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worden ist. Nacli Co u l t e r nnd Ch r y s l e r ist das Kallnspliellogen unter den
ineristeinatisclien Geweben am meisten tätig. Diese Tätigkeit, sofern sie zur Bildnng
neuer Spi'osse und Wurzeln führt, scheint nach den genannten Forschern an bestimmten
Punkten (sog. „latent huds“) nicht lokalisiert, sondern in vielen Meristemen vorhanden
zn sein und bei günstigen \'erhältnissen zum Ausdruck zn kommen (1. c. p. 458).
Was die Reaktionen betrifft, welche infolge der Entblätterung eintreten, so
sind es nicht mehr den entfernten ähnliche Organe. welche ihren anatomischen Ran
zn ändern versuchen, um jene zu ersetzen, sondern Organe ganz anderer Natur,
welche tliesen Zweck zu erreichen streben. So entwickeln Stengel und Blattstiel eine
größere Älenge Chlorojihyllkörnei', wodurch sie eine tief grüne Farbe annehmen.
Die Elemente des Chlorenchyms erfahren eine Vermehrung und besonders eine Verlängerung
in radialer Richtung, so daß sie denjenigen des Palissadengewebes gleich
anssehen, odei- wenn letzteres schon vorhanden ist, eine Zunahme in der Anzahl der
Schichten anfweisen. Auch die Anzahl der Spaltöffnungen vermehrt sich. Diesen anatomischen
^’eränderungen entspricht eine größere Assimilations- und Transpirationstätigkeit.
Sj)roßl)ildung und Entstehung normaler Rflänzchen an Kotyledonen wurde
bisher nach K ü s t e r s Angabe') nnr von Z a b e l an Bor r a go of f icinal is beobachtet.
K ü s t e r s Versuche, die mit Nährmaterial reichlich gefüllten Kotyledonen verschiedener
Pflanzen zur Sproßbildiing zu bringen, führten meist zu negativen Resultaten; die
Wurzelbildimg erfolgte rasch und reichlich, Adventivsyirosse wurden zumeist nicht gebildet.
Wie die Kotyledonen, so haben nach B e y e r in c k auch einige Weidengallen
die Fähigkeit zur Bewnrzelung, wenn sie von den Laiibblättern ihrer Wirtspflanze
isoliert werden, welche ihrerseits dieselbe Fähigkeit auch besitzen.
Auf welche Weise die Umbildung einiger Organe infolge der Verletzung oder
Beseitigung anderer Organe vor sich geht, bleibt noch unaufgeklärt. B e y e r in c k ’s
Annahme über „Wuchsenzym“, durch welches Sprosse zur Umbildung zu Knöllchen
veranlaßt werden, ist nach G o e b e l „ein bloßer \'ergleich des Vorgangs mit anderen,
z. B. den bei der Gallenbildung- eintretenden.-‘ Nach K ü s t e r wird die Fähigkeit zur
Bewnrzelung einiger Weidengallen nicht so sehr durch den Reiz des Gallengiftes
selbst, sondern durch die lokale Anhäufung von Nährstoffen veranlaßt, die ihrerseits
eine Reizreaktion des Organismus auf den Reiz des Gallengiftes darstellt.
Der Ersatz durch ungleichartige Organe kann verschieden stattfinden. Die vielfach
gemachte Beobachtung, daß an Wurzeln nach Verwundung Adventivspi-osse reichlicher
oder schneller entstehen als an intakten Wiirzehi und daß sie bei manchen
Gewächsen nur nach Verwundung sich bilden, hat Küster (1. c. p. 316) bestätigt nnd
einige Pflanzen durch Verwundung zum Proliferieren mit großer Regelmäßigkeit
gebracht.
Wie die regenerativen, so können auch die Ersatzbildiingen anders als durch
traumatische Einwirkungen zustande kommen. Um die Bildung einer neuen Blattspreite
bei Cycl amen persicum und a fricanum hervorznrufen, ist die Verwundimg
1) K ü s t e r , ßeobaclitungen über Regenerationserscbeinungen an l ’flanzen. Beihefte z Bot
Centralbl. 1903, Bd. XD", p. 316.
oder totale Beseitigung derselben nicht notwendig, sondern es genügt, durch Eingipsen
sie außer Funktion zu setzen. Durch Lichtmangel wird derselbe Erfolg nicht erreicht.
In der Tat gelang es W i n k l e r ( 1. c. p. 86) bis jetzt nicht, bei totaler oder bei
lokaler Verdunkelung der Spreite auch nur die ersten Anfänge einer Neubildung zu
beobachten. Dagegen genügt bei Ci rcaea eine Verfinsterung des orthotropen Hauptsprosses,
um die dem Gipfel nächsten, sonst plagiotropen Sprosse ortliotrop zu machen
( G o e b e l , 1. c. p. 647).
Sollte es sich auch bei anderen Organen heraiisstellen, daß beim Anßer-
fnnktionsetzen ihre Regeneration gefördert wird, so müßte man ermitteln, inwieweit
die Haupt- oder die Nebenfunktionen daran beteiligt sind.
Physiolog i s c h e Bedingungen.
Was die verschiedenen Außenbedingiingen betrifft, welche den Regenerationsvorgang
beeinflussen, liatte ich schon Gelegenheit gehabt, einen Einfluß der Temperatur
festznstellen, derart, daß Luftwurzeln im wärmeren Kulturlianse sich schneller regenerierten
als im kalten. Später hat S im o n bestätigt, daß die optimale Wachstnmstemperatur
auch für die Regeneration die günstigste sei. Wurzeln von Zea und Vicia regenerierten
sich bei einer Temperatur von 22° besser als bei 14—16° C. Allerdings konnte
die drei Tage lange Regenerationsdauer von Zea durch höhere Temperatur von z. B.
32° C, welche bei Zea die optimale für das Wachstum ist, kaum abgekürzt werden.
Selten waren in diesem Falle die betreffenden Wurzeln nach 2 Tagen vollkommen
regeneriert. Andererseits konnte die Regenerationsdaiier von Lu p i nns , dessen Keimpflanzen
bei einer Temperatur von 4° C gehalten wurden, bis 14 Tage verzögert
werden. Durch niedere Temperatur kann nicht nur starke Verzögerung, sondern
sogar vollständige Hemmung erreicht werden, ohne daß die Pfianzen ihre Regenerationsfähigkeit
einbüssen. In die gewohnten Bedingungen zurückversetzt, vollziehen die
Wurzeln ihre Regeneration in der normalen Zeit.
Mehr theoretisches Interesse haben die von S im o n erreichten Resultate betreffs
der Wirkung der Schwerkraft und der Anästhetika. Invers gestellte Wurzeln von
Ze a regenerierten sich meist normal in drei Tagen, selten länger, bis zu 3 '/z Tagen. Niir
die Wnrzelhanbe wies die bekannte kegelförmige Gestalt nicht auf; jedoch stellte sich
dieselbe wieder ein, sobald die Wurzel in die Normalstellung zurückgebracht war.
Bei Anwendung von verschiedenen Ätherlösiingen (0,1, 0,2 und 1 Proz.)
regenerierten sich die dekaifitierten Keimwurzeln von Zea nnd Vicia normal in drei
Tagen, und zwar unter geringer Wachstiimshemmnng bei schwacher Ätherlösung. Bei
dauernder Einwii-kung von höheren Konzentrationen machten sich dagegen unter
starker Wachstumsabnahme in der Streckungszone starke Anschwellnngen bemerkbar,
und bei Anwendung noch höherer Konzentration begannen die Wurzeln an der Wund-
fiäche abzusterben.
Bei Kulturen von Z ea in % proz. Ätherwasser ergab sich die eigenartige
Tatsache, daß die Regeneration trotz starker Retardierung des Wachstums in iiormaler
Schnelligkeit verlief und daß dann trotz ausgebildeten Vegetationspimktes eine weitere
Streckung nicht stattfand. In diesen Kulturen traten Fälle von partieller Regeneration