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(iräfin Linden und IT ct e t bringen die Farben von Schmetterlingen und
Raniien in Beziehungen zn den von ihnen aufgenommenen Pfianzentarbstoffen. An
derartige Dinge wird man aliei’ wohl auch denken dürfen, wenn wir ganz heterogene
Organismen ähnlich gefärbt tinden nnd manche Fälle von Mimikry sind wohl nichts
anderes als derartige farb])hotographische Versuche der Natur anf Grund chromatischer
Assimilatioir‘.
Ans der Tatsache, daß im Lichte mii' Chromojihylle die Reduktion der
Kohlensäure vermitteln, kann man nicht schließen, daß dies im Chromoi)hyllkorn selbst
geschieht. Das könnte hier geschehen, so gut wie hier auch Eiweißsynthesen vor sich
gehen könnten. Aber notwendig ist dies nicht, da. wie ich zeigen werde, auch
chromojdiyllfi'eies farbloses Protoplasma dies alles kann. Das Chromophyll kann in
der Anpassung an das Licht diese allgemeine Protoidasmafnnktion vielleicht mit enthalten.
vielleicht sogar besondei's ansgebildet haben, dürfte aber wohl noch eher als
ein Sensibilisator oder vielleicht noch besser als ein Transformator der Lichtenergie
aufgefaßt werden, wie im Tiere das Hämoglobin nicht den Ort der Oxydation bezeichnet,
sondern als Sauerstoffträger dient.
Aber alle die bis jetzt betrachteten Chromophylle sind an die sichtbaren
Strahlen gebunden. In unsei-er Zeit, in der nach H e r t z , L enard und R öntgen
schon im gewöhnlichen Leben mit X-, Y- und Z-Strahlen wie mit etwas Bekanntem
gearbeitet wird, dart der Natniforscher erst recht nicht vergessen, daß die dem
menschlichen Auge sichtbaren Strahlen doch nnr eine kleine Gruppe von Strahlen
umfassen, und es ist von vornherein wahrscheinlich, daß. wie chemische Wirkungen
im Ultraviolet nachweisbar sind, es vielleicht sogar Pigmente gibt, die ihr Maximum
der Assimilation nicht in den sichtbaren Sti'ahlen, sondern in den unsichtbaren
W äi'inestrahlen austühren. ja weiter, daß es Protojilasma geben könnte, welches eine
analoge Assimilationstätigkeit zu entfalten vermag ohne Pigment überhaupt.
Aas icli jetzt als PTage nnd Mögliclikeit liinstelle. war aber niclit a priori
deduziert und als heuristisches Prinzip verwertet worden, sondern es wurde die eine
Reihe von Ilngelmann, die andere von mir selbst aus ganz überraschenden Tatsachen
induziert und erst nachträglich durch die phylogenetische Betrachtungsweise ergänzt.
Die Pigmente der Bakterien gehören ganz verschiedenen chemischen Gruppen
an, soweit schon frühere Untersnciiungen von J. Sc h r ö t e r und mir ein Urteil gestatten.
Es wird auch angegeben, daß unter den grüngefärbten Bakterien ein oder
zwei Arten schon echtes Chlorophyll haben. IclHiabe mir einmal eine solche Art
unter den Händen gehabt, von der ich aber jetzt vermute, daß sie nnr eine Wuchs-
forni einer höher pleomorphen Art ist, die wohl zu den Spaltalgen gehört.
Ich M’ill hierzu nur bemerken, daß wir unter dem, was wir in bezug auf
Porm und methodischen Nachweis Bakterien nennen, ganz heterogene Dinge vor uns
hallen, und daß die Bakterienformen sowohl zu den Spaltalgen, alszii den niedrigsten
Pilzen, als zu den niedrigsten Tieren, den Flagellaten, herüberleiten. So sind z. B. die
Tuberkelbazillen nur die iiarasitäre Wuchsform eines pleomorphen Organismus, der
den Pilzen nahe steht. In diesem Sinne scheint mir das Bakterium viride melir zu
den Spaltalgen zn gehören. Ob echte Bakterien wirklich Chlorophyll, haben, scheint
mir nicht ganz sicher, hat aber ancli keine wesentliche Bedeutung. Bei den Flagellaten,
bei denen sich der tierische und pflanzliche Typus differenziert, finden wir bekanntlich
Formen, die nur Chlorophyll enthalten (Euglena, Chlamydomonas), oder die
blaues (Cryptoglena), braunes (Chrysomonas) oder rotes (Rhodomonas) Ghromophyll
enthalten.
Unter den Bakterienpigmenten sind von Zo p f Lipochronie nachgewiesen
worden, und es ist nun interessant, daß ein von R ay Lä n k e s t e r Bakteriopurpin genannter
P’arbstoff' der Schwetelbakterien mikrochemisch sich wie ein Lipochrom verhält.
E ngelmann hat nun in wichtigen Untersuchungen nachgewiesen, daß die Purjmr-
hakterien mit Hülfe ihres P’arbstoffes im ganzen Spektrum assimilieren, daß sie durch
völlige Entziehung des Lichtes sogar einer Dunkelstarre verfallen können, daß aber
ihr Assimilationsmaximum im Ultrarot liegt.
Bei einer Art der Purimrbakterien, Monas Okenii, hat B ü t s c h l i mit Alkohol
eine grüne Beimischung gelegentlich erhalten, die allerdings dem Rot gegenüber ganz
zurücktritt, aber vielleicht als eine Beimischung von Chlorophyll gedeutet werden
könnte, welches aber, wie das quantitative Verhältnis der Spektraluntersuchung lehrt,
für den Gesamteffekt ganz bedeutungslos ist und die ausschlaggebende (jualitative Bedeutung
des Baktei'iopurpurins nicht alteriert. In anderen Fällen ließ sich keine
grüne Beiinisclumg erkennen, wohl aber aus dem roten PArbstoffe mit Hilfe eingreifender
chemischer Agentien eine grüne Komiionente erhalten, welche mit Chlorophyll
gar nichts zn tun hat.
Da die ungefärbten Schwefelbakterien die Energie der Lichtstrahlen nicht zur
Kohlensänrerednktion verwerten können, andererseits die I°nrpurbakterien ebenso wie
die ungefärbten Schwefelbakterien in gewissen Entwickelnngsstadien Schwefelkörner
enthalten, so liegt in dieser Gnq)])e der Pnri)urbakterien vermutlich der PMll vor, daß
sie nicht notwendig auf die Lichtenergie angewiesen sind, daß sie ihr Leben ohne
diese Form der Energie bestreiten können oder aber daneben oder statt derselben
über eine Energiequelle verfügen, welche sie unabhängig von der Lichtenergie macht,
deren herabgesetzte Bedeutung schon ans der Arbeit im Ultrarot erkennbar ist.
Aber bei einigen Arten ist tatsächlich die Möglichkeit vorhanden, mit Hilfe
eines besonderen Pigmentes auch Strahlen bestimmter Wellenlänge zur Enei'giegewinnung
zu verwerten. Dieser I^arbstoff ist eindeutig ein wirkliches Chromophyll, welches
chemisch gar nichts mit Chlorophyll zu tun hat. Ich möchte das so ausdrücken, daß
bei dieser Gruppe die Energiegewinnung für Dunkel- und Lichtleben im Prinzip noch
nicht differenziert und phylogenetisch in der ersten Scheidung begriffen ist.
Daß niedrigste Bilanzen in der Anpassung an gegebene Energiequellen sehr
viel unabhängiger sind als die höheren chlorophyllhaltigen Pflanzen, hat Krü g e r in
einer Untersuchung im Laboratorium von Z op f bewiesen. Er fand einen neuen Pilztypus,
Prototheka, der morphologisch der Chlorella unter den Algen äußerst ähnlich
war. nur mit dem Unterschiede, daß die Algen als Träger des Chlorophylls Chloro-
phoren entwickelten. Die Ausbildung dieser Chlorophoren, aber schließlich die Bildung
des Chlorophylls selbst konnte bis zur Ununterscheidbarkeit von den Pilzen untei'-
bleiben. wenn K rü g e r diese Algen so kultivierte, daß sie keine Kohlensäure zu assiii
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