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an der oberen Sclinittgrenze nnd sich nach der Wurzelspitze hin alhnählich verflachend.
Diese Verflachung bildet den äußerlichen Übergang zu einer vollständigen Spaltung
der Wurzel, einem Prozeß, der in einiger Entfernung von dei- unteren Schnittgrenze
sich vollzieht. Das Einschlitzen der Rinde kann also zur Bildung von Teilwurzeln
Schizorhizen) oder gar von Meristelen (Schizostelen) führen, wie es später beschrieben
werden soll. Der Reiz kann sich aber ferner von der Rinde durch den Zentralzylinder bis
zum Perikambium in der der Schlitzstelle opponierten Seite fortiiflanzen und dasselbe
zu einer ausgiebigeren Tätigkeit reizen, wodurch die Bildung von Neben wurzeln an
dieser Seite eine reichlichei-e wird, wie icli zuweilen beobachtet habe.
Werden die Einschnitte nicht radial, sondern senkrecht zur Achse der Keini-
wurzel lind zwar nicht zn weit von der Haubenspitze entfernt geführt, wie dies N em e c
getan hat, so können sie die Bildung einer neuen Wnrzelsjiitze veranlassen. Diese
ersetzt gewölmlicli die ursiirüngliche Wurzelsyiitze, welche noch lange als ein zurückgebliebenes
Anhängsel der Seite der alten Wurzel ansitzt. Bei etwas mehr basalwärts
geführten Einschnitten erscheinen bloß Anfänge eines Regenerationsvorganges, der meist
bald eingestellt wird, und die ursprüngliche Wurzelsyiitze fungiert weiter. Werden
mehrere Einschnitte übereinander gemacht, so wird im allgemeinen bloß ein neuer
Vegetationspnnkt gebildet und zu weiterer Tätigkeit befähigt. Wenn die Sclinitte von
gegenüberliegenden Seiten und gleich tief etwas über die Mitte der Wurzel geführt
werden, so bilden sich an beiden Einschnitten Anlagen zu neuen Wurzelspitzen, von
denen bloß die der iirsyirünglichen Haubenspitze nähergelegene weiter wäclist.
Es würde sicli hierin eine Polarität äußern, welche auch in dem anderen
Umstande zum Ausdruck kommen würde, daß die Regenerationsvorgänge immer an
der akroskopen Wundtläche erscheinen. Diese Angabe von N e m e c , nach welcher sich
eine Polarität nicht nur in den Ersatz-, sondern auch in den Regenerationsbihlungen
des Scheitelmeristenis selbst äußert, wäre von höchster Bedeutung, sollte sie in neueren
Befunden dieses Forschers Bestätigung flnden.
Bei seitlichen Quereinschnitten beteiligen sich an der Regeneration in jüngeren
Teilen der Wurzelspitze alle Gewebe; in älteren Teilen haben das Perikambium und
die anliegenden Rinden- und Pleromzellen eine große Bedeutung. Die Versuche von
N em e c haben in dieser Bezielinng bewiesen, daß die Regeneration nicht nur durch
völlige Abtrennung der Wnrzelspitze, sondern auch dann ausgelöst wird, wenn die
Hälfte oder der größere Teil des Pleroms durchschnitten wird.
Bei Tangentialeinschnitten tritt nur dann eine Regeneration ein, wenn das
Perikambium oder die nalieliegenden Plerom- und Rindenzellen verletzt werden, sonst
erscheinen bloß auf eine Wundheilung hinzielende Vorgänge.
Bei Ringelungsversuchen an Keimwurzeln wird keine Regeneration ausgelöst,
wenn nnr die Rinde verletzt wird. Bei diesen Versuchen ist es mir aber nicht immer
gelungen, die Rinde derart durchzusciieiden, daß das Plerom unversehrt blieb.
Was die Regeneration von gespaltenen Blättern betrifft, so hat B e y e r in c k
zum ersten Male beobachtet, daß an Stengeln von Bras s i c a o le r á c e a acephala.
welche infolge der andauernden Feuchtigkeit sich der Länge nach gespalten hatten,
die unteren Blätter nur im unteren Teile des Stiels gespalten und beide Hälften des
Stiels mit den entsprechenden Teilen des Stengels verbunden waren, wobei die Lamina
unverletzt blieb. Die oberen dagegen, die beim Auftreten der Spaltung noch jünger
waren, zeigten eine vollständige Zweiteilung. Die beiden Teile eines solchen Blattes
wiesen an der Stelle, wo die Spaltung vor sich gegangen war, wieder eine fast ganz
normale Blatthälfte auf.
In meinen Versuchen wurde eine vollständige Regeneration der vom Schnitt
getroffenen Blätter nicht beobachtet; die Blattspreiten und die Blattstiele vermochten
jedoch sich teilweise zu ergänzen nnd trotz ihres unsymmetrischen Baues ein fast
normales Aussehen anzunehmen. Bei He l i ant h us erfuhren die Blätter eine partielle
Regeneration, indem ihre Lamina sich teilweise ergänzte und der Stiel sein Parenchym
so regenerierte, daß er ein normales Aussehen annahm, obwohl die Anzahl der
ursprünglichen Bündel meist nicht erreicht wurde.
Offenbar ist das Regenerationsvermögen des Blattes bei Dikotylen nicht so
■groß wie bei den Farnen, deren Wedelspitzen lange Zeit embryonal bleiben. Deshalb
kann die von G o e b e l ') beobachtete Regeneration zweier gespaltener Blätter bei Pol ypod
ium He r ac l eum nicht mit der eines Dikotylenblattes gleichgestellt werden, da
demselben in der Mehrzahl der Fälle das Spitzenwachstum und das typische Neu-
bildnngsgewebe an der Spitze fehlt. Die natürliche Vernarbung der Blattnarben soll
dagegen nach H u g o v o n M o h l bei Farnen nicht eintreten. An Blättern tritt nach
M o h l eine Vernarbung bei Verletzung seltener als an den Achsen ein. Nur an
tlicken und fleischigen Blättern tritt sie ein, während bei dünnen Blättern nur eine
einfache Vertrocknung des Wundrandes stattflndet.
Bei dieser Gelegenheit will ich hier kurz erwähnen, daß junge Blätter von
Mons t e r a pe r t u s a , die von mir mittels eines Korkbohrers an verschiedenen Stellen
durchbohrt worden waren, keine mit den normal entstandenen Löchern vergleichbare
Vernarbung der Wundränder, sondern eine einfache Verkorkung derselben zeigten.
Trotzdem haben die künstlich hervorgerufenen Löcher keine weitere Ausdehnung durch
etwaige Zersetzung erfahren, sondern haben sich noch drei Jahre lang am lebenden
Blatt so gut wie die normalen erhalten.
Was die Blattspreite betrifft, so ist es bekannt, daß durch Beseitigung derselben
der Blattstiel wie beim natürlichen Blattfall abstirbt und abgeworfen wird.
Im Gegensatz zu diesem allgemeinen Verhalten steht die auffallende Spreitenregene-
ration aus dem entsiireiteten Blattstiele von Cycl amen persicum und af r icanum.
Diese zuerst von H i l d e b r a n d ") beobachtete, dann von W in k l e r und G o e b e l
bestätigte seltene Erscheinung tritt allerdings nicht regelmäßig auf. Oft stirbt der
seiner Spreite beraubte Stiel ab und wird abgestoßen. In den meisten Fällen aber
bilden sich an dem Stielstumpfe zwei, seltener nur eine, noch seltener mehr als zwei
neue Blattspreiten aus.
1) Goebel, Über Regeneration im Pflanzenreich, a. a. 0 . p. 503.
2) H il d e b r a n d , Die Gattung C y c lam e n . Jena 1898.