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P r a n t l ') und neuerdings von S im o n ") besonders in den ersten Stadien genauer
untersucht, so daß die anatomischen Verliältnisse in den Hauptpunkten klargelegt
worden sind. Auch anf die plq-siologischen. vordem wenig beachteten Bedingungen
hat S im o n sein Augenmerk gerichtet und Resultate gewonnen, welche für die Biologie
dieses im Boden natürlich sich vollziehenden Vorganges wichtig sind. Die Regenerationsvorgänge
an dekaiiitierten Wurzeln gehen nach S im o n s Beobachtungen sehr
rasch vor sich. Schon im Laufe des zweiten Tages nach der Verwundung treten im
Perikambium Längsteihingen anf. Die schon schwach gebogene konvexe Wimdfiäche
wird durch stärkeres Hervorwachsen lies Zentralzylinders noch stärker herausgewölbt
und nimmt die Gestalt einer Halbkugel an. Die in den äußeren Schichten des
Pleroms den perikambialen folgenden Teilungen gehen so rasch vor sich,, daß meist (iO
Stunden nach der Verwundung quer durch den Zentralzylinder ein neues Meristem
gebildet ist. ans dem dann unmittelbar der neue Vegetationspnnkt hervorgeht. Diese
Art der Regeneration, bei welcher die neue Wurzelspitze aus den Geweben des
Pleroms ohne dazwischentretende Callusbildung hervorgeht, wird von S im o n als
d i r e k t e bezeichnet. Alle außerhalb des neuen, aus dem Rerikamhium entstandenen
Meristeme, sowie außerhalb der neuen Epidermis liegenden Zellen bilden nur eine
lu'ovisorisclie Wnrzelhanbe, welche bei Monokotylen bald abgestoßen wh-d, bei Leguminosen
dagegen in die normale übergeht.
Eine zweite Art der Regeneration, von S im o n als par t i e l l e bezeichnet, tritt
in etwas weiterer Entfernung vom Scheitel auf und geht stets ans einem Gallus
hervor, welcher durch Auswachsen des Perikambiunis und der äußeren Schichten des
Zentralzylinders mit gelegentlicher Teilnahme der Endodermis gebildet wird. Diese
dürfte identisch mit der von P r a n t l als j i r okamb i al bezeichneten sein. Dabei
können mehrere Vegetationspnnkte entstehen und zur Rildung getrennter Wurzelspitzen
führen oder auch verschmelzen, wenn die Hauptwurzel dort dekapitiert wird, wo infolge
der geringen Regenerationsfähigkeit des Zentralzylinders sich nur ein schmalei- Gallus
bildet. S im o n hat experimentell nachgewiesen, daß bei Entfernung des Perikambiiims
— womit einige Reihen der Rinde und des Pleroms zugrunde gehen — keine Reaktion
mehl- eintritt nnd daß die regeneratorische Tätigkeit des Pleroms nur bei Anwesenheit
des Perikambiums von der Wurzel verwertet werden kann. Je weiter der Schnitt
vom Vegetationspnnkte entfernt ist. desto mehr nimmt die Regenerationsfähigkeit ab.
An Gymnospermen (Pinus pinea) wurde von S im o n ebenfalls Regeneration
beobachtet, doch nur dann, wenn außer dem Meristem sehr wenig hinweggenommen wird.
Nur an Wurzeln von Gefäßkryptogamen mit dreiseitiger Scheitelzelle wurde
bis jetzt keine Regeneration festgestellt. Ob dies durch die mangelnde Widerstandsfähigkeit
oder das Nichtvorhandensein der Regenerationsfähigkeit bedingt ist, konnte
S im o n nicht feststellen. Bei dem neuerdings von N e m e c ") an den dicken Adventivwnrzehi
von Farnen wiederholten Versuche, die Spitze durch einen hinter der Terminal-
1) I ’k a n t l , Untersuchungen über die Regeneration des Yegetationspunktes an Augiospermen-
wurzeln. Arb. d. bot. Würzburger Instituts 1874, Bd. I, p. 546.
2) S im o n , Regeneration der Wurzelspilze, 1. c. p. 105.
3) NËMEC, Regenerationserscheinimgen etc., 1. c. p. 117.
zelle geführten Schnitt ahzimehmen, war die Regeneration nie vollständig. Sie lief
nur auf eine Art Wundheilung hinaus. Die Verwundung hatte zwar besondere
Ditferenzierungsvorgänge zur Folge, führte aber nie zur Regeneration der Terminalzelle.
Auch dekapitierte Stämme sollen ihre Spitze nicht regenerieren. Nach der
von mir an gespaltenen Staninispitzen beobachteten Regeneration vermntet aber P f e f f e r ' ),
daß sich an Stämmen der Scheitelpunkt ebenfalls regenerieren kann, wenn er durch
einen Querschnitt entfernt wird. In der Tat will B e y e r i n c k ") bei Sal ix amy g d a l i n a
tlie Regeneration einer weggeschnittenen Knospe beobachtet haben. Ob in diesem Falle
eine wirkliche Regeneration vorliegt oder ob es sich nnr nm die Weiterentwicklung
einer in der Anlage bei-eits vorhandenen Axillarknospe handelt, ist ans den Angaben
des Verfassers nicht zu entnehmen. Icli selbst habe an Pha s eol u s n iul t i f lorns ")
wiederholt wahrgenommen, daß das der Plumnla geraubte Stengelchen sich noch weiter
zu entwickeln nnd eine im Vergleich zn der ursprünglichen bis dopiielte Länge zu
erreichen vermag.
Eine Regeneration geköpfter Stänime ist demnach ])rinzq)iell nicht ausgeschlossen,
wenn nur der oberste Teil des Vegetationspunktes entfernt wird, was sich
eben nicht so leicht wie bei Wurzeln iiraktisch ausführen läßt.
In den von mir mit den Keimlingen von Vicia F a h a und Ph a s e o lu s
nui l t i fl orus unternommenen Versuchen, die Plumnla abziischneiden, um die Ver-
bändernng der Kotyledonarsprosse hervorznrnfen. habe ich nie die Regeneration der
Stengels])itze beobachten können, weil ihre embryonalen Gewebe samt der Plumnla
völlig beseitigt wurden. Um die Dekapitation der Vicia-Stengelchen in einem bestimmten,
allen Keimlingen möglichst gleichen Stadium auszuführen, wurden diese dann operiert,
als das Stengelchen durch die Tegnmente hervorbrach und sich derart nach außen krümmte,
daß es eine Art Öse bildete, während die Plumnla noch zwischen den Kotyledonen
lag. Diesem Stadium entspricht nicht immer eine gleiche Entwicklung der Keimwurzel,
welche eine Länge von 5—9 cm messen kann. Man hat aber den Vorteil, daß der
an dem höchsten Kulminationspunkt der Öse geführte Schnitt die in der Achse der
Kotyledonen sitzenden Knospen nicht verletzt.
Am zweiten oder dritten Tage nach erfolgter Operation ist das Hervortreten
der Kotyledonarsprosse schon sichtbar. Ihre Neigung, die Spitze nach unten zu
krümmen und sich wie Haiqitsprosse zu verhalten, fällt besonders hei denen auf,
welche in Wasserknlturen auf Korkplatten oder Netzen freiliegen und nicht die Erde
zn durchhrechen brauchen. Auffallend ist bei geköpften Vicia-Pfianzen die Verdickung des
hyjiokotylen Gliedes, welches durch die Entwicklung der zn den Nebensprossen führenden
Leitbündel und des mächtigen, umgebenden Rindenparenchyms herzförmig wird, wobei
eine vordere, nach außen hervorgewölbte, den Stumpf des unterdrückten Haupt-
S])rosses enthaltende Seite und eine hintere, mit einer Rinne versehene Seite sich
unterscheiden lassen. Infolge der energischen Stoffleitung gegen die Schnittwunde
1) I’e e f f e r , Pflanzenpliysiologie, Bd. II, p. 206.
2) B e y e r in c k , Beobachtungen und Betrachtungen über Wurzelknosjien nnd Nebenwurzeln.
Anisterdain 1886, p. 121.
3) Lo p r io r e , Künstlich erzeugte Verbänderung bei P h a s e o lu s u iu l t i f l o r u s , a. a. 0 . p. 39b.