Reinke, J., Hj^pothesen, Voi-anssetzungen, Probleme in der Biologie
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Tanfiljew, G. J., Die südrussischen Steppen. (Mit 2 Textabbildungen)
Tscherniak, E., Über Bildung neuer Formen durch Kreuzung . . . .
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seit der T e r t i ä r z e i t ........................................................................
Wille, N,, Über die Schübelerschen Anschauungen in betreff der Verände-
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rungen der Pflanzen in nördlichen B r e i t e n .......................................... 389 400
I.
Hypothesen,Voraussetzungen, Probleme in der Biologie.
Von J . Reinke (Kiel).
(Vortrag, gehalten in der feierlichen Eröffnungssitzung des Kongresses am 12. Juni 1905.)
Wir Naturforscher dürsten nach Tatsachen, nach immer neuen Tatsachen.
Wir sammeln sie, wo wir sie finden. Wir suchen sie durch sorgsame Beobachtung
im einzelnen festzustellen und auszusondern aus dem Chaos der auf uns einstürmenden
Erscheinungen. Liebe zur Wissenschaft, unbezwingliche Sehnsucht nach Wahrheit sind
die Triebfedern, Erfahrungen über das Wesen der Dinge zu machen. Im Gewinn
solcher Erfahrungen verzehren wir die Kräfte unseres Lebens; unser Lohn bestellt in
der andächtigen Ereude, mit der' wir vor jeder uns gelungenen Enthüllung einer Tatsache
stehen.
Wie wir die Tatsachen lieben und preisen, so hassen und verfolgen wir die
Hypothesen. Unablässig ringen wir danach, uns von diesen unheimlichen Gästen zu
befreien, sie zum Tempel der Wissenschaft hinauszukehren. Aber alle Anstrengung
ist vergebens. Die Beseitigung der Hypothesen gelingt uns nicht. Die Hypothese
ist eine Hydra; schlagen wir einer den Kopf ab, so sprossen zahlreiche neue Köpfe
hervor, und unsere Stellung im Kampfe wird ungünstiger als zuvor.
Sollen wir unter solchen Umständen verzagen, am Erfolge der Wissenschaft
verzweifelnV Mit nichten! Die Erfolge sind da, sind unbestreitbar, und von Herzen
wollen wir uns ihrer freuen. Doch was ist zu tun? Wir sollen uns friedlich mit
den Hypothesen auseinandersetzen, da ihre Ausrottung ein Ding der Unmöglichkeit
ist. Nur darf solch ein Eriede kein fauler sein. Ich will damit sagen: wenn wir
die Hypothesen neben den Tatsachen im Inventar der Wissenschaft zulassen, so sollen
wir genau wissen und angeben können, was tatsächliches Wissen und was Hypothese ist.
Zur Lösung dieser Aufgabe bietet sich uns eine hilfreiche Hand. Die derbere,
solide, gleichsam in Reiterstiefeln einherschreitende Naturforschung besitzt eine holde,
aus Morgenröte gewobene Schwester, die Naturpliilosophie. Beide haben einander
längere Zeit verächtlich den Rücken zugekehrt; doch heute ist dies Schmollen über-
Késultats scionüii(|ues du Congrès international de Botanique. 1