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verfolgend, stoßen wir gegenwärtig noch auf so weite Lücken, daß wir die Geschichte
Europas während des Eiszeitalters nocli nicht an die der jüngsten Tertiärperiode anznknüpfen
vermögen. Heute läßt sich mir eines sagen, daß die Eülle von Klimaschwankiingen
des Eiszeitalters jünger ist, als die ganze Serie mariner Pliozänablagernngen
mit ihrer reichen Flora, welche sich am Nordfuße des Apennin und in
der Poebene sowie Rhone aufwärts erstreckt, daß sie ferner jünger ist als die plio-
zänen Fannen und Floren der Auvergne mit Mastodonailen. Dagegen schließen im
Noi-den die Glaziakblagernngen Englands unmittelbar an die des dortigen jüngeren
Pliozänmeeres mit seiner der heutigen sich rasch nähernden hauna nnmittelbai an,
die aber ihrerseits nicht an die dortigen älteren Pliozängebilde anknüpfen. Nicht
wenige Ablagerungen, die von den einen zum Pliozän, von den anderen zum Pleistozän
gestellt werden, dürften noch zum Eiszeitalter gehören, aber noch bleibt ihre genauere
chronologische Stellung zu ermitteln. Diese muß aber bekannt sein, bevor sie als
erdkundliche Grundlagen für die Geschichte Europas benutzt werden können. Pflanzengeographisch
so wichtige Tatsachen, ob während der älteren Qnartärperiode Landverbindungen
zwischen Europa und Afiika bestanden, harren daher noch der le st-
stellung: docli läßt sich sagen, daß an der Südspitze der Apenninenhalbinsel große
geographische Akrändernngen in den älteren Phasen des Eiszeitalters eingetreten
sind. Diese aber deuten weit weniger auf den Einbruch eines früher bestandenen
Landes, denn auf die Erhebung eines neuen. Wir haben es mit Calabrien und
Sizilien mit sehr bedeutenden (luartären Hebungserscheinungen zu tun.
Lückenhaft sind noch die erdkundlichen Grundlagen für die Geschichte
Europas seit Schluß der Tertiärperiode. AAkite Gebiete, namentlich im Osten und
Süden unseres Erdteiles, harren noch der einschlägigen nälieren Erforschung, und
wenn in seiner Mitte in der großen Hochschule erdkundlicher Forschung, wenn in
den Alpen eine Chronologie des Eiszeitalters gewonnen worden ist, so ist auch sie
lückenhaft und ist in ilirer Anwendbarkeit auf andere Gebiete noch zu erproben.
Aber rüstig schreitet die Forscliung fort, belebt durch die Einführung neuer physiogeographischer
Betrachtungsweise, die sich zur stratigraphisch-geologischen und jialä-
ontologischen gesellt hat, und das Zusammenwirken dieser drei Forschimgsrichtungen
wird die Zahl der offenen Probleme in Zukunft mindern.
Europa
R e su lta ts Coiigr