einstinimte. Ich forcierte ilin auf, seine Beobachtungen, sowie die Saininiung statistischer
Angaben melirere Jahre liindurcli fortziisetzen, nm so zu zuverlässigeren Ergebnissen
zu gelangen. Dies liat er auch getan und in melireren, später herausgegebenen,
höclist interessanten Arbeiten ') ein umfassendes Vergleichsmaterial vorgelegt, ans welchem
liervorgeht, daß die vorgebliche kurze Wachstnmsdauer von Pflanzen im nördliclien
Norwegen wenigstens bezüglich der Getreidearten keineswegs den tatsäclilichen Ver-
liältnissen entspriclit. Er hat in seiner letzten Arbeit für die Gerste Angaben über
die Vegetationsdaiier ans allen norwegisclien Ämtern zusammengestellt. Diese Angaben
sollen liier wiedergegeben werden:
Anzah l der Wachs t i i m s t a g e für Ge r s t e in No rwege n :
Amt Kürzeste Anzahl
von Tagen
Längste Anzahl
von Tagen Im Mittel
Sm a a len en e .............................. 65 103 85,6
H e d em a r k e n ........................ 78 97 86,0
Jarlsberg nnd Laurvik . . 80 98 87,9
C h r i s t i a n s .............................. 73 102 90,5
R u s k e r n d .............................. 80 100 91,4
R o r a sd a l.................................... 90 134 95,4
N e d e n ils .................................... 87 103 95,8
Lister und Mandal . . . 84 1 1 2 96,8
Akershus .............................. 80 107 97,0
T r o m s ö .................................... 81 113 99,6
B r a t s b e r g .............................. 92 108 99,8
Söndre Bergenlms . . 87 1 1 2 100,7
Nordre Bergenlms . . . 76 1 2 1 100,9
N o r d l a n d .............................. 87 130 104,2
F 'inm a rk en ........................ 104 - h 105,0
Söndre Trondhjem . . . 92 115 105,2
Nordre Trondhjem . . . 97 123 106,5
S t a v a n g e r ........................ 95 12 2 106,7
Diese Tabelle weist ganz andere Ziffern auf, als wie man sie den S c h ü b e l e r -
schen Gesetzen entsprecliend erwarten sollte, sie zeigt nämlich, daß die Vegetations-
imriode der Gerste am längsten ist in den Küstenämtern, am kürzesten aber in den
Ämtern des Binnenlandes. Mit anderen Worten, wo in Norwegen Küstenklima
herrscht, dauert im allgemeinen die Wachstnmszeit der Gerste lange, ganz gleicli ob
sie unter niedrigeren oder liölieren Breiten wächst. Dort aber, wo kontinentales
Klima herrscht, ist die Vegetationsperiode der Gerste im allgemeinen kurz. Diese
Tatsaclien würden vielleicht noch stärker hervortreten, wenn man in jedem Amt diejenigen
Orte, aus denen die betreifende Angabe stammt, genau verzeichnet hätte.
1) L. P. N i l s s e n , „Har Plánteme kortere YVgetationstid i Nordland end söndenfjelds?“
(Naturen, Aarg. 22. Bergen 1898.) — I d em, „Kort Beskrivelse af Nordlands Amts Ilerreder med
Hensyn tit Korndyrkningen sammesteds samt en liden Redegjorelse angaaende den midiere Växttid
for Körnet i Nordland“. Bodö 1898. — I d em , „Lidt om Plantemos Y^egetationstid m. m. En
sammenlignende Fremstilling mellem Forliold i Nord og Syd. (Tidsskrift for det norske Landbrag
Aarg. 1 1 . Cliristiania 1904.)
2) Die Hüclistzahl der YVachstumstage kann hier nicht angegeben werden, da die Gerste in
Finmarken oft nicht mehr reift.
Denn in vielen Ämtern sind sowohl Gegenden mit ozeanischem als auch solche mit
kontinentalem Klima vorhanden. Selbstverständlich können auch in der oben wiedergegebenen
Tabelle Fehler sein und lassen sich überhaupt pflanzenphysiologische Gesetze
nicht allein mit statistischen Daten beweisen; indessen zeigt die Tabelle jedenfalls,
daß die Daten, auf welche S c h ü b e l e r seine Behauptung betreffs einer viel
kürzeren Vegetationsperiode im nördlichen Norwegen gründete, einer eingehenderen
Prüfung nicht standhalten, weshalb es auch unnütz wäre, diese Behauptung in ihrer
Allgemeinheit aufrecht erhalten zu wollen, so lange wenigstens, als sie niciit durch
neue Untersuclmngen bewiesen ist.
Vor einigen Jahren wurden von demLaudwirtschaftschemiker F. W e r e n s k j o l d ')
eine Reihe Analysen der sechszeiligen Gerste aus verscliiedenen Gegenden in Norwegen
ausgeführt, aber aucli das Ergebnis dieser Analysen spricht, wie man aus der
untenstehenden Tabelle ersehen kann, nicht dafür, daß die Gerste im nördlichen Norwegen
andere Eigenschaften besitzen sollte als im südlichen:
Die Kö rn e r der sechs z ei l i g e n Ger s t e enth a l t e n im Mi t tel nach Tr o c k e n stof
f be r e chne t :
Gerste aus Asche Fett Eiweiß Amid Fasern Stärke Extrakt
Nordland . . . .
Gudhrandsdal
Hedemarken . . .
— von 1897
Smaalenene . . .
2 ,6 5 -3 ,3 6
2,65
2 .9 6 - 3 ,4 0
2,41
2,84
1 ,9 6 -2 ,3 3
2,03
2 ,0 3 -2 ,2 2
1,87
2,08
9,79— 14,67
8,92
9 ,3 5 -1 1 ,9 6
11,8 6
12,68
0 ,5 9 -0 ,7 3
0,48
1,44 2,09
0,70
0,88
4,59—7,31
4,63
4 ,6 8 -5 ,5 8
4,84
4,78
51,01—63,43
65,33
5 8 ,5 0 -6 0 ,0 5
65,02
55,41
1 5 .8 8 -2 1 ,6 1
15,96
16.88—18,86
13,30
21,33
Sämtliche Proben sind (mit Ausnahme einer einzigen aus Hedemarken von
1897) in dem für das südliche Norwegen ungünstigen Jahre 1898 geerntet. Aus
den Analysen geht hervor, daß die verschiedenen Bestandteile der Gerstenkörner in
ihrer Menge stark schwanken können, indessen läßt sich kaum ein besonderes Übergewicht
für einen dieser Bestandteile nachweisen, wenn man Körner aus dem nördlichen
mit solchen aus dem südlichen Norwegen vergleicht. Denn daraus, daß in
einem Einzelfalle bei Gerste aus Nordlaud sich die Eiweißmenge als größer, in einem
anderen Einzelfalle die Stärkemenge sicli als geringer erwiesen hat als bei Gerste
aus Gudbrandsdalen oder Hedemarken, kann man selbstverständlich ein allgemeines
Gesetz nicht ableiten, da in anderen Fällen wieder das Umgekehrte vorkommt. Eher
darf man annehmen, daß die Düngung und andere zufällige Umstände hier eine
Rolle gespielt haben.
Wenn S c h ü b e l e r in dem sechsten seiner Gesetze sagt, daß bei Früchten
das Aroma nach Norden hin znnimmt, die Zuckermenge aber abnimmt, so beruht
diese Behauptung nur auf subjektiven Urteilen verschiedener glaubwürdiger Personen,
nicht aber auf direkten Untersuchungen und genauen Messungen.
1) F. H. YVe r e n s k j o l d , „Nogle Byganalyser“. (Tidsskrift for det norske Landbrug, Aarg. 7,
Cliristiania 1900, p. 68).