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daß der unter Druck befindliche Zentralzylinder sich in der Druckrichtung einschnnrt,
bis sein vorher elliptischer bis rechteckiger Querschnitt in zwei Kreise zerfällt. Die
Teilzylinder erscheinen bei weiter akropetal geführten Querschnitten elliptisch und
werden nach der Epidermis hin verschoben.
Ans diesem Verlialten ist zu entnehmen, daß das meristematische Plerom-
gewebe infolge des Druckes sich wie bei Längsspaltnng zweiteilt nnd dabei ein
größeres Regenerationsvermögen zeigt. Die anatomischen Eigentümlichkeiten eines
derartigen Voi-ganges scheint K ö h l e r nicht verfolgt zu liaben. Er gibt nur an, daß
das meristematische Gewebe beider Teilzylinder seine Tätigkeit, vor allem auch die
Bildung von Neben wurzeln fortsetzt.
Als Bestätigung einiger meiner früheren Beobachtungen') hat K ö h l e r fest-
gestellt, daß diese Zweiteilung nicht immer akropetal erhalten bleibt. Die zwei
Kreise können sich wieder zu einer Ellipse vereinigen, letztere kann sich wieder
einschnüren, um in zwei Kreise zu zerfallen, und dieses Spiel kann sich nach der
Wurzelspitze zu mehrere Male wiederholen. In diesem Zerlegen der Ellipse in zwei
Kreise erkennt K ö h l e r einen \'orteil für den Fall, daß die Wurzel schließlich an
der Spitze gespalten wird. Der Zentralzylinder kann dann in diesem Fall an jede
Spalthälfte einen der schon gebildeten Teilzylinder abgeben.
Was mir bei früheren Versuchen mit Holz- oder Steinjilatten, durchbohrten
Blumentöpfen nnd anderen Mitteln zur Erzeugung von Druck nicht gelang, ließ sich
bei Keimwurzeln von Vicia Faba beobachten, die, in natürlicher Weise zwischen die
Kotyledonen wachsend, hierbei ganz erheblichen Druckkräften seitens der lebenden
Kotyledonen ansgesetzt wurden.
In Übereinstimmung mit meinen früheren Versuchen behalten solche unter
Druck erwachsene Wurzeln die bandförmige Gestalt in ihrem ganzen Verlaufe nicht
bei, sondern nehmen die zylindrische Form wieder an, sobald sie ganz frei sind oder
in einem weiteren Raum sich befinden nnd die Druckwirkung nicht mehr verspüren.
Ein Absterben dieser Wurzeln an der Spitze, wonach dann Seitenwnrzeln als
Ersatz eintreten, läßt sich zwar nicht selten beobachten, aber nicht immer als Folge
eines hohen Druckes erklären. Nebenwurzeln bilden sich nur an den freien Seiten
der gedrückten Wurzeln. Hört aber der Druck auf, so bilden sie sich an den früher
gepreßten Seiten. Bei einigen Wurzeln ist die Bildung von Seitenwurzeln wahrscheinlich
infolge der Druckwirkung sehr befördert, was man aus der relativ großen
Zahl der letzteren schließen kann.
Trotz des kurzen Verweilens der Wurzeln zwischen den Kotyledonen und
ihrer Neigung, die zylindrische Form sobald wie möglich wieder anzunehmen, zeigen
sie zweckmäßige Anpassung in bezug auf ilire äußere und innere Gestaltung.
Die Epidermiszellen der freien Seiten verlängern sich zu Wurzelliaaren, um die
Absorptionsfläche bei so ungünstigen Ernährungsverhältnissen zu vergrößern. An den
gepreßten Seiten dagegen sind die Epidermiszellen nicht nur tangential abgeplattet,
sondern in den zwei bis vier äußeren Rindenschichten bedeutend gepreßt, so daß sie
gleichsam einen kontinuierlichen peripheren Gürtel bilden, w'obei die radialen Zellwände
anf dem Querschnitt zickzackförmig erscheinen und an die Faltung eines Blasebalges
erinnern. Die Druckwirkung seitens der Kotyledonen ist also eine progressiv ab-
nehmende, indem sie sich in höherem Grade an den jieripherischen Zellschichten nnd
von hier in abnelimendem Grade an den innersten äußert.
Gestalt und Orientierung der verschiedenen Gewebeelemente, insbesondere
der Leitbündel solcher gedrückten Wurzeln, sind vom mechanischen Standpunkt ans sehr
rationell. In der Tat erscheinen die Elemente des Grund- nnd Leitbündelgewebes anf
dem Querschnitt von elliptischer Form nnd mit ihrer Längsachse in derselben Richtung
wie derjenigen des Querschnittes orientiert. Endoderm- nnd Perikambinmzellen sind an
den Polen des Zentralzylinders anderthalb- bis zweimal länger als an den zwei Enden
der kleineren Achse des Querschnittes des Zentralzylinders. Von großem Interesse
ist es, daß die Perikambinmzellen an den erstgenannten Polen sich zahlreicher als
anderswo teilen nnd daß in Übereinstimmung mit einigen Resultaten K n y ’s ') sich die
Scheidewände in die Richtung des Druckes nnd senkrecht zur Richtung des Zuges
zu stellen suchen.
Die Orientierung der Leitbündel ist eine sehr zweckmäßige. Die zur Beobachtung
gelangten Fälle beziehen sich auf triarche und tetrarche Wurzeln. In den
ersteren stellen sich die drei Xylem platten derart, daß sie ein römisches Y mit getrennten
Schenkeln darstellen, oder, wenn der Druck größer, stellen sich zwei Schenkel
nach derselben Richtung der Längsachse des Querschnittes und der dritte senkrecht zu
diesen. Bei tetrarchen Wurzeln stellen sich die Xylemplatten entweder kreuzweise
oder nach Art eines römischen X. Im letzten Falle sind die Platten fast gleich lang
nnd gewöhnlich aus einer einzigen Reihe Gefäße gebildet, welche auf dem Querschnitte
einen elliptischen Umriß zeigen und in der Richtung der ganzen Platte gestreckt sind.
Von den vier Phloembündeln, die mit den Xylemplatten alternieren, strecken
sich die zwei polaren etwas zentrumwärts, die zwei anderen dagegen in tangentialer
Richtung. Diese erscheinen anf dem Querschnitte bogenartig, die ersten dagegen
dreieckig. In beiden Fällen rücken die meclianisclien Zellen des Skleremciiyms etwas
zentrumwärts, anstatt ihre äußere periphere Lage zu behalten.
Bei gekreuzter Stellung sind zwei Xylemplatten in derselben Richtung der
Längsachse des Querschnittes gestreckt und bilden den längeren Arm des Kreuzes.
Die ersteren bestehen aus einer einzigen Reihe radialer Gefäße, die anderen des zweiten
Paares zeigen an der Basis mehrere nebeneinander gereihte Gefäße, so daß sie auf
dem Querschnitt dreieckig erscheinen. Die Pliloembündel alternieren nacli Art von
vier Bogen mit den Xylemplatten nnd rücken paarweise etwas gegen die Pole zu.
Sekundäres Dickenwachstiim findet bei diesen Wurzeln auch statt, und zwar
stellen sich die sekundären Holzelemente in die Richtung des Druckes und senkreclit
zur Richtung des Zuges. Diese scheinbare Aiisnalime ist wolil anf den Umstand
zurückzuführen, daß das sekundäre Dickenwachstum zu einer Zeit stattfand, wo der
Druck durch das Spreizen der Kotyledonen sehr gering geworden war.
1) L o p r io b e . Regeneration gespaltener Wurzeln, a. a. 0 . p. 27.
] ) K n y , Über den Einfluß von Zug und Druck auf die Richtung der Scheidewände in sicli
teilenden Pflanzenzellen. P r in g s h e im ’s Jahrb. für wissenscli. Botanik, Bd. XXXVII, p. 55—98.
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