entstandenen Kerne oder der vorhergehenden fort, bis etwa die Anzahl von 15 er-
reicht ist. Später pflegen anstatt zweier drei Kerne in Teilung zu treten, so daß
die zuerst fast vorwiegend ungerade Zahl bald eine gerade, bald eine ungerade, selir
rasch aber eine große wird und sich nicht nielir genau verfolgen läßt.
Die zuerst entstandene Pyramide von übereinander liegenden Zellen verliert
allmälilicli ilire Regelmäßigkeit, indem die zuletzt entstandenen Kerne nach einer
peripiierisclien Lagerung strelien und durch ilire von der Mitte nacli der Wand
graduell ziinelimende Aufnahmefähigkeit für Gentianaviolett ilire successiv erfolgte
Teilung erkennen lassen (Fig. 10).
Die Zellen belialten ihre Membran solange, bis etwa 15 Kerne vorhanden
sind, dann verscliwindet sie, und es sind nun die Kerne isoliert im Plasma zu selien.
In den zwei ersten zentralen Kernen habe icli keine weitere Teilung beobachten
können. Icli neliine an, daß sie in den Ruhezustand übergehen und einen
rein vegetativen Charakter annelimen. Vor den übrigen Kernen zeiclmen sicli diese
beiden durcli Lage, Größe, Struktur, Form und Tinktionsfähigkeit aus. Sie liegen
nämlicli immer nebeneinander, können bis doppelt so groß als die übrigen werden,
zeigen eine sclion zeitig auftretende Neigung, sich von den übrigen zu isolieren,
sind im I ergleicli zu diesen von kugeliger Gestalt und lassen sicli walirsclieinlicli infolge
ilirer lockeren Struktur nicht so intensiv färben.
Der eine von ilmen wird später mit einer Hülle von Stärkekörnern umsäumt
(Fig. 11 in der Mitte); der andere entbehrt dieser. Die Stärkehülle entspricht
melir oder weniger der konzentrischen oder exzentrischen Gestalt des Kernes und
ist bald scliarf nach außen begrenzt, bald aufgelockert. Sie ist aus verhältnismäßig
kleineren im Quersclinitt bis zelin — Stärkekörnern zusammengesetzt, welche im
Plasma eingekapselt liegen. In dem Maße wie die Stärke aufgelöst wird, nimmt die
Hülle an Dicke ab und wird schwammig. Sie deutet jedenfalls auf einen Ruhezustand
des Kernes ihn und spricht gerade nicht zugunsten seiner leichten Beweglichkeit.
Audi die übrigen Kerne bleiben in Ruhe, behalten ihre undurchsichtige
Struktur bei, lassen keine Scheidewand mehr zwischen sich erkennen und bleiben nun
ganz frei im Pollenkorn liegen (Fig. II).
Um Anknüpfungspunkte für das Verhalten der Kerne während der Keimung
zu gewinnen, wurden Kulturen angestellt, in verschiedenen Entwicklungsstadien flxiert
und in Paraffin eingebettet. Obwolil bei diesem Verfahren die Serien sehr schwer zu
rekonstruieren sind, konnten doch einige Einzelheiten der Kernveränderungen besser
beobachtet werden.
Die Kerne verlieren während der Keimung mit ihrer fast polyedrischen
Form ihre grobe undurchsichtige Struktur, werden heller und lassen in ihrem Gerüstwerke
eine Anzahl kleiner kugeliger Körnchen erkennen. Diese Struktur würde dem
Vergleich entsprechen, den S t r a s b u r g e r ') zwischen den Knotenpunkten ruhender
Kerne und Bakterienkolonien gibt, „die in Gallertmasse eingebettete Einzeibakterien,
etwa runde Kokken, führen“. Letztere würden die Cliromatinkörnchen, die Gallertmasse
das Wabenwerk darstellen.
1) S t r a s b u r g e r a. a. 0 . , p. 1 2 .
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Diese Strukturänderung zeigt sich in allen Kernen nicht zu gleicher Zeit.
Die zuletzt aus der Teilung entstandenen, sich sehr stark färbenden Kerne nehmen
walirscheinlich erst später die durchsichtige Struktur an. Bei'ilirer Wanderung vom
Pollenkorn in den Pollensclilauch nehmen die Kerne eine ovale Gestalt an, sind an
den Enden zugespitzt und von Plasma umhüllt (Fig. 12).
Es ist nun sehr auffallend, daß die Kerne während ihrer Umwandlung und
Wanderung in den Pollenschlaucli den gleich nach ihrer Teilung so deutlich iiervor-
tretenden Nukleolus verlieren und aus groben kugeligen, fast gleich großen und
gleiclimäßig verteilten Körnchen bestehen. Nur die zwei großen, vermeintlich vegetativen
Kerne behalten den allerdings kleiner gewordenen Nukleolus bei (Fig. 13).
Ein solches Verhalten würde dem entsprechen, was von P o s e n ') bei Sci l la
s i b i r i c a beobachtet worden ist. Der vegetative Kern des Pollenkorns dieser Pflanze
zeigt sehr große Nukleolen und ein feines, aus unregelmäßigen Maschen zusammengefügtes
Kerngerüst, während der generative Kern nur kleine Nukleolen enthielt, die
später ganz zu verschwinden scheinen.
Uber die wahre Natur der zwei großen, sich von den kleineren so deutlich
unterscheidenden Kerne können nur spätere, sich auf ihr Verhalten im Befruchtungsakt
beziehende üntersuchungen Aufschluß geben. Während der Keimung sind sie die
ersten, die aus einem dichten in einen lockeren Knäuelzustand übergelien. Später
verhalten sie sich sehr verschieden; denn es bleiben bald einer von ihnen, bald alle
zwei in der Höhlung des Polienkornes zurück, bald beflndet sich einer von ihnen an
der Spitze oder in der Mitte der in den Schlauch wandernden Reihe.
Nur einmal konnte ich an der Spitze eines ausgebildeten Pollenschlauches,
welcher ansclieinend fast kein Cytoplasma mehr enthielt, zwei kugelige hintereinander
folgende Kerne erkennen, welclie durcli Lage, Dimension, Form und Struktur sich
deutlich von den übrigen, eine einzige Reihe bildenden Kernen unterschieden und
lebliaft an die zwei großen, oben beschriebenen Kerne des Pollenkorns erinnerten
(Fig. 13). Nach Analogie mit den Befunden von J u e l ") zu schließen, der an den
Pollenschläuchen von Cu p r e s s u s einen mehrzelligen Komplex beobachtete, könnte
man die zahlreichen kleinen Kerne als Sperma- oder Generativkerne, die zwei großen
als vegetative Kerne auffassen.
In jungen kurzen Schläuclien lassen sicii zwei bis drei Plasmastränge wahr-
nehmen, längs denen die Kerne gestreckt sind, während an der Schlauchspitze dicke
Plasinaanhäufungen sich zeigen, in welchen die dem Scheitel nächsten Kerne verborgen
sind. In langen ausgebildeten Schläuchen ist nur ein Strang vorhanden, in dem die
Kerne regelmäßig gereiht liegen (Fig. 12). Nach vollendeter Keimung verdünnt sicli
dieser Plasmastrang derart, daß man den Eindruck gewinnt, als lägen die Kerne
ganz frei.
Die Anzahl der Kerne ist sehr schwankend. Die größte, die ich — allerdings
in seltenen Fällen — konstatieren konnte, ist 44, die mittlere, die am häuflgsten
1) R o s e n , Beiträge zur Kenntnis der Pflanzenzellen. C o h n s Beitr. z. Biol. d. Pflanze,
Bd. Y, p. 4 43—458.
2) J u e l , Über den Pollenschlaucli von Cupr e s sus . Flora 1904, Bd. XCIII, p. 5ü—62.