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\'oii besonderem Interesse ist die Angabe, daß bei Hutpilzen unter den oben
erwälmten Umständen auch Hymenium regeneriert werden kann, aber nur im Anschluß
an schon vorhandenes. Diese Angabe deutet darauf hin, daß die Art der Neubildung
bestimmt wird durch den Oi't, an dem sie erfolgt, ähnlich wie unterhalb eines Rhizoids
1 011 Marchantía sich ein neues oder unterhalb einer Brutknosiie von Eriopiis eine andere
bildet'); im Grunde liegt dabei derselbe Vorgang, wie wir ihn bei der Polarität zu be-
sprechen haben werden, vor.
Diese Reohachtiing leite nun über zu der Frage, wodurch überhaupt die
Q u a litä t der bei der Regeneration auftretenden Neubildungen bestimmt wird Ehe
indes darauf eingegangen wird, sei nur noch hervorgehoben, daß die korrelativ bedingten
Regenerationserscheinungen nicht nur durch die Entfernung, sondern auch
schon durch die Inaktivieruiig eines Organs kervorgerufen werden können. Die Ein-
gilisnng der Spreite eines Primärblattes von Cyklamen genügt, wie W in k l e r zeigte,
um die sekundäre Spreitenbildung hervorznrufen; man könnte dasselbe auch wohl erreichen,
wenn man die Blattspreite in eine sauerstoffreie Atmosphäre bringen würde.
Bei Circaea genügt dauernde Verfinsterung des orthotropen Hauptsprösses, um einen
der plagiotropen Seitensprosse zur Aufrichtung zu veranlassen; bei Fichten ließ sich
der Gipfeltrieb so einknicken, daß er nicht abgelöst wird und in seinem wachsenden
feile spater eine geotropische Aufwärtskrümmung ausführt. Trotzdem er nicht vom
Stamm getrennt ist, sondern nur seine Verbindung mit diesem gestört ist, richtet sich
einer der unter dem Gipfeltrieb stehenden Seitensprosse auf und stellt sich in die
V'erlängening der Hauptachse. Es wird eine weitere Aufgabe der Untersuchungen
Uber Regeneration sein, diesen Begriff der Inaktiviernng genauer zu präzisieren, und
den Betrag derselben festzustellen, welcher notwendig ist. um eine Ersatzreaktion
einzuleiten.
§ 3. Die Qualität der Neubildung
hangt ab von dem Zustand, in welchem sich der ein Régénérât erzeugende Ptlanzenteil
behndet. Dieser Satz, den ich früher für die Regenerationserscheinnngen bei Metz-
geria zu erweisen gesucht habe") sei zunächst für eine Samenptlanze, Achimenes, er-
autert Blattsteckhnge, welche am Anfang der Vegetationsperiode gemacht werden,
bilden beblätterte Adventivsprosse, welche nach einiger Zeit zur Blütenbildung schreiten.
Viel früher tun dies in vielen Fällen Adventivsprosse, welche Blättern von blühenden
Pflanzen entnommen sind; nimmt man aber Blätter von Pfianzen, die am Ende ihrer
^ egetationsperiode stehen, so bilden sich, wie ich im Herbst des vorigen Jahres beobachtete,
die Adyentivsprosse zu den für die Pflanze eigentümlichen Zwiebelsprossen
aus, welche der Überwinterung dienen, wobei es meist an Ubergangsformen zu den
Laubsprossen fehlt. Theoretisch ist es gewiß möglich, die Laubblätter so zu beeinflussen.
daß sie je nach dem Wunsche des Experimentators zu beliebigen Zeiten be-
1) Go e b e l , Org'anogra])liie p. 361.
2) Go e b e l , Rücksclilagsbildungen und Sprossung bei Metzgeria. Flora Bd LXXXV
p. 69 f., 1898, sowie Biol. Zeiitralblatt, Bd. XXII. , ■ « . ,
stimmte Regenerate ergeben. Metzgeria bietet dafür ein lehrreiches Beispiel. An
kräftigen Pflanzen entstehen Adventivsprosse, welche bald die für einen ausgebildeten
Metzgeriathalhis charakteristischen Eigentümlichkeiten erreichen, namentlich eine Mittelrippe
und Schleimpapillen ansbilden. Unter ungünstigeren Ernährungsverhältnissen
entwickelte Metzgeriapflänzchen dagegen bringen viel einfacher gestaltete Adventivsprosse
iiervor; scliließlich kann ihre Gestalt auf die heruntersinken, welche die Metz-
geria-Keimpflanze hat, d. h. anf die' einer einfachen Zellreihe, welche noch nicht einmal
eine zweischneidige Scheitelzelle besitzt. Hier tritt die auch sonst nachgewiesene Möglichkeit
einer künstlichen Hervorriifung der Jugendform deutlich hervor; diese bildet
sich dann, wenn eine Hemmung in der Entwicklung der Pflanze durch ungünstige
Ernährung eigetreten ist.
Ganz analoge Erscheinungen zeigt vielfach die Blattbildimg an Adventivsprossen.
Es sei gestattet, an ein 1883') von mir benutztes Beispiel anznknüpfen,
das besonders instruktiv ist. An den Sprossen, welche auf abgeschnittenen Wurzelstücken
von Ailantiis glandulosa entstehen (aus dem Cambium resp. Callus) ist die
Blattentwickhing eine ähnliche, wie bei den Keimpflanzen : zuerst bilden sich bleiche,
ungegliederte Schuppen, die nach oben allmählicli in das reicher gegliederte Blatt
übergehen, und ebenso ist es bei vielen anderen Adventivsprossen "). Später haben
J a c k s o n und C. D e c a n d o l l e dieselbe Erscheinung hervorgehoben und an einer
Anzahl von Beispielen erläutert; die Adventivsprosse wiederholen zuweilen, z. B. bei
Sassafras officinalis, die Blattformen der Keimpflanzen so vollständig, daß es schwer
ist, die beiden voneinander zu unterscheiden. Wenn J a c k s o n meint, die von Ailantns
bilden insofern eine Ausnahme, als bei ihnen die ersten Blätter sogar einfacher gestaltet
seien als die der Keimpflanzen (welche zunächst dreizählige Primärblätter her-
vorbringen) so ist dabei nicht Rücksicht genommen auf die Kotyledonen. Es scheint mir
von besonderem Interesse, daß die Adventivsprosse auch Blätter hervorbringen können,
die auf die einfache Gestaltung der Kotyledonen herabsinken, denen man ja neuerdings
wieder einmal die Blattnatur hat absprechen wollen. Daß diese Primärblätter
sowohl bei Keimpflanzen als bei Adventivsprossen Hemmimgsbildungen darstellen, kann
keinem Zweifel unterliegen, gerade die Adventivsprosse aber bieten Aussicht, zu ermitteln,
worauf die Hemmung beruht, zumal bei ihnen die Hemmung bald eine mehr,
bald eine minder starke ist. Adventivsprosse von Fraxinus americana z. B. haben
bald einfache Primärblätter, wie die Keimpflanzen, bald dreizählige oder fünfzählige.
Es ist sicher möglich, zu entscheiden, ob dies abhängt von der Qualität oder Quantität
der in dem Baumstumpf vorhandenen Baumaterialien oder von anderen Faktoren,
und dadurch auch eine Einsicht in die Ursachen der Blattbildung bei Keimpflanzen
zn gewinnen. Es sei gestattet, diesen schon vor Jahren hervorgehobenen Gelt
Go e b e l , Vergleichende Flntwickhingsgesch. der l’flanzenorgane. Schenks llandbucli,
Bd. IT, ]). 261.
2) R. T. .Ta o k so n , Localized stages in develoinnent in plants and animals; Memoirs of the
Boston society of natural history, 1899, Vol. V, p. 4. Die Literatur scheint J a c k so n ganz unbekannt
geblieben zu sein. C. D e c a n d o l l e , Questions de morphologie et de biologie végétales. Archives
des Sciences physiques et naturelles Quatr. Periode 1. XII: 1903.