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Gleichzeitig mit der Birke wanderten melirere Bäume und Sträucher ein, von
denen Blätter teils in den Kalktuffen des Gudbrandsdalen (Blytt), teils in den Ablagerungen
der Torfmoore gefunden wurden;
Popul n s t remi i la, J i i n i p e r u s communi s ,
Sal ix cap r ea , Vaccinium vi t is idaea,
„ glai ica, „ ul iginosum.
Pr u n u s padus .
Im Osten, in Finnland, ist bis jetzt eine Birkenzone nicht gefunden, und es
kann sein, daß das Klima dort so kontinental gewesen ist, daß der Nadelwald, wie
heutzutage in Nordrnßland und Sibirien, direkt in die arktische liin d ra (deren Reste
von H. L in d b e r g in Karelen gefunden wurden; Fig. 4) übergegangen ist.
Fig. 12. Natürlicher Kiefernwald mit Einmischung 1 Birken im nördlichen
7“ n. Br. und ca. 375 Nadelsvaldgebiet westlich von Gellivara; 6 m u. d. M.: Winterhild.
Aufnahme d. Verf.
Die Zeit der Kiejerniijälder. Die gewaltigen Nadelwälder Schwedens sind
heute in größter Ausdehnung Miscliwälder von Kiefern und Fichten. Früher war
es nicht so. Jahrtausende hindurch war die Kiefer die einzige und unbestrittene
Herrscherin der Wälder des skandinavischen Nordens. Eine Vorstellung von dem
Aussehen der heutigen und wohl auch der früheren Kiefernwälder Schwedens in verschiedenen
Breitegraden und Höhen geben die Bilder Fig. 12—15. Im ganzen Gebiet
finden wir mächtige Ablagerungen von pflanzenführenden Schichten, in denen keine
Spur der Fichte oder irgend eines anderen während jener Zeit im eigentlichen Sinne
waldbildenden Baumes zu finden ist. Die Bedeutung der pflanzenpaläontologischen
Untersucluingen geht aus diesem Beispiel sehr gut hervor, denn es scheint gar nicht
möglich, aus den jetzigen Verbreitungsverhältnissen in Schweden wenigstens, die so
ganz verschiedenartige Verbreitungszeit sowie den Verbreitungsweg unserer beiden
Nadelbäumo herauszutinden. Zu vergleichen sind z. B. die Karten Fig. IG und 24,
jene die Südgrenze der Kiefer, diese die der Fichte zeigend. Beide stimmen sehr
nahe überein, und doch ist, wie die paläontologischen und auch die biologischen
Untersuchungen zeigen, jene die Reliktengrenze eines im Verschwinden begi'iffenen,
diese die Vorstoßgrenze eines gegen Süden vorrückenden Baumes.
Die Kiefernwälder waren im Beginn ziemlich artenarme Gesellschaften, in
welchen die Bodenbedeckung hauptsächlich ans den jetzt noch allgemein verbreiteten
kleinen Halbsträuchern aus der Familie der Ericineen und verwandter biologischer
Typen (Empetrum) bestand. Die Rolle der Ca l luna vu lga r i s ist jedoch noch nicht
sichergestellt. Die wenigen und spärlichen Fossilfunde machen es wahrscheinlich,
daß diese Pflanze wenigstens im Osten erst im Zusammenhang mit der in größerem
Umfange vorgenommenen Ausrodung der Wälder ihre jetzige quantitative Bedeutung
in der Pflanzenwelt bekommen hat. Auch im westlichen Norwegen, wo die Calluna-
heide die herrschende Pflanzenformation ist, scheint dieselbe verhältnismäßig jung und
auf Kiefernwälder gefolgt zu sein. H o l m b o e ') unterscheidet eine besondere Calluna-
zone (die oberste in hiesigen Torfmooren) und faßt seine Beobachtungen in den
Worten zusammen: „Wenn man die Einzelbeobachtungen zusammenstellt, kommt
man zu der Anschauung, daß Calluna in Norwegen am ältesten in den südwestlichen
Küstengegenden ist und daß die Pflanze sich von hier aus gegen die jetzige Zeit
über das übrige Land verbreitet hat“.
Mit dem Besserwerden des Klimas rückten in den Kiefernwald viele neue
Arten ein. Es wai- besonders an den Rändern der vielen Seen, Becken und Flüsse,
wo mehr Licht und höherer Grundwasserstand die Lebens- und Konkurrenzmöglichkeiten
erleichterten, daß die neuen Arten sich verbreiteten. Hellgrünen, schmalen Bändern
gleich durchzieht auch heutzutage diese artenreiche Pflanzengesellschaft belebend den
dunklen, artenarmen Nadelwald. Zu jenen Zeiten ist die Hauptmenge der skandinavischen
Arten eingewandert und man kann sich einen während mehrerer Jahrtausende
kontinuierlichen Einwanderungsstrom denken. Derselbe war jedoch kontinuierlich nur
in der Zeit, nicht in der geograpliischen Verbreitung.
Während der Kiefernperiode war nämlich die geographische Konfiguration
des skandinavisch-baltischen Gebietes eine ganz andere als heutzutage. Aus der
Karte Fig. 7 geht hervor, daß während der baltischen Binnenseezeit — die Ancylnszeit
der skandinavischen Geologen — die ganz gewiß während der ganzen Kiefernzeit
dauerte, große Teile der jetzigen Ostsee Land waren und eine breite Landbrücke im
westbaltischen Gebiet den Kontinent mit Skandinavien vereinigte. Das Lokalklima
war während jener Zeit im ganzen östlichen Teil des Gebietes offenbar ein weit mehr
kontinentales als heute. Als gegen das Ende der Kiefernzeit die Wärmesumme des
Jahres der heutigen gleichkam und in der Eichenzeit noch höher stieg, entstanden
im südbaltischen Gebiet zwei Klimatypen, ein warmer und trocknerer im Osten und
ein feuchterer im Westen. Der östliche war in den Kalkgegenden von Gotland,
Öland, Östergötland, Uppland und Dalekarlien noch mehr durch die Bodenbeschaffenheit
— offene Kalkebenen und Kalkgehänge — verschärft, und hier entstanden ge-
1) 1. C. p. 213.