ililB
■»«j
I
?■ :>«
"I
':: ■ •'il.
ijiii
"■ !G;
:: • ^
sich die Algen wegen eines im Cliromatoiilior vorliandenen Körpers, den icli Lencocyan
nenne und über den icli an anderem Orte"®) bericliten werde, blaugrün, die Bildung
von Pliycoiiliaein aber unterbleibt. Die Flüssigkeit färbt sicli selbst nacli Woclien
nicht liraun. Durcli ahsoluten Alkoliol läßt sieli das Cliloropliyll bezw. Cliloroiiliyllan
und der lilaugrüne Körper aiiszielien und man erliält dann ganz farblose (weiße)
Spiritnspräparate. Wäre Pliycopliaein gebildet worden, so müßte dieses in den Algen
Zurückbleiben nnd sie lirann färlien. Pliycopliaein präexistiert demnacli in der lebenden
Pflanze niclit, und alle meine Erfalirungen siireclien dafür, daß liei den Braunalgen
ein modifiziertes, ein braunes Clilorophyll. welclies icli Pliaeopliyll nenne, den Cliroma-
tophor tingiert, nnd welclies lieini rasciien Absterben gewölinliclies Cliloropliyll liefert. -
Eine wesentliclie Stütze würde diese Ansiclit nocli erlialten. wenn es gelänge,
gewöhnliclies Cliloro])l]yll in liraunes Cliloroiiliyll zu verwandeln und dieses wieder in
grünes. Dies ist nun wirklicli der Püll. Vor 9 Jaliren sclion liabe ich eine neue
mikrocliemisclie Reaktion auf Cliloropliyll angegelien, die icli " ’) folgendermaßen besclirieb:
,,Wird ein Cliloropliyllkörper fiilirendes Gewebestück, welclies mit Wasser niclit benetzt
sein darf, mit wässeriger g e s ä t t i g t e r Kalilauge versetzt, so färben sicli die Cliloro-
phyllkörper naliezii aiigenblicklicli gellibraun, um nacli längstens 'G bis Stunde
wieder von selbst grün zu werden. Der Umsclilag der gelbbraunen in die grüne
Färbung erfolgt sofort beim Erwärmen bis zum Sieden oder bei Ziifiilir von Wasser;
etwas weniger rascli nacli Ziifulir von Alkohol, Äther oder Glyzerin.“ Aus dieser
Reaktion folgt natürlicli nocli niclit, daß das durch die gesättigte Kalilauge entstandene
braune Cliloropliyll wirklich Pliaeopliyll ist, aber es ist doch jedenfalls eine bemerkenswerte
Tatsache, daß jener Earbeniimschlag, wie er beim Abtöten des Pliaeopliyceen-
cliromatophors eintritt, aucli mit gewölmlicliem Clilorophyll dnrchgefülirt werden kann.
Von den Diatomeen nimmt man gleichfalls an, daß sie neben gewölinlichem
Clilorophyll und Karotin nocli einen braunen Farbstoff, gewöhnlicli Diatomin genannt,
enthalten, der die grüne Farbe des Cliloropliylis deckt. Zunäclist läßt sicii zeigen,
daß ein in Wasser lösliclier brauner oder gelber Farbstoff bei den Kieslealgen niclit
vorlianden ist, daß also liier sogenanntes Phycophaein gar niclit entstellt. Und docli
ist der lebende Cliromatoplior ebenso wie der der Pliaeojiliyceen braun. Audi der
Diatomeenchromatoplior wird beim rasciien Absterben infolge von Ziifnlir von Alkoliol.
Ätlier, infolge von liöherer Tenijieratur* nsw. grün, kurz dieselben Gründe, die midi
ziMder frülier geäußerten Auffassung über den braunen i ’arbstoff der Pliaeopliyceeii
geführt liaben, gelten im wesentliclien auch für die Kieselalgen. Zum Schlüsse seien
der besseren Übersiclitliclikeit wegen die Ergebnisse meiner Untersucliungen ülier den
braunen Farbstoff' der Braunalgen und Diatomeen in folgende Punkte zusaniniengefaßt:
1. Die lierrsdiende Lelire. derzufolge die braune Farlie der lebenden Cliromato-
phoren bei den Pliaeopliyceeii anf der Anwesenlieit des Pliycopliaeins bernlit, welclies
das gleichzeitig vorhandene Chloropliyll maskiert, ist unriclitig. Das Pliycopliaein,
welches man durch Kochen ans den Braunalgen gewinnt, präexistiert nämlicli gar
nicht in der lebenden Zelle, sondern entsteht erst postmortal aus einem Cliromogen.
J'
Iii'
In dem lebenden Cliromatoplior kommt vielmehr ein dem gewölmlichen Chlorophyll
naliesteliender Körper, ein „braunes Cliloropliyll“, das Pliaeopliyll, vor, welches durch
irgend eine Veränderung in gewölinliclies Chloropliyll übergeführt wird. Das rasche
Ergrünen der Braunalgen in heißer Luft, heißem Wasser, Alkoliol nnd anderen Flüssigkeiten
beruht auf der Umwandlung des Phaeophylls in Chlorophyll.
2. Das von den Phaeophyceen Gesagte gilt auch von den Diatomeen; auch
sie enthalten. im lebenden Chromatophor Pliaeopliyll und das ist der Grund, warum
sie sich in heißer Luft und den anderen genannten Agentien gegenüber ebenso verhalten
w'ie die Braunalgen und im Momente des Absterbens einen Farbennmschlag von Braun
in Grün erleiden.
3. Es präexistiert daher weder in den Phaeophyceen noch in den Diatomeen
intra vitam ge-wöhnliches Chlorophyll, dieses resultiert erst aus einem braunen Atomkomplex,
dem Pliaeopliyll, welches bei den genannten Pflanzen offenbar dieselbe Rolle
spielt Avie bei den grünen das Chlorophyll.
i
Wenn wir die Gesehichte der Kohlensäureassiniilation überblicken vouP r i s t l ey
an bis auf die neueste Zeit, so ergibt sich zwar ein langsamer aber stetiger Fortschritt.
Nicht so sehr auf Grund von Hypothesen, die in diesem Falle keinen großen
heuristischen Wert bekundeten, sondern anf Grund von Tatsachen und Methoden.
Namentlich diese brachten unsere Lehre um ein gutes Stück vorwärts, indem sie zu
neuen Tatsachen führten und hierdurch zu Prüfsteinen wurden für Spekulationen.
Glänzende Namen erscheinen hier mit der Forschung verknüpft. P r i s t l e y , In gen-
Hous, Sa us su r e , W iegmann und P o l s t o r f f , Gr i s , Sa ch s , E ngelmann u. a.
P r i s t l e y erkannte schon 1779 die Produktion von Sauerstoff durcli die
Pflanze und I n g e n -Hous s , den wir auf Grund der genauen liistorisclien Forsclmngen
WiESNERs " ) als den Begründer der Ernälirungs- nnd Atmungsleiire liinstellen dürfen,
fand, daß n u r grün e Pflanzen nnd diese nur im Liclite Sauerstoff' entbinden und
(laß alle Pffanzen fortwährend Kolilensäure entwickeln. Saus sure setzt in meisterhafter
Weise die Hebel an unser Problem an und bringt fundamentale quantitative Ergänzungen.
Wiegmann und P o l s t o r f f liefern in einer preisgekrönten Arbeit den Beweis, daß
die Ascliensubstanzen der Pflanze integrierende Bestandteile ilirer Nahrung aus-
maclien. Gr i s entdeckt die Chlorose der Pflanze und ilire Heilbarkeit durch Eisen.
Sachs erkennt in der Stärke der Cliloropliyllkörner das erste mirkroclieniiscli nacli-
weisbare Assiniilationsprodukt und E ngelmanns mikrobiologische Experimentierkunst
bescliert uns seine „Bakterienmethode“, die uns die Bezieimngen zwischen Assimilation
und Absor]ition im Cliloropliyllkorn auf neuer Grundlage erschließt. Hierzu gesellen
sicli die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Chloropliyllcliemie, die aufgedeckten
Bezieimngen zwisclien Blutfarbstoff und Blattgrün, und damit wächst die Aussicht, daß
wir in die Funktion des Chloropliylls vielleiciit einmal einen tieferen Einblick gewinnen
werden. — Trotz dieser glänzenden Entdeckungen, trotz des riesig angewachsenen
Tatsachenmaterials stehen wir mit der Klarstellung des COä-Assiniilationsproblems
noch vielfach am Anfang. Dies darf uns aber niclit abhalten weiter vorwärts zu
I r-, ',.7 I
■I'--' L<|
;ä ; •'. i‘ i|
1 . 1
1 .1 ■' •
i; ■
.4- ■ 1