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es sogar gelang, bei den lioclidifferenzierten Hutpilzen Regeneration einzelner Teile
zu beobachten.
Bei niederen Kormophyten hat A'ö c h t in g die Ergänzung von A’egetations-
punkten an Lnnn l a r i a beobachtet. In Übereinstimmung mit den Resultaten von
Sc h o s ta k ow it s c h ') über Regenerationserscheinungen an Lebermoosen hat H e im ")
bei Farnen festgestellt, daß fast jede Zelle eines Prothalliums, wenn sie nicht vei'letzt
ist, ein neues Prothallium und folglich eine neue Pflanze zu erzeugen vermag. Bei
Verletzung regenerieren sich die dem Vegetationsjiunkt naheliegenden Teile in normaler
Weise: die weiter entfernten schreiten zu Neubildungen in Gestalt von Adventivprothallien.
Bei Cys topt e i ' i s hat H e i n r i c h e r ") an längshalbierten Niederblättern
die Bildung von je einer Regenerationsknospe beobachtet, welche anders als die
Adventivknospen sind. Da die regeneriei'ten nnd die Adventivprothallien sich wie die
normalen aus Syioren erwachsenen verhalten, so lassen sie sich praktisch in den Fällen
verwerten, wo eine Vermehrung der Prothallien und mithin der Pflanzen an der
geringen Keimfähigkeit der Sporen scheitert.
Auch bei Selaginellen ist das Regenerationsvermögen sehr groß. Nach H o f m
e i s t e r ') genügt das kleinste Bruchstück des Stengels von Sel a g i n e l l a , imi bei
geeigneter Behandlung die Entwickelung einer neuen Pflanze hervorznrufen. P f e f f e r ")
und später auch B e h r e n s «) ist es gelungen, durch geeignetes A’erfahren die Metamorphose
der Wurzelträger dieser Pflanze in beblätterte Sprosse herbeizuführen nnd
daneben reichlich Durchwachsungen der Ähren zu beobachten.
Es bleibt die Regeneration der Zelle und ihrer Bestandteile näher zu erforschen,
um festznstellen. ob der bekannte „Furclmngsprozeß“ auch embryonalen Zellen zu-
komint und ob die amitotische Kernteilung in den sich regenerierenden Oi-ganen eine
regelmäßige Erscheinung ist, worübei- die Ansichten bisher noch sehr geteilt sind.
Der Zellkeim behält in den Regenerationsvorgängen die ursprüngliche Form nicht
immer bei, sondern zeigt sehr oft ein hypertrophisches Wachstum, das dem von Parasiten
vei'ursachten fast ähnlich ist*).
*) Darüber behalte ich mir vor, später zn berichten, zumal da K ö h l e r (1. c. p. 18) beob-
aclitet liat, daß die Zellkerne der unter Druck gewachsenen Wurzeln erheblich mehr gestreckt sind
als bei normal wachsenden Zellen. Audi S im o n (1. c. p. 107) hat an hypertrophischen Gefäßzelleninitialen
und an liypertrophierten Zellen des Zentralzylinders dekapitierter Wurzeln, also an E le menten,
die später ahgestoßen werden, mehrere Kerne von verschiedener Große und Form beobachtet.
1) S c h o s t a k o w it s c h , 1. c. p. .3.50.
2) H e im , Fntersucbungen an Farnprotliallien. Flora 1896, Bd. LXXXII, p. 349.
3) H e in r ic h e r , Uber die Regenerationsfähigkeit der Adventivknospen von Cy s t o p t e r i s
h u l h i f e r a nnd Cys to pt e r i s -Ar t en überhaupt. S c h w e n d e n e r ’s Festsclir., p. 162—163.
4) H o fm e i s t e r , Y"ergl. Untersuchungen der Keimung, Entfaltung nnd Fnichthildung höherer
Cryptogamen etc. Leipzig 1851, p. 117.
5) P f e f f e r , Die Entwicklung des Keimes der Gattung S e l a g i n e l l a . H a n s t e i n ’s Botan.
Ahhandlimgen, Bonn 1871, Bd. I, Heft 4, p. 67 ff.
6) B e h r e n s , Üher Regeneration der Selaginellen. Flora 1897, Bd. LXXXIV, p. 159 ff.
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Erklärung der Figuren.
Sämtliche Füguren wurden nach photograpliisclier Aufnahme lithographiert. Vergr. 2 0—30mal.
Tafel I.
Fig. 1—3. Qu e r s c h n i t t e dur ch Wu r z e l n von V ic i a Faba.
Ing. 1. Eine anfangs hexarche Wurzel. Der Zentralzylinder ist durch einen in der Rinde
natürlich entstandenen und bis in das Leithündel durchgehenden Fäulnis])rozeß in ein fast liufeisen-
förmiges Gebilde umgewandelt. Dabei haben sich die Xylemplatten fächerförmig orientiert und neue
Erstlingsgefäße an ihrer Basis angelegt, während die Endodermis allmählich in den Zentralzylinder
sich einbuchtet und sich neues Phloem an ihrer Innenseite bildet.
]‘’ig. 2. Weiter akroj)etal gefülirter (Querschnitt derselben Wurzel. Durch Schwinden der
kleinen, in der Mitte liegenden Xylemjjlatte und weiteres lleruingreifen der Flndodermis haben sich
zwei ungleiche Meristelen gebildet. Zwischen diesen ist eine geringe, von kleineren Zellen umschlossene
Lücke noch siclitbar, welche der Trennungsstelle entspricht.
Füg. 3. Eine infolge mehrerer Verletzungen triste! gewordene Wurzel. Die linke zylindrische
Stele ist von den zwei übrigen durch besondere Eängsfnrclien deutlich ahgegrenzt, welche den urs]u-üng-
lichen Verletzungsstellen entsprechen nnd sich durch die schlancliförmige Y"erlängerung der angrenzenden
Zellen kennzeichnen.
Fig. 4—6. (Quers chni t t e d n r c h Wu r z e l n von Zea Mays .
Fig. 4. Das verletzte Bindengewebe hat sich an der linken Seite regeneriert, ist aber durch
seine noch geringe Dicke von dem normalen deutlich zu untersclieiden. Der traumatische Reiz liat
sich bis zum Leithündelkörjier fortge])flanzt und die Einschnürung desselben veranlaßt. Die weitlumigen
Gefäße befinden sich jetzt im Zentrum und zeigen das Bestreben untereinander zu schmelzen.
Füg. 5. Bandförmige, inonostele Wurzel, w'elche infolge eines tief eingreifenden Fäulnisprozesses
sich zur Schizostelie anschickt. Tn der Richtung der YViindstelle sind die großen Gefäße
meist verschwunden nnd durch kleinere ersetzt w'ordeii.
Fig. 6. Zylindrische inonostele Wurzel. Der an der Basis der Wurzel einseitig erfolgte
traumatische Beiz hat sich akropetal derart fortgepflanzt, daß der Fäbrovasalkörper von dem radiären
Bau zum bilateral-symmetrischen überziigehen strebt. Zu beiden Seiten der Symmetrieehene des
hufeisenförmigen Leitbündelkürpers haben sich die Xylemelemente gleichmäßig und in gleicher Anzahl
angeordnet. Die w'eitlumigen Gefäße streben von der perijiheren in die zentrale Lage überzugehen.
An den freien Enden des hufeisenförmigen Eibrovasalstranges sind die großen Gefäße fast ganz verschwunden.
Tafel II.
FAg. 1—7. Qu e r s c h n i t t e du rc h YVurzeln von Vi c i a Faba.
Füg. 1. Bandförmige Wurzel mit zwei großen und zivei kleinen Meristelen, w'elche aus der
ursprünglichen Monostele infolge äußerer Verw'undungen entstanden sind. Rechts, von der W undstelle
ausgehend, zeigt das regenerierte Rindengewelie eine strahlige Anordnung der kleinzeiligen Elemente.
Links in der unteren und rechts in der oberen Meristele sind je zw'ei Xyleniplatten durch einen
keilförmigen Streifen von verdickten und verkorkten Elementen geschützt. Die ungleichmäßig vorgeschrittene
Regeneration im unteren Teile des (Querschnittes äußert sich besonders in der ungleich
dicken Rinde.
Fig. 2. ■ Bandförmige YVurzel mit zwmi, ebenfalls infolge der entstandenen Lücke gebildeten
Meristelen. Die Verbreiterung der Lücke führt später zur völligen Isolierung der letzteren. In
beiden Meristelen fällt die fächerförmige Orientierung der Xylemelementen in traumatofuger Rich-
tunii auf.