ills ' 1 A
.!'l
i
‘li
, , ¡ 1
T
i . li
I 9
274
Es kann aber ancli Vorkommen, daß zwei Xylemplatte'n infolge ihrer Verschiebung
nach der Peripherie mit der inneren Seite der Basis konfluieren. In
diesem Fall erfolgt die Bildung von Erstlingsgefäßen an dem Vereinigungspimkte, so
daß die zwei Platten auf dem Querschnitt in Form eines V erscheinen (Taf. I, Fig. 1
links). Eigentnmhch ist das A’erlialten des Kambiums, welches nicht nnr die großen,
isolierten Xylemplatten umgibt, sondern auch zu beiden Seiten der Erstlingsgefäße
gegen das Wnrzelzentriim sich erstreckt und sich zu einem Ring schließt, indem es
sich bogig um die Gruppe der innersten, zuletzt gebildeten Gefäße herumzieht Da
es mir wenige Teilungen parallel dem Umriß der Gefäßplatten erfährt, so gehen
aus ihnen nur wenige weitliimige Gefäße rechts bezw. links neben der dem Wiirzel-
zentriim genäherten Gruppe von Gefäßen der primären Xylemplatten hervor.
Eine wichtige Rolle bei der Bildung der Meristelen spielt die Endodermis
\o n der Verletziingsstelle aus dringt sie in den Zentralzylinder hinein und vermittelt
so die Auflösung desselben (Taf. I. Fig. 1). Dieses Eindringen wird bedeutend erleichtert
wenn eine Xylemplatte verletzt oder durch nachträgliche Fäulnis beschädigt wird. In
diesem Fall wird die Wurzel zu einem einseitig geschlitzten Zylinder. Ihr Leitbündel-
korper geht zunächst m ein rinnenförmiges Gebilde über, das sich allmählich verflacht
und successiv in zwei oder mehrere Meristelen zerfällt. Um diese greift die Endo-
c ermis herum, isoliert sie vom Wnndgewebe nnd macht sie selbständiger. Die Bildung
einer inneren zu der äußeren parallelen Endodermis habe ich nur einmal beobachtet.
In diesem von mir beschriebenen Fall alternierten aber mit vier großen Xylemplatten
ebenso viele kleinere, so daß ein Verhältnis zustande kam, das nicht normal war
(Ctr. Lopriore, I. c. p. 55—57, Taf. VI.)
Nach dem Scheitel hin erfahren die Meristelen entweder eine Verminderung in
der Anrahl ihrer Elemente, welche nach und nach verschwinden, oder eine Ergänzung
durch Neubildung derselben. Die völlige Isolierung der Meristelen mit eigener Rinde,
die Bildung also von Teilwiirzeln, die ich als Schi z or hi z en bezeichnet habe, erfolgt
zwar sehr oft, nicht aber immer und regelmäßig. Es fällt gerade auf, daß die traumatischen
Einwirkungen den Anlaß zur Bildung der Schizostelen, nicht immer zugleich
zur Bildung der Schizorhizen geben.
Die Schizostelie steht in der Wurzel in keiner Beziehung zu der Polyarchie
so daß nicht zu erwarten ist, daß sich desto mehr Schizostelen bilden, je größer
die Anzahl der Xylem- und Pliloembündel ist. Bei Monokotylenwiirzeln tritt die
Schizostelie trotz der höheren Polyarchie nicht so oft wie bei Dikotylen auf, bei
welchen ich sie oft gerade bei tetrarchen Faba-Wnrzeln beobachtet habe, in welchen
nie Anzahl der Leitbündel die geringste ist.
Bei gamostelen bandförmigen Wurzeln von Mono- und Dikotylen tritt die
Schizostelie wie bei den Regenerationsvorgängen regelmäßig ein und bedingt, daß
dei anormale Bmi m den normalen übergeht (Taf. I, Fig. 5). Bei dialystelen bandfoimigen
Wurzeln streben die Schizostelen, sich voneinander völlig zu isolieren und
Schizorhizen zu werden.
Gamostele zylindrische Monokotylenwurzeln können infolge traumatischer Einwirkungen
von dem regelmäßigen radiären Bau in den bandförmigen schizostelen Bau
übergehen. Fig. 4 und 6 stellen gerade zwei typische Beispiele dieses Verhaltens bei
Zea Mays dar. Bei der ersteren ist die Spaltung des Zentralzylinders fast ganz
erfolgt; in der zweiten schickt sich der Zentralzylinder an, sich in zwei zu teilen und
geht vom radiären in den bilateral-symmetrischen Ban über.
S c h h i ß b e t r a c h t u n g e n .
Das Regenerationsvermögen von WTirzeln und Stämmen infolge traumatischer
Einwirkungen ist ein sehr hohes, falls die Verwundung überstanden wird. Tritt
Fäulnis an der W'undfläche ein, ohne die Tätigkeit der Meristeme zu beeinträchtigen,
so können letztere zu einer großen Teihingsfähigkeit gereizt werden und sich längere
Zeit tätig erhalten. Es kann auch Vorkommen, daß sonst dem Tode geweihte Zellen
durch traumatische Einwirkungen zu einer außerordentlichen Tätigkeit gereizt werden
und dadurch am Leben bleiben. — Es können durch Schizostelie aus beschädigten
Wurzeln mehrere gesunde Teilwurzeln entstehen nnd das gestörte Gleichgewicht
wiederherstellen.
In derselben Weise wie durch das Skalpell des Exyierimentators kann in der
Natur eine Regeneration entweder durch Tierfraß oder von der Pflanze selbst durch
Abstoßen einiger ihrer Teile infolge natürlicher Alterserscheiniingen oder frühzeitig
eintretender Zersetzimgsprozesse eingeleitet werden. Demnach sind die Folgen der
natürlich eintretenden oder künstlich hervorgerufenen Heilungsprozesse im Grunde
genommen nicht wesentlich verschieden.
Wird die Regeneration im engeren, oben von mir angedenteten Sinne aiifgefaßt,
so „handelt es sich nicht mehr um eine Entfaltung latenter Anlagen“ (Goebel),
sondern um die Ergänzung der verletzten Vegetationspunkte. Wenn diese iveit
unterhalb verletzt werden, so reagiert das Keimplasma nicht mehr direkt, sondern
indirekt, in jenem Zustande, den Goebel als „inkrustiert“ bezeichnet und der als
solcher in Daiierzellen vorhanden ist. Es verhält sich demnach wie das Gewebe, das
zur Bildung höher differenzierter Gallen angeregt wird. Dieses muß entweder meriste-
matisch sein oder vor der Gallenbildung durch den gallenbildenden Reiz in den meristematischen
Zustand übergehen (Thomas).
Bedeutender als bei Kormophyten ist das Regenerationsvermögen bei Thallo-
phyten, welche hierin den niederen Tieren ähnlich sind, bei welchen verletzte Gewebe
sowohl als verloren gegangene Organe in erstaunlicher Weise ersetzt werden. Ob
nun diese wunderbare, gewissen höheren Tieren ebenfalls ziikommende Fähigkeit mit
dem Mangel von Vegetationspnnkten in Zusammenhang steht (Goebel), kann man
im allgemeinen nicht behaupten, weil letztere auch bei Thallopliyten vorhanden sind.
Für Algen verweise ich auf die Arbeiten von Massart (1. c. p. 5—17), von Küster’)
und von To bl er"), für Pilze auf die vorläufige Mitteilung von W. Magnus"), dem
1) K ü s t e r , Über Vernarbung und Proliferationserscheinnngen bei Meeresalgen. Flora 1899,
Bd. LXXXVI, p. 160.
2) T o b l e r , Über Vernarbung und Wimdreiz an Algenzellen. Ber. der Deutschen bot.
Gesellsch. 1903, Bd. XXI, p. 291.
3) M a g n u s , 1. c. p. 133.