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auf heutigen Feldern von neuem Waldbäume im entsprechenden Formationscharakter
wieder zur Anpflanzung gelangen.
Von großer Bedeutung ist noch die Frage, inwieweit p a r a l l e l e F o rma t
ionen mit Beigemiscli verscliiedener Cliarakterarten in besonderen Farben dargestellt
werden sollen. Es ist so ausgefülirt von H a y e k n. E b e r w e i n in dem ersten Kartenblatte
ans den österreiclflsclien Alpen, wo die Kalkalpeii des Dachsteins nnd die
sndlicli der Enns liegenden Urgebirgsalpen mit derartigen Repräsentanten wie Rliodo-
deiidroii liirsntnm einer- und Rh. ferruginenm anderseits in zwei parallele Reihen von
Formationen mit getrennter Farbeiiskala geteilt sind. Hier handelt es sicli meiner
Meinung nacli aimr nm getrennte Fiorenbezirke mit gleicliartig wiederkehrenden Formationen;
die Übersichtskarte würde für solche Bezirke getrennte Flächenfarben
zeigen, aber die Formationen würden nnr durch eingesetzte Signaturen der lierrsclienden
Arten zu sclieiden sein. Es müßten sonst z. B. ancli die Bergwaldungen im Harz
mit Buche und Ficlite von denen des Fichtel- nnd Erzgebirges mit hinziikommender
lanne, Arimcus, Prenanthes etc. gleiclifails in den Grundfarben verscliieden gehalten
werden, die Harzer Hochmoore ebenso von denen mit Pinus montana, kurz- das
pliysiognomische Formationsbild der Karte würde zn sehr beeinflußt werden durch
die Arealgrenzen einzelner Hauptarten; die Facies der Forinationen würden sicli stärker
vordrangen, als es nacli der Zahl vorhandener Grundfarben überhaupt praktisch aus-
tührbar erscheint.
Wie man sielit, kommt für die Aiisfülirimg der Formationskarten sehr viel
daraiii an, wie jeder dieselbe aufnelmiende Pflanzengeograpli den Begriff der iiliysio-
gnoniisch-ökologischen Hauptgrnppen nnd der Hauptformationen im Verliältnis zu
deren Giiedernngen nnd Facies auffaßt; man dar f sagen, daß dnrch t o p o g r a p
h is che Aufnahmen die Fo rni a t ion s be g r i f f e s e l b s t sich k l ä r e n müssen
^\ell die Karte mit iliren liervorstechenden, geograpliisch bedingenden Charakterzügen
dazu zwingt, iiber gewisse kleine Züge Innwegziiselien und den kausalen Zusammenhang
des vor uns ausgebreiteten Vegetationsbildes in seinen großen Linien zu erfassen.
A « notwendig, aus diesem Grunde hier auf meine heutige
Auffassung des Formationsbegriffes einzugehen und auch die sich an ihn anknüpfenden
teiminologischen Fragen, die sogen, pflanzengeographische Nomenklatur, zu berühren
Aber dej- knappe Raum zwingt zur Kürze. Es mag genügen, anf die neu erschei?
nende (diitte) Ausgabe von N e u m a y e r s Anleitung zu wissenschaftlichen Forschungsreisen
) zn verweisen, in deren pflanzengeographischem Teil die „Bestimmungen der
Foiinationen“ nach ihrer physiognomischen Seite ausführlicher erläutert sind, als es
hier geschehen könnte.
Noch mochte zum Schluß besprociien werden, welche Gründe für die Aus-
der vier sächsischen SektionsWätter Dresden-KSnigstein zur kartegraphischen
Veianschauiicimng hercjmscher Formationen vorliegen. In dieser Flora nämlich treffen
1) Hannover ( J ä n n ic k e ) 1 9 0 5 - 6 , S. 3 4 0 - 3 4 4 und 3 5 4 - 3 6 5 . Das betreffende Pflanzen
geogiaphie enthaltende Heft ist zurzeit (Dezember 1905) noch nicht ausgegeben.
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die nordwestlichen Genossenschaften in hygrophilen Formationen, die aipenländischen
in montanen, die pannonischen in xerophytischen Schotterformationen am nächsten
zusammen und bewirken ein reich gegliedertes Standortsbild. Dies zu kartographieren
erscheint der Mühe wert; es bedürften diese vier Blätter für Sachsen und Thüringen
zunächst nur noch der Ergänzung durch solche aus dem westlichen Musclielkalk-
gebiet und besonders aus der vom Kyifhäuser zum Oberharz nordwärts sich erstreckenden
Landschaft mit gleichfalls scharf gegliederten Vegetationsgrenzen, vielleicht
auch ans dem Kammgebiet und Südhange des Erzgebirges gegen Böhmen. Solche
Einzelblätter verleilien in Verbindung mit der Übersichtskarte eine durchdringende
Kenntnis der positiv vorhandenen pflanzengeographischen Verteilimgsverhältnisse und
entsprechen in ihrem Werte den Leistungen geologischer Karten.