paucillora, Andromeda, eine gewisse Häufigkeit ihrer Standorte behalten. Vergleicht
man nun den Reichtum an subalpinen Ai'ten, den die Vorberge der nördlichen Kaik-
alpen in ihren Rergwiesen nnd obersten Nadelwaldungen schon in Hölien von 1000—
1300 m aiifznweisen liaben. wo Arten wie Piilsatilla alpina und Ranunculus alpestris,
montaniis, Veratriim, Viola biflora eine bedeutende Rolle s])ielen, so liegt der Gedanke
nalie, daß die lieiitige Armut der oiiersten Mittelgebirgswiesen durcli eine Periode
liediiigt sei. in der dieselben kräftigerem Paiimwiiciis wiclien und einen Teil ilirer
früheren Glazialrelikte verloren; klimatiscli sclieint melir erlaubt.
Andererseits liaben sicli docli nacli unserer griindsätzliclien Annahme boreal-
alpine Arten wie Betula nana. Hieraciiim alpinum und nigrescens, Carex rigida und
sparsifiora. an Standorten aiißerlialb des Riesengeliirges geliaiten, die aucli lieute in
den liöclisten Mulden. Sümpfen oder zwisclien der iilockreiclien Bergheide der Gipfel
sellist liegen nnd von wo es niemals hölier gelegene Ziifiiiclitsorte gegeben liat; so
scheint es niclit walirsclieinlicli, daß sie sich an diesen Stellen unter we s e n t l i c h
anderen klimatisclien Bedingungen als den heutigen hätten erlialten können, wenigstens
niclit nacli der Seite der Temperaturerhölinng ihn.
Den xerotliermischen Genossenscliaften. die ich oiien bespracli, stellt in ihren
äußeren Ansiirüclien am schärfsten gegenüber eine andere Gruppe, die man „hygrotherische“
nennen kann, weil die ilir angeliörenden Arten in feucliten Sommern olme trockne Sonnen-
iiitze am besten gedeilien. Sie liat ihr europäisclies Hauptwohngebiet von den Azoren—
Bretagne iiis zur norwegisclien Südküste und wird demnach als n o r d a t l a n t i s ch bezeichnet.
Ilir geliören Myrica Gale. Erica Tetralix, Hydrocotyle, Drosera intermedia als Leitarten
an. von denen die erstere in unser Gebiet gar nicht eintritt, wälirend die drei anderen
von NW. her bis zur säclisisclien Lausitz die nördliclien Hügel uinsäumen, in Niederungen
mit Teichen und Sümpfen eindringen, ja sogar auf das niedere Bergland übergehen
(E. Tetralix im Weserbergland; s. V. d. E., Bd. VI, p. 289; Hydrocotyle in der
Lausitz auf Moorwiesen 3—-100 m liocli). Diese Genossenschaft ist von allen bisher
besproclienen jedenfalls die letzteingewanderte gewesen, und es bleibt nun zweifelhaft,
ob (iiese Zeit mit dem liypothetisclien liöclisten Stande der Sommerwärnie im Berglande
znsaminenfiel, ob sie ilir vorlierging oder naclifolgte. Diese Eragen können
leicliter gestellt als beantwortet werden, nnd es scheint der Forschung wirklicli niclits
damit gedient, wenn solche entwicklungsgeschichtliche Skizzen voreilig zu einem umfangreichen
Gebäude auf ganz schwachen Füßen ausgebaut werden.
Docli soll sich unsere Aufmerksamkeit noch auf eine besondere Gruppe von
Montanpfianzen lenken. Es ist erklärlich bei der Verschiedenheit im Artbestande
von Ost- und Westalpen, daß daran bei nordwärts verbreiteten Arten auch die deutschen
Mittelgebirge Teil nehmen. Nur der Böhmerwaid hat Doronicum austriacum,
der Schwarzwald teilt sich mit den Llochvogesen in den Besitz des westalpinen Mul-
gediuni Plumieri; Senecio crispatiis ist von den Karpathen und Ostalpen bis Böhmerwald,
Riesengebirge, Erzgebirge und Thüringer Wald (sehr selten! V. d. E., Bd. VI,
p. 524) verbreitet.
Es gibt aber auch Montanarten von ganz anderer Verbreitung, die nämlich
die westeuropäischen Gebirge mit dem Harz über das rheinische Schiefergebirge hinweg
verbinden und dann auch in den schlesisch-böhniisciien Gebirgen fehlen, so besonders
Meiim athamanticum und Digitalis purpurea. Menm fehlt, wie es scheint, vom
Jura an der ganzen Alpenkette im Bereicli ihrer alten Vergletscherung, hat seinen
walirsclieinliclien präglazialen Ursiirung in den Pyrenäen. Ebenso der rote Fingerhut.
Ob diese we s t l i c h -mo n t a n e n Arten, die weiter nordwärts Vordringen, eine gleichartige
Verbreitlingszeit besaßen, wie die vorhergenannten „nordatlantischen“, oder ob
sie sclion weit früher einwanderten, als die Nordhänge von Jura nnd Alpen noch vom
Gletscliereis erfüllt waren, ist eine sicli mit der vorigen verbindende Frage.
Die besonderen Entwicklimgsverhältnisse seit der Eiszeit haben bei uns, wie
auch in noch weit nördlicher gelegenen Ländern, die Herausbildung eines schwachen
En d emi s n i u s zur Folge gehabt, der sich hauptsächlich in Lokalarten polymorpher
Gattungen (Hieracium, Rosa, Rubiis) zeigte. Die wichtigsten Formen davon bilden
die Hieracien des Riesengebirges und Gesenkes, eine (Hieracium nigrescens *bructerum)
geliört aucli dem Harz an : dieselben werden insgesamt nicht besser und nicht
schlechter inbeziig auf ihre Artcliaraktere sein als die Hieracien der Earöer, die sämtlich
dort jüngst als eigene Arten anfgestellt wurden.
In der neueren Zeit hat man ja diesen scliwachen Arten polymorpher Formenkreise
besondere Beachtung gesclienkt, und wenn dies im Sinne der geographisch-
biologischen Methode unseres Kongreßpräsidenten R i c h . v . W e t t s t e in geschieht, so
ist dies mit Freude zu begrüßen, ja es ist eine innere Notwendigkeit für den selbst-
verständlichen Ausbau unserer Wissenschaft. Nur möchte man sich dabei bewußt
bleiben, daß gerade inbezug auf entwicklimgsgeschichtliche Fragen die Abstammung
der Arten und ihr verwandtschaftliclies Verliältnis zueinander von größerer Bedeutung
ist, als die Feststellung einer abweiciienden Form für sich an einem besonderen Orte.
Das verwandtschaftliche Verhältnis aber bleibt besser aufgedeckt durch Einfügung der
Lokaiformen in größere, polymorph gewordene Sammelarteii, wodurch man zu einer
trinoniinalen Subspezies-Bezeichnung gedrängt wird. Die Bezeichnung Hieracium
briicterum (Fries) besagt nur den endemischen Charakter der Brockenform, Hieracium
nigrescens *bructerum weist zugleich auf die Verwandten in den Sudeten, Norwegen etc.
liin, von denen sie ja nur ein eingehenderes Beschäftigen mit systematischer Vertiefung
genügend zu trennen vermag.
In dieser Hinsicht, nicht in der Aufstellung und Beschreibung besonderer
Formen allein sondern in Erörterung ihres verwandtschaftlichen Zusammenhanges und
ihrer Arealbezielmng, sind die ausführlichen Arbeiten erst noch zu erwarten und für
die Entwicklungsgeschichte zu verwerten. Diese Richtung mag noch dadurch gewinnen,
daß die besonderen Formationen, denen die jungen Arten angehören, mit
iliren besonderen ökologischen Bedingungen zum Gegenstände der Beobachtungen
gemacht werden.
Wenn hier zum Schluß vielfach auf noch ungelöste Aufgaben hingewiesen
wurde, zu denen die mitteldeutsche Florenentwicklung einladet, so möchte auch die
noch genannt werden, zu entscheiden, inwieweit noch heute allen starken Verßisultats
scientifiques du Congrès international de Botanique. ^
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