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Scluitzgiimmi beim Sclmtzliolz ist. Schutz- und Kernholz sind nach P r a e l ’) bei zahlreichen
Holzptlanzen aus den verschiedenen Ptlanzenfamilien durcligängig analog.
In allen diesen Fällen, wo die Pflanze durch die Bildung neuer Gewebe nicht
reagieren kann, reagiert sie durch die Sekretion von Füllsubstanzen oder in günstigeren
Fällen durch die Bildung von Thyllen, welche, wie schon von B ö h m ") angedeutet, die
größten Gefäße verschließen nnd so das Pflanzeninnere vor der Einwirkung schäd-
liclier äußerer Agentien schützen.
Die \'ei’letzung von periiiheren Geweben führt bekanntlich zur Bildung von
Wnndperiderm, dessen physiologische Bedeutung als Schutzgewebe wohl bekannt ist.
Andere, anatomisch-biologisch gleichwertige Einrichtungen zum Schutz verletzter
Gewebe habe ich bei Wurzeln von Vicia Faba beobachtet. Hierbei spielt die Endodermis
eine wichtige Rolle, indem sie nicht nur nm die einzelnen Xylem- nnd Phloembündel
heriimgreift nnd sie von dem Wundgewebe abtrennt, sondern auch dadurch,
daß sie den ganzen Umriß ihrer Zellen verdickt und verkorkt (Taf. II, Fig. 1). In
dem Maße, wie die Regeneration der verletzten Gewebe fortschreitet, verschwindet auch
die Y'erdickung. nnd zwai' zuerst da, wo die Xylemplatten gegen das Perikambium
stoßen, dann alhnählich in den zwischenliegenden Strecken. Die Zweckmäßigkeit dieser
Einrichtung ist einleuchtend. Der von der Endodermis den X.ylemplatten gebotene
Schutz wird noch dadurch verstärkt, daß von ihr aus das nm die Platten hegende
Gewebe sich eigentümlich verdickt und anf dem Querschnitt die Form eines Dreiecks
annimmt, dessen Basis der Endodermis angelehnt, dessen Scheitel gegen das Wurzel-
zentrnm gerichtet ist (Taf. II, Fig. 1). Das Phloem erfährt dadurch einen Schutz, daß
es nach innen gedrängt wird.
Die Entstehung von Lücken im Zentralzylinder von Faba-Wurzeln infolge
innerer Fäulnißprozesse führt zu einer so großen Teilungstätigkeit seitens des Peri-
kambinms und des Grundgewebes, daß die Endodermis weit nach außen getrieben
wird lind bis zur Hälfte der ursprünglichen Rindenbreite reicht. Auf die Ausfüllung
derartiger Lücken wird seitens des Grundgewebes des Zentralzylinders hingearbeitet,
so daß die Xylemelemente nicht mehr in keilförmigen Platten, sondern in schmalen
peripheren oder mittleren Streifen angeordnet erscheinen (cfr. Taf. II, Fig. 2 — 6).
Erstrecken sich die Lücken von dem Zentralzylinder in das Rindengewebe,
so reagiert auch diöses in lebhafter Weise, indem es entweder durch die keiilenartige
\'erlängeriing seiner Zellen die Ausfüllung der Lücke anstrebt (Taf. II, Fig. 4 ii. 6)
oder durch gefäßartige Verdickung der äußeren Zellen die inneren schützt (Taf. II,
Fig. 2—3). Ein derartiges Verhalten ist nnr als eine provisorische Vernarbung anzii-
sehen: denn es führt fast imniei- zur Trennung der durch die Endodermis isolierten
Mei'istelen. folglich zur Bildung von Schizorhizen, welche dadurch einen höheren Grad
von Selbständigkeit erreichen (cfr. Taf II, Fig. 2 - 4 ii. 6).
1) PfiA iiL , Vergl. Unters, fiber Scluitz- und Kernholz der Laubbäunie. P r in g s h e im ’s
Jahrl). 1888, Bd. XIX, p. 1—81.
2) Böhm, Über die Funktion der vegetabilischen Gefäße. Bot. Zeitung 1879, p. 229.
Diese von mir vorgeführten Beispiele und die Besichtigung der entsyirechen-
den Figuren der Tafel II zeigen, daß Ma s s a r t ’s ') Angabe, nach welcher „les cellules
corticales de la racine de Vicia Fab a se montrent incapables de tonte réaction lorsque
la blessure est faite à plus d’un centimètre du point végétatif“ nicht in diesen Fällen
zu trifft.
Ers a t z b i l d i i ngen.
Die Su b s t i t u t io n oder der Ei 'satz von Organen ist in der Pflanzenwelt
eine verbreitete Erscheinung, welche entweder normal, oder infolge von traumatischen
Einwirkungen auftritt, um die gestörte Ordnung wieder herziistellen. So verlieren
viele Pflanzen kurz nach der Keimung ihre Ilauptwiirzel und ersetzen sie durch
Neben- oder Adventivwurzeln. In entsprechender Weise findet eine Bildung der letzteren
infolge Verletzung dei' Wnrzelspitze statt, und zwar in desto ausgiebigerer Weise,
je jünger dieselbe ist. Bei meinen Versuchen über die Dekapitation der Keimwurzeln
von Vicia Fab a , die ich vornahm, um die Verbänderung der Nebenwiirzeln zu
veranlassen, stellte es sich heraus, daß sich bei einer in 3 cm Entfernung vom Koty-
ledonarknoten aiisgefülirten Dekapitation im Durchschnitt 10 Nebenwiirzeln auf je
1 cm der Länge der Hauptwurzel bildeten, bei 5 cm Entfernung 7, nnd bei 7 cm
nur noch 5. Das Verhältnis der unter den zylindrischen beflndlichen bandförmigen
Nebenwiirzeln war dementsprechend 37, 26 und 15 Proz.
Im allgemeinen wird ein Organ durch eines oder mehi'ere gleichartige ersetzt.
Haiiptsprosse und Hauptwiirzeln durch Nebensprosse und Nebenwurzeln, so daß die
morphologische Natur der sich ersetzenden Organe völlig gleich bleibt, und wenn auch
liandförmige Wurzeln den radiären Bau verloren haben nnd keinen symmetrischen annehmen,
so streben sie doch mit der Zeit nach dem sonst gewöhnlichen zylindrischen Bau.
Schon S a c h s ") hatte die Beobachtung gemacht, daß die an dekapitierten Hauptachsen
vorkommenden Seitensprosse steil aufwärts und die Seitenwnrzeln steil abwärts
wachsen, was darauf hindeutet, daß dieselben zum Ersatz der verlorenen Hauptachse
dienen sollen. Nicht selten aber wird ein Organ durch ein anderes imgleichartigei'
Natur ersetzt, welches danach strebt, seine Struktur zu ändern und die zeitweilig
verloren gegangenen Funktionen des alten zu übernehmen. So entwickelt z. B. ein
Zweig, dessen Blätter entfernt worden sind, das Assimilationsgewebe und das Chlorophyll
in höherem Grade als es bei normalen Verhältnissen geschieht. So hat V ö c h t i n g ")
durch eine Reihe interessanter Versuche, aus gleichartigen Organanlagen ungleichartige
Gebilde hervorgerufen und auf eine Reihe von kompensatorischen Leistungen der
Organe im Tier- und Pflanzenkörper liingewiescn. V ö c h t in g hat ferner festgestellt,
daß die „Anordnung“ der Sprosse nnd Wurzeln eine bestimmte ist- Die Syirosse
bilden sich an dem apikalen Ende des Sjirosses und an dem basalen Ende der
Wurzel. Die Wurzeln bilden sich an dem Basalende des Sprosses nnd an dem
1) Ma s s a r t , La cicatrisation cliez les végétaux. Bruxelles 1898, p. 50.
2) S a c h s , Ü b e r d a s W a c h s tum d e r H a u p t - u n d K e b e n w u r z e ln , a. a. 0 . p. 62 2 .
3) V ö c h t in g , Über Organbildung im Pflauzenreicli. I. u. II. Teil, Bonn 1 8 7 8—84.
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