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Bedingungen der Syntliese entspricht, das Forinaldehyd (H—COH). Fonnaldehyd als
solches ist aber ein außerordentlich heftiges Gift und ist auch unmittelbar nicht nachy
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weisbar, sondei’ii kann nnr indirekt durch das Eintreten seiner Aldehydgruppe —^ \ j j
erschlossen werden. Aber Formaldehyd kann z. B. durch Sulfite entgiftet nnd zn
einem Nährstoff werden. Z. B.
.0 HO /OH
H -C /
+ I
H . SO,Na
= H • C y l i
SOgNa
fonualdehydschweflig-
saures Natrium
Formaldeliyd kann aber auch sofort polymerisiert werden, ehe es Giftwirkung
auszuüben vermag, und als Znckei- zu Nährstoff werden; es kondensiert sich so leicht,
daß es sich gar nicht anhäufen kann, was seine Entdeckung so verzögerte. Der
moderne Chemiker vergißt eben nicht, daß der Ausdruck Polymerisation nnr den
Schein einer Multiplikation vortäuscht, daß aber in Wirklichkeit dabei gewaltige Umsetzungen
eintreten. Zucker, z. B. Fruchtzucker, ist eben nicht 6 • H—COH, sondern
CH„OH—(CHOHlg—CO—CH.2OH, nnd die Erfahrung lehrt, daß die Aldehydgruppe
y O
— C< ebenso wie die Ketongrnppe ^ C = 0 für die Nährfähigkeit geeignet ist.
Dagegen können wir aus allen Untersuchungen über Ernährung der niedrigsten
Organismen schließen, daß die Carboxylgimppe —COOH für Ernährung und Aufbau
direkt ungeeignet ist. Oxalsäm-e und Ameisensäure müssen deshalb erst i'eduziert
werden zu Foi-maldehyd, z. B. Oxalsäure:
COOH • COOH 4 H, = H • COH % CO, 1 4 0 .
Löw und ich selbst haben weiter gezeigt, daß auch die anderen für die E r nährung
von Bakterien und Pilzen benutzten Körper, wie Asparagin, Weinsäure usw.
sowohl für das anaerobe wie für das aerobe Leben stets davon abhängig sind, daß
in ihnen durch einfache Umlagerung oder Reduktion, eventuell auch Oxydation die
Formaldehydgruppe gebildet werden kann, so daß tatsächlich biologisch ein und dieselbe
Möglichkeit umfassend erwiesen ist, die chemisch allein realisiert ist, nämlich daß
das Formaldehyd als Reduktionsprodukt der Kohlensäm-e in die Synthese kohlenstotf-
haltiger organischer Körper eintreten kann.
Bei der ungeheueren Menge von organischen Körpern nnd uns vielleicht noch
unbekannter Reaktionen will ich mich a jiTiori nicht gegen andere Möglichkeiten
wehren und später einige andeuten. Aber wenn man auf so festem Boden steht, hat
man wohl ein Recht, einer solchen Möglichkeit zunächst den Vorzug zu geben.
Bekanntlich hat B u t l e r o w schon 1861 durch Kondensation von Trioxyme-
thylen oder Metaformaldehyd (CLROja eine zuckerartige Verbindung Methylenitan
erhalten. Nachdem dann A. W. H o fm a n n das Formaldehyd selbst entdeckt hatte,
gelang es 0. Löw 1885 durch Behandeln des Formaldehyds mit Kalkmilch die
ö-Akrose = '^J Fruktose darzustellen, die in E. F i s c h e r s Händen der Ausgangspunkt
der berühmten Kohlenhydratsynthesen wurde.
Es ist wohl nicht schwierig, sich vorzustellen, daß im tierischen Körper mit
seiner ungeheueren Menge von labilen Atomgruppen das auch möglich ist, was in der
Retorte die Kalkmilch vermag.
T o l l e n s ist mit demselben Formaldehyd — wobei er dasselbe als zurzeit
H \ y O H
noch hypothetisches Methylenglykol ^ ^ y C y ^ ^ in die Reaktion einführte — die Herstellung
mehrwertiger Alkohole gelungen, nnd P il o t y hat darauf hingewiesen, daß
das aus dem Foi'inaldehyd ableitbare Dioxyaceton ebenfalls zur Fruktose führen kann.
CIUOH • CHOH • + ClUOH • CO • CLUOH
(tlyzerinaldeliyd H Dioxyaceton
= CIUOH . (CHüH)3 • CO • CIUOH.
Wir kommen demnach jetzt von demselben Formaldehyd als erstem Reduktionsprodukt
der Koldensänre anf verschiedenen Wegen zu ähnlichen komplizierten organischen
Köriiern, die also unter verschiedenen Bedingungen möglich sind, was auf
jeden Fall mit Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit des Protoplasmas der einzelnen
Gattungen nnd Arten bedeutungsvoll ist.
Der Chemiker dürfte bei Beachtung dieser Erfahrungen geneigt sein, sich der
von A. B a y e r 1870 geäußerten Ansicht anzuschließen, nach der man von Kohlendioxyd
zum Ameisensäurealdehyd kommen könnte:
I. C0 2 = - 0 + C0
II. CO 4 - lU = I I . COLI.
Das intermediäre Auftreten eines Giftes, von Kohlenoxyd, brauchte uns nicht
zu stören, weil die Giftwirkung durch die Reduktion sofort beseitigt würde, also gar
nicht in Wirkung treten könnte. Dagegen mußten die Botaniker an der Einführung
des Wasserstoffes Anstoß nehmen, weil für dessen auch nur vorübergehende Bildung
nichts zu sprechen schien. Aber auch darüber könnte man vielleicht wegkommen.
Im Organismus ist stets Wasser vorhanden, das bei Luftabschluß, wie er im Gewebe
möglich ist, nach N e n c k i mit seinem Hydroxyl (HgO^HO j-H) oxydieren kann,
während Wasserstoff als solcher auftreten oder wasserstoff'reichere Reduktionsprodnkte
bilden könnte, da im Organismus Oxydations- und Reduktionsprozesse nebeneinander
verlaufen. Aber diese Bedingungen sind bei Annahme der Vorstellung von B a y e r
nicht gegeben. Möglich wäre auch, daß bei Anwesenheit von Ammoniak oder Ammoniumsalzen
sich Wasserstoff bildet, NHg = NHg G- H, weil die an sich nicht existenzfähige
Amido- oder Aminogruppe sofort in Synthese zur Bildung von Kondensationsprodukten
Verwendung fände, wie in den Fettsäuren z. B. ein Wasserstoff des Kohlenwasserstoffradikales
zur Bildung von Aminosäuren durch NH, ausgetauscht wei’den kann.
Die BAYERSche Hypothese erklärt scheinbar allein die Einführung einer so
gewaltigen Energie, wie sie die Sonnenstrahlen zur Verfügung stellen, und sucht dies
in Parallele zu bringen mit der hohen Temperatur von 1300° C., die zur Dissociation
von CO2 erforderlich sind. Sie geht ebenfalls von einer Tatsache aus, wenn sie von
Kohlendioxyd ansgeht, welches die Pflanze mit der Luft aufnimmt. Aber das alles