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Wälder sind in unseren Tagen von den Menschen beinahe aiisgerottet worden, und
wir kennen nur hier und da vereinzelte Gebiete, die eine schwache Vorstellung von
der ursprünglichen Gestaltung jener prachtvollen Pflanzengesellschaften (Fig. 17) geben.
Die Verbreitung der Eiche und der übrigen ein wärmeres Klima erfordernden
Laubhölzer und Pflanzen gegen Norden ging in jenen Zeiten weit über die heutige
hinaus. Tief iminnern derNadelwälderNordschwedens treffen wir heutzutage an geeigneten
Lokalen als .,lebende Fossilien“ von der drohenden Nachbarschaft der Fichten beinahe
unterdrückte, vereinzelte Individuen von dieser Flora. Und noch weiter gegen Norden
können wir ans den Mooren die zerstreuten Reste ausgraben. Sie stammen alle aus
der Zeit des {¡ostglazialen Temperatiirmaximnms.
Schon in alten Zeiten sind einzelne Funde und Beobachtungen gemacht
worden, die uns über „eine wärmere Zeit“ berichten, aber erst den letzten Jahren
der skandinavischen Quartärforschnng gelang es, dieser Frage näher zu treten, ihren
Umfang festznstellen und aus verschiedenen Äußerungen die Bedeutung der ganzen
Erscheinung zu würdigen.
Es sind besonders Studien über die jetzige und frühere Verbreitung des
Haselstranches in Schweden') und Ai'beiten über die marine fossile Flora im südöstlichen
Norwegen Ü, die uns eine wissenschaftlich feste Grundlage für die Beurteilung
des Umfanges und der Natur der Klimaverhältnisse während des postglazialen Wärme-
maximiuns gegeben haben. Wichtige Beiträge haben auch die Studien über das
Sinken der Waldgrenze in Norwegen Q von R e k s t a d , in Schweden von S e r n a n d e r
und dem \'erf., sowie die von Ö r t e n b l a d li. a. über die Verbreitung der Ulme in
den Alpentälern Nordschwedens geliefert. Ich kann hier nicht auf Einzeldarstellungen
eingehen, sondern will nur auf Fig. 18, welche die bedeutende frühere Verbreitung
der Hasel zeigt, hinweisen und auf die große Übereinstimmung dei- aus verschiedenen
Lintersnchungsmethoden gewonnenen Resultate.
Die jetzigen Reliktlokale der Ulme deuten
auf eine u m ............................................
Die frühere Verbreitung des Haselstrauches
in Schweden fordert eine um . . .
Die Tapesfauna im Kristianiagebiet 2 fordert
2,7° höhere Sommertemperatnr
2,4»
eine u m ..................................................ca. 2,3°(2'/ü)
Die höhere Waldgrenze in Norwegen spricht
Augusttemperatur
J ahrestemperatur
für eine um w e n ig s te n s ...................... 1,9—2,2°
Mit dieser höheren Temperatur, die nach zustimmenden Erwägungen archäologischer,
geologischer, botanischer und astronomischer Art vor ca. 8—10 000 Jahren
1) G u n n a k A n d e r s s o n , Hasseln i Sverige fordom och nu. Sveriges Geologiska Undersük.
nings Publikationer. Ser. Ca, No. 3. Hier auch die ältere Literatur vollständig zitiert.
2) W. C. Brögger, die p. 62 zit. Ariieit, und Strandlinjens heliggenhed under Stenalderen
i det sydöstl. Norge. Norges Geol. Unders. 41 (1905), p. 111.
3) Naturen 1903, p. 65 und Norges geolog. Undersögelses Aarliog 1905, Nr. 5.
4) Wolü riclitiger Sommertemperatnr, denn die Jahrestemperatur hat wie bekannt eine sela-
geringe Bedeutung.
ihr Maximum erreicht hatte, steht eine Unmenge von Details in der Artenverteilung
der jetzigen skandinavischen Flora in intimstem Zusammenhang. Alle Arten, deren
Nordgrenze das lange Gebiet überquert, haben dieselbe mit nördlichen Reliktlokalen
In einigen Fällen sind dieselben näher studiert (Fig. 18), aber für die
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garniert.
Fig. 18. Karte der jetzigen (die untere schwarze Linie) und der früheren (die obere)
Verbreitung des Haselstrauches in Schweden. Die Punkte ( • ) geben Lokale fossiler Haselnüsse an,
die Kreuze (-i-) Reliktlokale eines bis mehrerer Haselsträucher;, das Reliktengebiet ist schraffiert.
Von Filipstad im Süden bis zur Nordgrenze der Kai-te etwa 500 km; das ganze Gebiet, aus dem die
Hasel verdrängt ist, umfaßt etwa 84 000 qkm, d. h. das doppelte Areal der Schweiz.
meisten Arten können wir es nur im allgemeinen sagen. Die eigenartige, im übrigen
Europa gar nicht wiederzufindende Topographie von Schweden, östlich der Hoch
gebirge, ist besonders geeignet, dieser aufgelösten Verbreitungsgebiete reich an Reliktlokalen
zu machen. In dem stark bewegten Gelände ragen hundert und wieder