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körner den A’ater, die Hälfte der Mutter gleich seien. Diese Bedingung wird von
obiger Voraussetzung erfüllt. Das Verhalten der Polyhybriden läßt sich, wie ich bald
des näheren zu zeigen hoffe'), dnrch Substanzenanstausch der Chromosomen erklären.
Es fragt sich jetzt, wie hat sich die 2x-Generation gebildet, trat sie sofort
als solche auf oder nicht?
Es ist selbstverständlich, daß es im Prinzip gleichgültig ist, wann die numerische
Reduktion der Chromosomen stattflndet. Man kann sich denken, daß die Zygote sofort
zum Gonotokonten wird oder daß selbige sich erst viele Male teilt und so eine 2x-
Generation bildet, die erst am Ende ihrer Entwicklung Gonotokonten hervorbringt.
Auch der Grund der Rückkehr zur x-Generation läßt sich in einer Abneigung
der Chromosomen der mit einander kopulierenden Kerne deuten, und dies würde
es plausibel machen anzunehmen, es sei die eigentliche 2x-Generation erst nach und
nach entstanden.
Es treten doch bei der primitiven geschlechtlichen Fortpflanzung zum ersten
Male Chromosomen verschiedener Organismen zusammen, es kann uns also nur
natürlich erscheinen, daß diese die Neigung haben sich wieder zu trennen. Man
kann sich vorstellen, daß diese Neigung nach und nach geringer wird und immer
weiter hinausgeschoben wird, so daß zunächst die ersten Teilungen der Zygote ohne
Trennung vollführt wurden und nach nnd nach eine ganze 2x-Generation entstand.
Dieser Auffassung scheinen mir die Tatsachen zwanglos einverleibbar. Es
wird meiner Anschauung nach bei Pflanzen wie Hydr o d i c t yon , Oedogon i um, den
Me sot a eni a c e e n, Clos t e r i nm usw. die Zygote sofort zum Gonotokonten. Bei
Formen wie Spl iaeroplea, Coleochaete nnd P o r p h y r a scheinen zwei, beide noch
fertiele, Zellen der 2x-Generation zu entstehen, während bei Dict y ot a bereits eine
große 2x-Generation vorhanden ist, welche jedoch noch habituell der x-Generation
völlig gleich ist. Bei den Farnen tritt dann die morphologische Differenz bei der
2x-Greneration voll zutage, um von dort an durch allmähliche Rückbildung der x-Generation
je länger je größer zu werden.
Es zeigt sich also in der Entwicklung der Pflanzen eine völlige Ablösung
der X-Generation durch die 2x-Generation; während bei Ul o t h r ix die ganze Pflanze
eine x-Generation darstellt, ist ein Baum eine 2x-Generation.
Es entrollt sich also vor unseren Augen ein sozusagen cytologisclies Bild
des ganzen Pflanzenreiches, eine Entwicklung, welche die notwendige Konsequenz der
Vereinigung zweier Energiden in der geschlechtlichen Fortpflanzung war, eine Art
zytologisches Grundsystem.
Es ist, meiner Ansicht nach, eine wesentliche Aufgabe der Systematik so bald
wie möglich fest zu stellen, wo bei den verschiedenen Pflanzen die x- und die 2x-
Generation liegt. Es wird dies eine bedeutende Vertiefung unsrer Systeme herbeiführen
können, wie ich demnächst in einer größeren Abhandlung zu zeigen hoffe.
Ich brauche wohl kaum auf die Vorteile der hier verwendeten Ausdrücke
x-Generation und 2x-Generation statt der üblichen „Gametophyt“ und „Sporophyt“
1) Siehe: L o t s y , A'orlesiingen über Deszendenztheorie, 1 . Teil. Jena 1905, Gustav Fischer.
hin zu weisen, würde man doch bei Übertragung anf das Tierreich einen Menschen
ein Sporozoen schelten müssen. Aber auch im Pflanzenreich ist. die Verwendung
der Namen Sporophyt und Gametophyt oft mißlich genug; nennt man das Aglaozoniastadinm
einer C u t l e r i a einen Sporophyten, so meint der Student das Homologon der Farnpflanze
darin erblicken zu müssen, sagt man aber, bei Cu t l e r i a gehören Sporophyt und
Gametophyt beide der x-Generation an, während bei den Farnen der Sporophyt eine
2x-Generation, der Gametophyt eine x-Generation ist, so ist alles deutlich.
Es sei mir gestattet, auf einen Vorteil der Erkenntnis hinzuweisen, daß die
X-Generation älter als die 2 x-Generation ist. Es kann uns dies die phylogenetische
Abwesenheit von fossilen Vorläufern der Farne erklären. Keiner erwartet fossile
freilebende Prothallien zu finden, aber wenn die 2x-Generation zunächst ganz delikat
gewesen ist, und sich im Anfang niii’ ans fertilen Zellen zusammensetzte, so können
wir auch nicht erwarten, solche primitive Sporophyten zu finden. In dieser Auffassung
liegt weiter vielleicht eine Stütze für B o w e r s Sterilisierungstlieorie.
Es sei mir gestattet, noch auf einige weitere Errungenschaften der Cytologie
für die Systematik hinznweisen.
Das von H o f m e i s t e r aufgebaute System, welches zur Annahme der Abstammung
der Gymnospermen von den Pteridophyten führte, fand eigentlich erst den
Schlußstein durch eine cytologische Entdeckung nämlich die der Spermatozoeen der
Cycadeen und des Ginkgo.
Die Florideen wurden erst durch die schönen cytologischen Untersuchungen
O l t m a n n s in natürliche Gi'uppen eingeteilt. Es sei mir erlaubt hier zu bermerken.
daß ich mich in meinen beiden Aufsätzen an Prophezeiungen gewagt habe. Selbstverständlich
wurden diese nur aufgestellt um zu Untersuchungen zu reizen, und
machte ich mir nicht die Illusion, daß sie sämtlich erfüllt werden würden. So
hielt ich es für wahrscheinlich, daß bei den Florideen die numerische Reduktion bei
der Bildung der Tetrasporen stattfinden würde. Es hat aber bereits W o l f f e durch
seine im vorigen Jahre in den Annals of Botany erschienenen Nemalionarbeit gezeigt,
daß dies dort wenigstens nicht der Fall sei, sondern an irgend einer Stelle bei der
Bildung der Karposporpn stattfindet'). Eines Lapsus sei hier auch gedacht, ich nannte
in meinem letzten Aufsatz die Fucuspflanze eine x-Generation, während sie nach
S t r a s b u r g e r und F a r m e r eine 2x-Generation sein soll, deren Interpretierung allerdings
nicht leicht ist, da die Stelle, wo die numerische Reduktion stattfinden soll,
recht abweichend erscheint.
Selbstverständlich kann man ebensogut von einer 2 x-Generation als von einer
2x-Zelle oder einem 2x-Kern reden und letzterer Ausdruck scheint mir bei den
Ceramieen, Rhodymeniales und dergleichen recht brauchbar, wo man einige Erscheinungen
sehr klar ausdrücken kann, indem man sagt, es wird ein 2x-Kern in der Auxiliar-
zelle deponiert, olme jedoch mit dem sich dort befindlichen x-Kern zu verschmelzen.
Ich glaube, meine Herren, Ihnen den Einfluß der Cytologie aftf die Systematik
— sei es nur in einer Causerie — skizziert zu haben, und möchte nun noch auf eine
1) Möglicherweise aber ist liier der Zeitpunkt der Rückkelir zur x-Generation verschoben,
da Nemaleon eine Pflanze ist, welche keine Tetoßporen bildet.
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