auf die ülu-igen liöliereii Mittelgebirge, Böliuier Wald, Erzgeliirge. Harz, Sclnvarzw'ald
und N’ogesen, ausdelineu zu dürfen, daß deren Reliktersclieinnngen püanzlicli-lebender
Natur lücht auf den liöclisten Stand der ganzen Eiszeit, sondern auf die letzte (baltisclie),
etwas verringerte Ausdelinung der Vereisung zurückzufüliren sind, weil die letzte
wanne Interglazialzeit die Wirkungen der ilir vorhergelienden höchsten Gletsclierausdehnnng
aufgelioben liatte.
Es liandelt sicli daher zunäclist um die wiclitige Frage, ob nacli der letzten
wärmeren Interglazialzeit alles Ptlanzenlebcn a u ß e r den g l a z i a l e n P f l a n z e n f
orma t i onen mit Dryas und Zwergbirke durcli diese letzte baltische Eiszeit auch auf dem
eisfreien Boden Mittel- und Süddeutsciilands verniclitet werden mußte, oder ob n e b e n
dem Tnndrencliarakter aucii Waid, Grasland und dem ])räaipinen Cliarakter ent-
spreciiende. mit einzelnen Geliölzen (Amelanchier, Sorbus Aria, Ijärclien und Biiken)
gemisclite Scliotterformationen sicli liier ansbreiten konnten. Dies letztere nelime icii
M und glaniie sogar einige wenige Ptianzenarten nennen zu können, welclie seit der
letzten Interglazialzeit iliren Standort (im weiteren Sinne) dnrcli die baltisclie Eiszeit
liindnrcli festgelialten liaben.
Nördlicli vom Riesengebirge endete das baltische Landeis im Niveau der \ o i -
höhen; im Innern des Gebirges war kein znsammenliängendes Inlandeis, sondern
wenige Talgletscher vom alpinen Typus; die Firnlinie lag um 1300 m Hölie. Hier-
nach kann man, unter Üliertragnng der Regionsgrenzen der Gegenwart auf die
l ’ergangenlieit. eine Hölienstnfe von 200 -5 0 0 m für Ausbreitung des subalpinen
Waldlandes in Abweclislung mit Borstgrasmatten, Berglieiden und tundrenartigen
Mooren im Geliiete der Sudeten, des Lausitzer Berglandes und Elbsandsteingebirges
ansetzen, von 5 0 0 - 800 m eine alpine Strauchregion entsprecliend der jetzigen Ausbreitung
von Pinus montana.oberlialb der Baumgrenze.
Äliiiliciie Zalilen darf man für die westlicli der Elbe gelegenen Bergländer
gelten lassen, wonacli das ganze Musclielkaikiand Tliüringens in die ])räalpine Region
mit den oiien genannten Sträiicliern entfällt. Bereclmet nacli d e rlirnlinie der alpinen
Gletsclier im l'ergleicli mit der Gegenwart entfällt für den Süd westen, also für Schwarzwald
lind Scliwäbische Alb, die Hölie von 700- 1000 m auf Kriimmholzgerträuche,
7)00 700 111 auf den oiiersten subalpinen Wald, wälirend die warmen lalgeliänge die
Einmiscliiing der Biiciie mul des Bergaliorns gestattet liaben können. Die Festsetzungen
werden andere, wenn man für die Eiszeitiierioden eine andere mittlere Jalirestempeiatiii
an der Firnlinie aiinimmt; denn wo die jälirliclie Wärmescliwankuiig bei sehr reicli-
lichen Niedersclilägen (Sclmee) gering ist, steigt die Jalirestemperatiir an der Sclineegrenze
auf einen bis einige Grade über Null.
Diesen Bereclinimgen entspreclien z. B. die Vorkommnisse von Streptopiis
und ITola iiiÜora bei 2 0 0 -4 0 0 m Hölie im Elbsandsteingebirge, von Erica carnea
500 m liocli im Elster- und Egerlande, von Plenrospermiim aiistriaciim 3 0 0 -5 0 0 m
liocli in Tliüringen und an der Riiöii, die lürbreitiing von Amelanchier und Sorims
Aria als präalpiner Gesträuche nur auf den Kalken von der Alb bis zum Südliarz,
die präalpinen und alpinen Saxifraga-, Arabis-, Polygala-Arten aut der schwäiiischen
Alb und am Südliarz, auch Salix liastata daseliist.
Es ist bei diesen lürgleiclien zu herücksiclitigen, daß in Breiten von 48° liis
51° N. und in weit gedehnten, tiaciien oder welligen Hügelliindern nicht Vergleiche
mit den lieutigen, im Gebirgsklima liegenden Grenzgebieten von Wald. Krnmmholz und
Grattlora zu zielien sind, sondern eher solche ans den nördliciien Wald-und Tundrengebieten
Lapplands, Rußlands, am Obj; selbst das' südlicliste Grönland entbelirt niclit
üpiiigen Ptianzenwuciises mit liölieren Birken, und was damals im eiszeitlichen Mitteleuropa
die Absclimelzmassen des Eises an sommerliclier Wärme versclilangen, mußte
durcli die längere und intensivere Bestrahlung der Sonne autgewogen werden. So möciite
icli aucli den damaligen Grenzwald in 200 -5 0 0 m Höhe gegen das Gebirgsland mit
Sclinee und Eis melir dem nordischen gemiscliten Nadelholz- und Kiefern-, hezw.
Birkenwalde für älmlicli zusammengesetzt lialten. als dem lieutigen mitteldentsclien
Ficlitenwalde, obwolil die Ficlite ilire damalige Grenze zwisclien den Aliiengletscliern
und dem iialtisclien Landeise gehallt liaben wird. —
Für eine der seltenen Pflanzen, welclie von der letzten Interglazialperiode an
die letzte Eiszeit überdauerten und aucli hernacli die klimatisclien Scliwankungen in
demselben Berglande aiislialteii konnten, iiaite icli Hymenopl i y l l nm t u nbr idgens e
in seinen getrennten Standorten von Luxemburg und einigen tiefen Sclilucliten des
Ellisandsteingebirges, wenig über 200 m liocli gelegen. Icli lialte es für ganz aiis-
geschlossen, daß in die letzteren, mir genau bekannten Standorte, enge Felss])alten, deren
senkreclite Wände durcli Bergwald überdeckt und deren Austrocknung durcli kleine
Wasserrinnsale verliindert waren, jemals Sporen von den weit entfernten westiiclieren
Standorten liineingelangen und dort keimen konnten. Dagegen scliließt sicli die
Annalime des interglazialen Überdaneriis an Ort und Stelle reclit natürlich an die
Existenz eines sidiarktisclien Waldes im Eliisandsteingeliirge wälirend der iialtisclien
Gletsclierperiode an.
Icli liaiie kein eigenes Urteil ülier die Stärke der siiezitisclien Trennung von
llymenopliyllum peltatiim (=Wilsoni) und tunbridgense; vielleiciit sind es erst post-
glazial entwickelte Lokaltypen eines gemeinsamen Artstammes. Das erstore ist aiier
eine gemeine Art der Earöer, wo es mit Moosen auf Basaltschotter und in Ilavinen der
südlichen Inseln 200—300 m liocli wälirend des ganzen Sommers mit S]iorangien gefunden
wird (Botany of tlie Faeröes, I, 97). Dieses Hymenopliyllnm stellt also ansclieinend
keine anderen klimatisclien Anforderungen, als wie sie die Hypotliese einer suliark-
tischen Waldregion wälirend der iialtisclien Eiszeit in der Lausitz gewäliren würde.
Mit niclit der gleiclien Beweiskraft bezüglich so liolien Alters von Besiedelung
wie Hymenoiiliyllnm stellt eine Gruppe von Cleveideen-Lebermoosen am Südliarz da.
vornelimlicli Clevea liyalina mit Grimaldia fragrans und Frimbriaria fragrans, über
deren Standorte und Areal wir Solms-Laubach eine eingeliende Ariieit verdanken’);
(liesell)e Genossenscliaft findet sicli aucli bei Sitten im Wallis. Auf der Insel Öland
ist die gleiclie Clevea mit Preissia u. a. Marcliantiaceen verbreitet und würde darnacli
melir auf ein postgiaziales Einwandern in einer wärmeren Periode hindenten.
1) Bot. Ztg. 1899, 1. Abt., Heft 2, ]). 15—37. Vgl. l)Rri)ii, Der llercyii. Florenbezirk in
\'eg. d. Erde, Bd. VI, p. 518.
Í. llfl!