g l ')
Längsspaltungen mit Erfolg aiisgeführt. Die Regeneration ist hier infolge der geringeren
Gewebedifferenzierimg eine relativ einfachere.
In ähnlicher Weise wie mit Wurzeln wurden von mir Spaltversuche auch mit
Stämmen unternommen, um festzustellen, ob die Spalthälften auch zu selbständigen
1) S t i n g l , Untersuchungen ül)er Doppelbildung und Regeneration bei Wurzeln. Österr.
bot. Zeitschr. 1905, Bd. LYh p. 219.