sich in den letzten Jahrzehnten über große Gebiete von Skandinavien verbreitet haben').
Die letztere findet man schon massenhaft an den neugebauten Straßen von Lappland.
Von Wasserpflanzen scheint Ei o d e a canaden s i s die einzige neu eingeführte
zu sein. Seit 1873 hat dieselbe sich nach hunderten von Lokalitäten in Süd- und
Mittelskandinavien verbreitet. In Dänemark ist auch Limnant hemi i n i nymphae -
oides eingeführt worden.
Scheint es also, als wären die Unkrautgesellschaften des Ackerbaues wesentlich
in den ei-sten und letzten Zeiten der Landwirtschaft bereichert, so ist das entgegengesetzte
der Eall bei den vielen, auch den halbverwilderten, Pflanzen der Gärten.
Für diese Gartengesellschaften war das Mittelalter die günstigste Zeit. Hinter den
geschützten Mauern der Klöster zog man Obst, schöne Blumen und Arzneipflanzen.
Der nordische Garten stammt aus jener Zeit, und viele von diesen Bilanzen haben sich
in den seitdem vergangenen fünfhundert Jahren das schwedische Bürgerrecht erworben.
Als Beispiele sind folgende zu nennen:
Acorns cal amus .
Aqui l e g i a vu lgar i s ,
Ange l i c a a rc h a n g e l i c a ,
Ar t emi s i a abs i n t h i u m .
Be r be r í s vulgar i s .
Fr i t i l l a r i a meleag r i s .
Inu l a helenium.
Myr r h i s odor a t a .
Pa s t in a c a s at iva,
Pe t a s i t e s off icinal is,
Ribe s gr o s su l a r i a .
Sa p o n a r i a of ficinal is,
Symphyt um officinale,
Tul i p a s i l v e s t r i s .
Mal va mos ch a t a .
Vollständiges Verschwinden seltnerer Pflanzen scheint dagegen in nennenswertem
Maßstab nicht stattgefunden zu haben. So sagt T h . F r i e s , daß unter allen
den von Linné 1745 in die Flora suecica aufgenommenen Arten nur 4—5 ganz verschwunden
sind, und zu demselben Schluß gelangte (1859) M. T. L a n g e , was Dänemark
seit 1688 betrifft. Nur drei Pflanzen waren hier aiisgegangen. In den letzten fünfzig
Jahren sind jedoch viele durch pflanzensammelnde Botaniker gefährdet.
Eine Ptlanzengruppe von ganz besonderem Interesse ist die sich in den
angeprianzten Nadelwäldern Dänemarks und Schonens ansiedelnde Flora. Der Mensch
hat in weiten Gebieten die Fichte, die während interglazialer Zeit in Dänemark
1) Vgl. J. Holmboe, Nogle iigrsesplanters indvandring i Norge, N y t Mag. f. Natvirv. 38 (1900).
Vor kurzem hat auch derselbe Forscher in Studien over norske planters historie III, Nyt Mag. f.
Naturvid. 44 (1906), p. 29, seine Untersuchungen der Pflanzenreste des 1903 gefundenen Wikmger-
schiffes bei Oseherg in Südnorwegen, das aus „der ersten Hälfte des 9. Jahrli. nach Chr.“ stammt,
veröffentlicht. Die gefundenen Pflanzen sind:
Av e n a s a t iva, P o l y g o n um c o n v o l v u l u s ,
T r i t i c um v u l g a r e , Ch e n o p o d i i i m a l b um ,
( J u g l a n s r e g ia ) , S t e l l a r l a m e d i a ,
C o r y l u s a v e l l a n a , Ur t i c a u r e n s ,
L e p i d i um s a t i v u m , Ca p s e l i a b iir s a p a s t o r i s ,
Isati'.s t i n c t o r i a , Lami um cfr. p u r p u r eum .
P y r u s m a l us ,
lebte, ebenso die Kiefer, die, wie schon dargelegt, während einer langen Periode in
spätqnartärer Zeit der Waldbildner in Südskandinavien war, wiederum zum physiogno-
misch und ökonomisch wichtigen Teilnehmer der Vegetation gemacht. Aber in den
neuen Nadelwäldern haben, wie Warming betont (1. c. p. 15), sich neben den schon
beflndlichen Pflanzen mehrere nordische in den höchstens 100—150 Jahre alten
Wäldern angesiedelt. E r hebt besonders folgende hervor:
Li n n a e a bor e a l i s , Py r o l a i imbel lata,
Goo d y e r a r e p en s , „ c h l o r a n t h a ,
Pyr o l a uni f lor a, „ media.
Also wahre Insassen der nordischen Nadelwälder.
Gehen wir nun zn den Veränderungen über, die der Mensch da hervorgerufen
hat, wo die ursprünglichen Pflanzenformationen noch den Boden besitzen.
„In alten Zeiten“, sagt V a u p e l l 1863, „wurde das Holz nicht als das Haupt-
jirodukt des Waldes angesehen, sondern die Eicheln und Eckern.“ Diese Worte sagen
viel von dem Einfluß des Menschen und ihrer Haustiere über die Laubwälder von
Südskandinavien. Wegen der für den Brennholzgewinn vorgenommenen Lichtung
konnte ein sehr reichlicher Unterholzwuchs entstehen, aber durch das Weiden des Viehes
wurde das Unterholz vernichtet und die quantitativen Verhältnisse der Arten verschoben.
Die meisten heutigen Eichenwälder Skandinaviens besitzen denn auch nur
wenige Sträucher und eine zwar grasreiche, aber durchaus nicht so artenreiche Bodenbedeckung,
wie die ursprünglichen.
Die Zusammensetzung der Nadelwälder und ihrer Vegetation hat der Mensch
jedenfalls viel weniger beeinflußt als die der Laubwälder. Daß er jedoch die Fichte
noch in den letzten Jahrzehnten begünstigt, ist schon oben (p. 86) erwähnt. Aber der
Nadelwaldtypiis ist so einförmig und so genau an das nordische Klima angepaßt, daß
er, wenn er hie und da gestört wird, nach einiger Zeit sein ursprüngliches Aussehen
wiedererlangt. Erst wenn, wie in südlicheren Gebieten von Skandinavien, die
Störungen andauern, entstehen neue Formen. In den ausgedehnten Weidewäldern
(„Hagar“), wo das Vieh den ganzen Sommer hindurch grast, erstrebt man reichlicheren
Graswudis, macht kleine Lichtungen, und es entsteht ein lichter, sehr birkenreicher
Wald mit Gebüschen von Sal ix caprea, S. cinerea, S. au ri t a , Popul n s
t re m u l a , Sorbus au cupa r i a , Rh amn u s f r an g u l a usw.
Auf den obenstehenden Seiten habe ich nur in großen Zügen, durch einige
Beispiele beleuchtet, angeben können, was wir von der Entwicklungsgeschichte der
skandinavischen Flora kennen. Es ist auch hier, wie es immer der Fall ist: neue
Entdeckungen wecken neue Fragen. Einige von diesen sind auch hier schon gestreift
worden. Die Ausarbeitung und Lösung derselben gehören der Zukunft. Ich beabsichtigte
auch nur einen Eindruck von den leitenden Ideen zu geben, nach denen die
nordische pflanzengeographische Forschung arbeitet. Wir haben alle versucht, von allen
Seiten her so viele Ta t s a chen wie möglich zu sammeln, um ein Bild rekonstruieren
zu können, das der Wahrheit immer näher käme.
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KésuUats seientifiques du Congrès inteinational de Botanique.
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