eines Gebietes in cincni von der Heimat entfernt gelegenen sich weiter entwickeln,
sofern in beiden ähnliche Verhältnisse lierrschen, und eine Pflanze kann ans einer
Region oder Formation in eine andei'e benachbarte nur dann übergehen, wenn dieselben
nicht stark aiisgeiirägte Gegensätze zeigen. Dieser Umstand erklärt es, daß
in wärmeren Ländern die Regionen eine viel größere vertikale Ausdelinung haben,
als in denen der gemäßigten Zonen.
Die andere Richtung ist die s_ystematiscli - entw i ckl ungs ge s ch i cht l i ch e
oder ])hylogenetische. Hier handelt et sich darum, jede Form oder Art nicht für sicli,
sondern im Zusammenhang mit iliren \'erwandten zu betrachten; liier kommt es vorzugsweise
darauf an. auf möglichst hreitei’ Grundlage, durch moriihologische und
anatomische Uiitersiichiingen festziistellen, wie sich die Areale der einzelnen Arten
zu einander verhalten. Beide Riclitiiiigeii liaben ihre Vorteile und Nachteile. Bei
der tloreiigGschiclitliclieii hat man den Vorteil, dadiircli. daß mau die Verbreitung jeder
Art so weit als möglicli verfolgt, feststellen zu können, wolier die einzelnen Arten-
gruppen gekommen sind, und es ist besonders dann etwas gewonnen, wenn sich
ermitteln läßt, daß die eine natürliclie PYrmation ausmachende Artengrupiie oder
PÜanzengenieinde (Pßanzeiiverein) einen gemeinsamen Ursprung hat. Es ist aber für
einen und denselben Autor schwer, bei denjenigen Elorengebieten, welclie eine nicht
selir einheitliclie und in sicli nahezu abgesclilossene Flora besitzen, wie etwa das südwestliche
Kaplaiul oder Australien, die Verbreitung aller Arten und ihre Verwandtschaft
zu denen anderer Gebiete zu ermitteln; man ist hierbei auf die Urteile der
Monograiilien angewiesen, welclie sich am besten über die Verwandtschaft der von
ihnen untersuchten PYrmen zu äußern vermögen; die lintwickliiiigsgeschichtG der
Pdorengebiete bedarf also dringend der pliylogenetischen Systematik. Der Phylo-
gene t i k e r wiederum, der die Arten einer über einen ganzen Erdteil oder über
einige Erdteile verbreiteten Gattung nach ihrer \Yrwandtscliaft und Entwicklung beurteilen
soll, ist bei solclien gi'oßen Eormenkreisen nicht in der I.jage, alle Pkirmen,
welche er hespriclit, unter ilii’en natürlichen Verhältnissen kennen zu lernen, während
der Pdorist mit den Existenzbedingungen der in seinem Gebiet vorkommenden Arten
leicht bekannt werden und auf Grund seiner Kenntnis der Existenzbedingungen wieder
Schlüsse über die Plntwicklimg der Arten machen kann. Beide Richtungen linden
ilire zuverlässigste Stütze in fossi len Be funden , die Entwicklungsgeschichte der
Pdorengebiete wird am sichersten festgestellt werden können, wenn die vorangegangenen
Pdoren desselben Gebietes möglichst vollständig im fossilen Zustand der Gegenwart
überliefert sind, und die Geschichte einei' Gattung wird sich am besten feststellen
lassen, wenn die ausgestorbenen PYrmen recht zahlreich und vollständig erhalten sind.
Es ist bekannt, daß sich leider nur in wenigen P^ällen derartige Plilfsmittel ans dem
Bereich der l’flanzenpaläontologie darbieten und daß es vorzugsweise die Bäume der
nördlich-gemäßigten Zone sind, deren fossile Reste wertvolles Mateidal für entwicklungsgeschichtliche
Forschungen abgeben.
Deijenige Botaniker, welclier zuerst die Pintwicklungsgeschichte einzelner
Florengebiete darznstellen versuchte und durch seine umfassenden Püanzenkenntjiisse
auch in der Lage war, die dabei in Betracht kommenden systematischen PVagen zu
behandeln, war der Nestoi' dei' jetzt lebenden Botaniker, Sir J o s e p h H o o k e i ;, der
im Jalire 184() mit Studien über die Plora der Galapagos-Inseln begann, 1859 die
Entwicklung der antarktischen Plorengebiete und LSßß die Inselfloren behandelte.
Die Zalil dei' P’orscher, welche in ähnlicher Weise wie H o c k e r die Plorengebiete
analisiert haben, ist gering, da zu einer erfolgreiclien Tätigkeit auf diesem Gebiet vor
allem Kenntnis der Pflanzen selbst und ihrer Existenzbedingungen gehört, und zwar
nicht bloß der Pflanzen des zu behandelnden Gebietes, sondern auch der Nachbargebiete;
hei den meisten Floristen war vielfach die lang geübte Beschränkung auf ein
engeres Plorengebiet, sowie der feliiende Überblick über die Gesamterscheinungen der
Prianzenverbreitung dem Eingehen auf derartige Fragen hinderlich. Dies gilt vorzugsweise
für die troiiisclieii und siibtroiiischen Länder; dagegen waren die Fortschritte
der iihysikalischen Geograpliie in der nördlich gemäßigten und arktischen Zone so
bedeutend, daß man sicli der Verwertung dieser Errungenschaften für die Entwicklungsgeschichte
der Plorengebiete nicht entziehen konnte. Längere Zeit bestanden unrichtige
Auftassiiiigen bezüglicli des Verhältnisses der alpinen Flora zu der arktischen bei
denjenigen, welche vorzugsweise die physiognomisclie Übereinstimmung alpiner und
arktischer Pflanzen und das gleichzeitige Auftreten zahlreiclier Arten in den europäischen
und arktischen Gebirgen sowie im hohen Norden vor Augen liatten, Anscliauungen,
vor denen diejenigen bewahrt blieben, welche sich in das spezielle systematische
Studium forinenreicher arktisch-alpiner Gattungen vertieften. C h a r l e s Ma r t in s .
Ch r i s t , A r e s c h o u g haben von 18()G-1871 die Herkunft der Alpenflora und der
skandinavischen Flora behandelt und namentlicli letzterer und Ma r t in s würdigten
schon sehr den Einfluß der Eiszeit. Alle an das Glazialphänomen in Europa sich
knüpfenden Betrachtungen verloren an hypothetischem Charakter immer mehr, als im
Jahre 1870 N a t h o r s t im südlichen Schonen in glazialen Süßwasserablagerungen der
Moränenlandschaft fossile Glazialpflanzen nacliwies und in den folgenden Jahrzehnten
größtenteils von ihm. aber auch von einigen andei'en Botanikern solclie an zahlreichen
P’undstätten der die Ostsee umgebenden Ländei''(G. A n d e r s s o n , A. B l y t t , A. PL
Ca r l s o n , Co n w e n t z , v . F i s c h e r - B e n z o n , J e n t z s c h , K l i n g e , S e r n a n e e r , F r .
S c h m id t ), im östlichen Scliottland und in England (B e r n i e , R e i d , R i d l e y ), im
nördlichen Vorgelände der Alpen (F r a a s , PTh c h e , N a t h o r s t , C. S c h r o e t e r ), sowie
der Kar])athen (S t a u b ) gemacht wurden.
Diesen PVi'schungen schließen sich zahlreiche andere Untersuclmngen skandinavischer
Botaniker an, welche sich auf die allmähliclie Besiedelung des durch die
(jlazialpcriode vegetationslos gewordenen Skandinaviens beziehen. Den Grund zu
BeohachtnIlgen nacli dieser Richtung hin hatte schon J a p e t u s S t e e n s t r u p im Jahre
1842 (Skormoserne Vidnesdam og Lillemore, in Danske Vid. Selsk. naturw. Afhandl.)
durcli seine zalilreiclien Untersuchungen dänischer Moore gelegt, bei denen er festgestellt
hatte, daß die aufeinander folgenden Schichten derselben die Reste verschiedenartiger
Waldvegctationen enthalten, welche jede für sich l ä ngere Zeit am Rande der Gewässer
existiert liaben mußten, daß auf Popiilus trémula (Zitterpajipel), Pinus silvestris (die
Pölire), dann Quercus sessilitlora, hierauf Alniis glutinosa und Fagus silvática folgten.
Neuerdings hat. nachdem V a u p e l l . H a r t z . J o h . L a n g e , R o s t r u p . S a r a u w , O s t e n f e l d ,