weißen Konkretionen etc., wobei jedocli der Boden nnd sogar die Konkretionen keinen
merkliclien Kalkgeiialt nielir zeigen. Auch hnden sicli hin und wieder an Waldscäiimen
ganz vom Walde üherwaciisene nnd von Waldboden bedeckte Kurgane, die siclicrlicli
niclit im Walde erbaut gewesen sein können.
Versuclie, Wald in der Steppe anzupflanzen zeigen aucli, daß der Steppenboden
einer Waldvegetation wenig günstig ist. Zwar gibt es alte — bis 80 und
melir Jalire zälilende — Waldpflanzungen im Steppengeliiete, docli nur im Norden,
wo es auch natürliclie Wälder gibt, wo aucli der Steppenboden sclion bedeutend ausgelaugt
ist. Wälder dagegen, die in den 40er und 50er Jahren des vorigen Jahr-
hunderts im Süden auf wenig ausgelaugtem Boden angepfianzt wurden und nocli am
Ende der 80er Jalire ein gutes Ansselien hatten, so daß selbst bedeutende Autoritäten
für die völlige Möglichkeit einer Bewaldung der Steppe ein traten, begannen
bald darauf zu kränkeln und haben jetzt teils sclion ein sehr elendes Ansselien, so
daß die scliönen Hoffnungen von früher aiifgegeben werden mußten, trotzdem es
immer nocli Praktiker gibt, die den Grund des Eingeliens der Wälder niciit in der
Natur der Stejipe, sondern im schlecliten Können des Menschen suchen.
Nocli einige Schiußbetracliungen über den Begriff „Steppe“ und über den
Unterschied zwisclien Steppen und Wüsten, welch letztere irrtümliclierweise zuweilen
auch Steppen genannt werden.
Steppe ist kein pflanzengeograpliisclier Begriff, da Steppenpflanzen formationsbildend
auch auf Flußauen, steilen Abiiängen und im Gebirge Vorkommen können,
olme dadurcli Steppen zu erzeugen. Ebensowenig ist es ein geoiogisclier oder zoo-
geograiihisciier Begriff. Der Begriff Steppe ist ein rein geographisclier, dessen größtes,
am meisten in die Augen sjiringendes Cliarakteristikum allerdings die Vegetation ist.
Wie läßt sich nun die Steppe definieren?
Steppe ist eine in natürlicliem Zustande waldlose, über dem Überschwem-
miingsniveaii der Flüsse liegende, von einer Humus- und melir oder weniger ziisammen-
hängenden Pfianzendecke bekleidete melir oder weniger ebene, nicht versumpfte Fläclie,
wobei die mehr oder weniger dunkle Humusdecke auf einem kalkreichen Untergründe
riilit, der, außer kolilensaurem Kalk, leicht lösliche Salze nicht im Überschuß entliält.
Wüsten besitzen keine Humusdecke, auch keine einigermaßen zusammenhängende
Pflanzendecke, wobei der Boden oder Untergrund meist stark salzlialtig ist.
In manclier Hinsicht haben Steppen eine Ähnlichkeit mit Wiesen, doch sind
Wiesen entweder Auen wiesen und liegen dann im Überschwemmungsgebiete der
Flüsse, oder sie sind Kunstprodukte nnd aus frülierem Waldboden entstanden, passen
also auch nicht unter die obige Definition der Steppe.
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10. Uber die Schübelerschen Anschauungen in betreff
der Veränderungen der Pflanzen in nördlichen Breiten.
Von Prof. Dr. N. Wille (Christiania).
Nacli ca. 25jährigen Anbauversuclien mit Kulturpflanzen im botanisclien Garten
in Cliristiania und bei verscliiedenen Privatleuten liie und da in Norwegen, stellte
Professor Dr. F . C h r . S c h ü b e l e r im Jahre 1879 sechs Sätze'), die er später
„Naturgesetze“ nannte"), über die Veränderungen auf, denen seiner Annahme nach
Pflanzen unterworfen sein sollten, wenn man sie einige Zeit hindurch weiter nördlich
oder in größerer Höhe über dem Meere, als sie gewohnt waren zu leben, kultivierte.
Diese sechs Sätze lauten"):
1. Wenn Getreide in Skandinavien nach und nach aus dem Tiefland in eine
Gebirgsgegend versetzt wird, so kann es sicli daran gewöhnen, seine volle Entwicklung
in derselben, ja selbst in kürzerer Zeit, aber mit einer niedrigeren Mitteltemperatur
als vorlier zu erreichen, und wenn es, nachdem es einige Jahre hindurch
auf der vermutlicli größten Höhe über dem Meere, in welcher Getreide noch reifen
kann, wieder an seinen ursprünglichen Ausgangspunkt zurückgebracht wird, so wird
es in den ersten Jahren frülier reifen als dieselbe Sorte, sobald sie die ganze Zeit
liindurch nur im Flachlande angebaut worden ist.
2. Ebenso verhält es sich mit Getreide, das allmählich aus einer südlichen
in eine nördlichere Breite gebracht wird, obwohl die Wärme geringer und die Wolken-
bedeckimg größer wird, sowie auch mit Hinsicht auf frühere Entwicklung, wenn das
Getreide wieder nach Süden zurückgebracht wird.
3. Der Same verscliiedener Pflanzen nimmt bis zu einem gewissen Grade
an Größe nnd Gewicht zu, je weiter die Pflanze nach Norden geführt wird, vorausgesetzt,
daß sie ihre vollständige Entwicklung durchlaufen kann; er nimmt aber
wieder bis anf seine nrsprüngliclie Größe ihn ab, wenn die Pflanze an iliren Ausgangspunkt
zurückgebraclit wird. Dasselbe findet statt mit den Blättern verscliiedener
Baiimarten und anderer Gewächse.
4. Samen, die in nördlichen Gegenden gereift sind, geben größere und
kräftigere Pfianzen und sind gleichzeitig widerstandsfähiger gegen raulie Witterung, als
wenn dieselben Arten oder Formen aus Samen aus südliciien Ländern erzogen werden.
5. Je weiter man nach Norden kommt, desto stärker wird, wenigstens bis zu
einem gewissen Grade, die Farbstoffabsonderung an Blüten, Blättern nnd Samen im
Verliältnis zu denselben Arten oder Varietäten, wenn sie in südliciien Breiten waclisen.
1) F. C. S c h ü b e l e r , „Y'ilxtlivet i Norge med särligt Ilensyn til Plantegeografien“, Cliristiania
187 9 , p. 8 5 .
2) F. C. S c h ü b e l e r , „Fröavl i Norge“, Cliristiania 1889, p. III.
3) In dieser Abliandhuig sind die iirsprünglicli iiorwegiscli geschriebenen Zitate so genau wie
möglicli übersetzt worden.