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12. Uber die Vielkernigkeit der Pollenkórner
und PoIIenschIáuche von Araucaria Bidwillii Hook.
Von G. L o p rio re (Catania).
(Mit Tafel III.)
Y^orläufige Mitteilung.
Im botanisclien Universitätsgarten zu Catania wäclist ein präclitiges, etwa
oO Jalire altes Exemplar von A r a i ic a ri a Bidwi l l i i , welches erst seit 7—8 Jahren
begonnen hat, Blüten und Früchte zu tragen.
Die männlichen Zapfen bilden sich in der Anzahl von 2—3 an der Spitze
einjähriger Zweige. Wälirend diese über die Zapfen iiinauswächst, nehmen letztei'e
je nach ihrer Anzahl eine ungefälir opponierte oder quirlige Stellung ein, indem sie
von 6—7 spiralig angeordneten kleinen Blättern getrennt werden. Die ursprünglicli
zylindrisclie Gestalt wird auch nach vollendetem Längenwachstum des Zapfens bei-
behalten, wobei dieser die beträclitliche Länge von 15—20 cm erreiclit. Mit der Reife
nimmt die dem Liclit ziigewendete Seite in Zusammenhang mit der Anhäufung von
Gerbsäure eine ausgesprochene rötliche Rostfarbe an und krümmt sich stark nach
außen, während die innere Scliattenseite grün bleibt.
Die männlichen Zapfen bestehen aus zalilreiclien Sporophyllen, welche in
spiraliger Stellung an der Achse einander folgen und an ihrer Unterseite eine
wechselnde Anzahl, meist 13, Pollensäcke tragen. Sie sind bedeutend zalilreicher als
die weiblichen Zapfen, welche sehr spärlich an den obersten Zweigen verkommen und
dadurch nicht leicht zu sammeln sind. Mit der Reife vertrocknen die Sporophylle
und werden dadurch voneinander entfernt, während der Pollen durch die an der
freien, äußeren Seite der Poileiisäcke gebildeten Längsrisse reichlich ausgestreut wird.
Die Pollensäcke haben eine zusammengedrückte, polyedrische oder zylindrische
Gestalt und zeigen auf dem Querschnitte eine aus fast palissadenförmigen Zellen gebildete
Epidermis, deren Außenwand bogenartig hervorgewölbt ist, ferner ein schwammiges,
mehrschichtiges Fasergewebe, ein meist dreischichtiges Wandgewebe von tangential
gestreckten Elementen und nach innen zu ebenfalls tangential gestreckte
Tapetenzellen. Das sporogene Gewebe erfüllt zuerst gleichmäßig die Höhlung der
Pollensäcke. Sowie aber die aus ihm hervorgegangenen Archesporzellen zuerst Tetraden
und dann Mikrosporen bilden, entstehen viele Intercellularen, welche die Entleerung
der Pollensäcke zum Teil begünstigen.
Die Palissadenzellen gehen allmählich in der Nähe der präformierten Dehiszenz-
Imie in ein Ideinzelliges Gewebe über, dessen Elemente sehr dünnwandig bieiben und
dadurch das Öffnen der Pollensäcke mittels der Längsrißlinie erleichtern.
Im Fasergewebe liegen Llarzgänge, welche auch in anderen Organen dieser
Pflanze Vorkommen'), und eigentümliche, einfache oder verästelte, mit Kristallen von
oxalsaurem Kalk übersäte Idioblasten von langer Gestalt, welche parallel zur Längs-
aclise der Pollensäcke liegen, mitunter an den Enden der letzteren auch quergestellt
sind. Infolge ihrer mächtigen Entwicklung und großen Härte werden diese Idioblasten
durch die Sclmeide des Mikrotommessers oft aus dem Gewebeverband herausgerissen
und flnden sich teils ganz, teils in Bruchstücken im Präparate zerstreut, wo sie dadurch
störend wirken.
Mit der Reife der Pollensäcke kollabieren die Zellen des Faser- und Wandgewebes,
während die Tapetenzellen resorbiert werden. Es flndet zugleich eine auffallende
Verdickung der Radialwände der Epidermiszellen statt, während die Außenwand
dünn bleibt und sich faltet. Diese eigentümliclie Verdickung erinnert lebliaft
an die der Zellen des Annulus des Sporangiums einiger Farne, und wie bei diesen,
wird sie walirsclieinlicli eine biologische Rolle in dem Mechanismus des Öffnens der
Pollensäcke spielen.
Die Polleiiköriier sind von kugeliger Gestalt, und nur selten belialten sie die
ursiirüngliche, gerundet-tetraedrische oder längliche Form.
Exine und Intine sind durch verschiedene Farbe und Mächtigkeit deutlich
von einander unterschieden. Erstere zeigt eine gelbe, letztere eine blaß-bräunliche
Farbe.
Die Exine besitzt keine besondere Skulptur und keine präforniierte Öffhung
für den Durclitritt des Keinischlaiiches. Bei der Keimung wird sie von der Intine
nicht geschieden, wie es etwa bei einigen Coniferen und Ephedr a -Ar ten geschieht").
Nur bei Pollenkörnern, die mehrere Keimschläuclie gebildet haben, wird sie an der
Basis derselben in Schuppen abgeschieden. Bei der Keimung tritt sehr oft eine
Sonderung in zwei Scliicliten deutlich hervor.
Die Intine kann doppelt so dick sein als die Exine, läßt eine deutliclie
Schichtung‘erkennen und zeigt einen inneren welligen Umriß.
Mit einer frischen Chlorophylllösung behandelt lassen die Pollenkörner eine
sehr deutliche Differenzierung der Exine und Intine erkennen. Die erstere färbt
sich intensiv grün, die letztere blaßgrün. Auch mit Sudan ist die Differenzierung
sehr deutlich; denn die Exine färbt sich weinrot, die Intine gelb. In der ersteren
ist sogar eine äußere, tiefer gefärbte nnd eine innere, blässere Schicht zu erkennen.
Diese Reagentien sowohl wie die GnÜBLERsche Alkannatinktur dienen zur
Identiflziernng der von der Exine ausgeschiedenen Harztropfen, welclie sich mit letzterer
innerhalb I—2 Stunden braun färben. Diese weinrote Färbung zeigt sich auch in
der äußersten Schicht der Exine, welche wahrscheinlich mit Harz durchtränkt ist,
ebenso wie in der innersten Scliiclit der Intine. Werden die Pollenkörner erst mit
Alkohol, dann mit Alkannatinktur behandelt, so flndet keine Bräunung der Tropfen
1) B o r z i , Biologia della germinazione dell’Ar a u c a r i a B i dwi l l i . Estratto Contr. Biolog.
veg. 1905, Vol. III, p. 6.
2) Ca VARA, Sulla germinazione del polline nelle Epl i edra. Boll. Accad. Gioenia, Catania,
maggio 1904, p. 3—9.