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vorkommt. 36, (lie kleinste 20. Sie läßt sich eher in gekeimten als in ungekeiraten
Pollenkörnern bestimmen. Daher erscheint sie bei jenen größer als bei diesen.
Bei einer so großen Vielkernigkeit ist kaum anzunelimen, daß die Zalil der
Kerne eine be s t immt e sei; vielmehr wird sie von dem Entwicklungszustand des
Polienkornes und von den Ernälirungsverliältnissen der Ptianze abhängig sein.
Eine Vermelirnng der Kerne während der Keimung glaube icli niclit annehmen
zu dürfen, denn es glückte mir nie, Kernteilungen im keimenden Korn
oder im Schlauclie zu beobacliten, obwolil ich eifrig danach suchte, sowohl bei Objekten.
die in vivo, wie bei solchen, die nach der Fixierung gefärbt waren.
Die von Zo p f ') neulich mit Flechtensporen versuchte Lebendfärbung mittels
selir stark verdünnter wässeriger Metiglenblaulösung erwies sich als ungeeignet; denn
sobald die Keinischläiiche etwa die Länge des Pollenkorndurclimessers erreicht liatten,
platzten sie und ließen den Inhalt austreten. Mit Metliylgrünlösung war das Resultat
ebenfalls ein negatives, obwohl sich die Kerne von fixierten Pollenscliläuclien selir
scliöii smaragdgrün mit dieser Lösung färbten und sicli vom übrigen Plasma gut iinter-
scheiden ließen. Audi bei fixierten und eingebetteten Pollenkulturen in verschiedenen
Keiniungsstadien glückte es niclit, Kernteilungen im Pollenschläuciie walirzunelimen.
Was die gleiclimäßige Verteilung der Kerne in einer Längsreihe betrifft, so
ist es am walirsclieiniichsten, daß sie durch Plasmabewegung bedingt wird. Ich konnte
aber trotz langen Suchens zu verschiedener Tageszeit und bei verschiedener Beleuchtung
keine Plasmaströmung wahrnehmen, so daß ich vermute, daß die Kerne entweder
sehr langsam — so langsam wie die Keimung geschieht — oder vielleicht nur
bei Lichtabschluß wandern.
Daß die Kerne in regelmäßigem Abstand von einander liegen, erinnnert lebhaft
an die Erscheinung welche G e r a s s im o w ") und später v a n W i s s e l i n g h ") in
mehrkernigen Zellen von Spi r o gyr a beobachtet haben, in denen gleichfalls der Kernabstand
bestimmten Gesetzen zn gehorchen scheint.
Eine Desorganisation der Kerne, wie etwa bei Pi n u s ' ) und Taxus"), konnte
ich nicht feststellen. Biologisch wie teleologisch ist auch nicht anzunehmen, daß
einer so großen Kernvermehrung eine Kernreduktion oder Bildung steriler Kerne
vorangeht.
Daß die hier beschriebene Erscheinung auf parasitische Organismen zurückzufüliren
ist, scheint aiisgesclilossen, da die Bildung der Kerne sicli schrittweise verfolgen
ließ. Es wäre nun weiter zu untersuchen, ob ein ähnliches Verhalten auch
hei anderen Araucar ia-Ar ten und verwandten Formen vorkommt.
1) Z o p f , Vielkernigkeit gi-oßer Flechtensporen. Diese Berichte 1905, p. 121.
2) G e e a s s im o w , Üher den Einfluß des Kerns auf das Wachstum der Zelle. Moskau
1901, p. 198.
3) VAN WISSELINGH, Über mehrkernige Spirogyrazellen. Flora 1900, p. 378.
4) CorLTEE and C h a m b e r l a i n , Morphology of Spermatophytes. 1903, p. 91.
5) B e l a j e f f , Zur Lehre von dem Pollenschlauche der Gymnospermen. Diese Berichte
1903, p. 197.
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Die zuerst von H o f m e i s t e r ') an Taxineen und Jiiniperineen, dann von
S t r a s b u r g e r 2) an J u n i p e r n u s vi r g i n i an a bestätigte Bildung von 4 — G freien,
sphärischen „Zellen“ bezw. Kernen im unteren Ende des Pollenschlauches beim Heran?
nalien des Zeitpunktes der Befruchtung, ferner die Beobachtung J u e l s von einem
mehrzelligen Komplex im Pollenschlauch bei Cu p r e s s u s Gowen i a na dürfen nun
nicht mehr als allein dasteliende Tatsachen gelten, sondern erfahren dnrch die von
mir bei Ar auc a r i a beobachtete Vielkernigkeit der Pollenkörner eine Erweiterung. So
dürfte aucli S l u d s k y s ") neue Angabe, es seien diese mehrzelligen Komplexe bei
Cupr e s sus „auf ein krankes Material zurückzuführen“, unbegründet sein.
Indem ich mir die Aufgabe vorbelialte, das Verlialten dieser vielkernigen
Pollenschläuche im Nucellus zu verfolgen und ihre biologische Bedeutung bei der
Befruchtung zu untersuchen, scheint es mir schon jetzt nicht ungerechtfertigt, die
bei der Mikrosporenkeimung der Arau ca r i a auftretende Zell- und Kernteilnng als
Antheridienbildung aufzufassen. Die Entdeckung W e r b e r s ') von — allerdings nur
zwei — Antiierozoiden im Pollenschlauche von Zami a f l o r i dana läßt erwarten, daß
durch spätere üntersuchungen meine Annahme sicli als riclitig heraiisstellen dürfte.
Zugunsten dieser Annahme würde aucli der Umstand sprechen, daß die Kerne
der Ar a uc a r i a keinem festen Zellkomplexe angeliören, sondern nackt, deshalb beweg-
licher und zur Wanderung besser geeignet sind. Nocli günstiger für meine Auffassung
sclieint die Deutung O l i v e r s ") zu sein, nacli welcher das mehrzellige Gebilde des
Polienkornes der fossilen Cordaiten ein „Spermogon“ oder besser ein „Antlieridium“
darstellt, in dem jede Zelle ein Spermatozoid erzeugt. In der Tat zeigen die Cordaiten
«) viele Beziehungen einerseits zu den Cycadeen. andererseits zu den Coniferen,
spezieller zu den Ginkgoaceen und Taxaceen.
Fernere Untersuchungen werden nun zeigen, welche Stufe die Araucarieae
in bezng auf die Entwicklung ihres männliclien Prothalliums in der systematisclien
Gliederung der Gymnospermen einnelimen und ob sicli der normale, zweikernige Typus
aus dem vielkernigen, generativen Komplex entwickelt liat oder umgekekrt.
1) Hofmeister, Neuere Beobachtungen über Emhryohildnng hei Phanerogamen. Pringsheims
Jahrb. f. wiss. Botanik, Bd. I, p. 173—175. Y'gl- Ug- 7—8 auf Tafel IX.
2) Str asburger, Koniferen und Gnetaceen. Jena 1872, p. 280. De r s e l b e , Üher Befruchtung
und Zellteilung. .Jena 1878, p. 17. Vgl. Fig. 29—31, Tafel I. D e r s e l b e , Zellbildung
und Zellteilung. Jena 1880, p. 49. YQl. Fig. 162—165, Tafel VI.
3) Sluhsky, Über die Entwicklnngsgeschichte des Juni ] ) er US c ommun i s . Ber. d. Deutschen
bot. Gesellsch. 1905, p. 214.
4) Webber, The development of the antherozoids of Zamia. Bot. Gaz. 1897, Vol. XXIV,
p. 1 6 - 2 2 .
5) Ol iv er , The ovules of the older Gymnosperms. Ann. of Bot. 1903, p. 458.
6) Potonié, Lehrhnch der Pflanzen])aläontologie. Berlin 1899, p. 270.