In systematischer Hinsicht erkennen wir leicht, dafs diese Gruppe, als erster Schritt der
Spechtbildung auftretead, in Wiederholung der Eisvögel, wie bei jenen Ceyx und Alcyone
auch mit drei Zehen sich entwickelt, welche Entwickelung auch bei den Picinae genuinae
un d Colaptiuae zurUckkehrt, sehr innig sich an die Gccininao auachliefst und in ununterbrochener
Reihe durch deren Gattung Chloronerpes, z. B. passerinus etc., fortgesetzt wird.
Y u n x steht dagegen in gar nicht so naher Beziehung zu ihnen, sondern bildet als schon
fast zum Kukuk geworden den Ausgang der Spechte, welcher durch die nicht mehr paar-
zehige Gattung Oxyrhamphus an der äufsersten Grenze vollständig erreicht wird. Yunx
findet seine wahre Verwandtschaft in den Gattungen Meiglyptes, und Geocolaptes unter der
letzten Gruppe der Spechte, unter den Colaptiuae.
No. 4122 — 30 werden also am Ende der Spechte erläutert.
h. G e c i n i n a e : Grünspechte.
Diese Bienen fressenden Vertreter der Bienenfresser unter den Spechten erscheinen wie
diese in grünem, bei höheren Formen wie bei jenen in Roth übergehendem Kleide. Ih r
schwächeres Skelet deutet schon au f mindere K ra ft, daher sie seltener oder nicht pochen,
noch zimmern oder selbst Löcher hacken. Ih r Schädel ist mehr als bei den anderen, so
wie der der Bienenfresser verlängert und die Brustwirbel haben sehr breite, dicht an einander
gerückte obere Domfortsätze, in vorwärts schräger Richtung gelagert, DieZungenbeinhörner
sind bei diesen ausschliefslichen Insectenfressern von der bedeutendsten Länge in der ganzen
Gruppe, sie beugen sich anfangs hinab in den Hals, bevor sie den Schädel erreichen, beugen
sich über diesen hinauf bis zum rechten Nasenloche vorwärts und steigen über die obere
Nasenmnschel in die vordere Höhlung des Oberschnabels hinein, wo sie bis in dessen Spitze
verlaufen. So kann die Zunge bis über 7 Zoll ausgestreckt werden und auf 6 Zoll über
den Schnabel hinausragen. Fliegend schiefsen die Grünspechte in Bogen wie die Bienenfresser
und zeigen nicht die Flatterbewegung der anderen.
Die beschränkten Ansichten der Faunisten haben, wenn sie , von ihrem Standpunkte
ausgehend, Systematik versuchten, die Grünspechte bisweilen Erdspechte genannt, während
das Erdlebeu hier n ur in seiner Andeutung als Nebensache neben dem Baumleben der geschickten
Kletterer erscheint und nur geübt wird, sobald dies die Ernährung erfordert. Die
eigentlichen Erdspechte sind uns der Ausgang der ganzen Trib u s, durch die Gattungen
Meiglyptes, Celeus, Geocolaptes, Yunx und endlich wird durch den mit drei vorwärts gekehrten
Zehen versehenen O xyrhamphus der Ausgang des Spechttypus gewonnen, welche aber in ihrer
natürlichen Gruppirung nicht abgeschnitten dastehen können, sondern ebenso durch auf Räumen
lebende und die Grün- und Buntspechte deutlich wiederholende F ormen eingeleitet werden müssen,
weil die N atur immer nur ein Entwickeln und Fortbilden, niemals aber ein schroffes Abschneiden
kennt. Die natürlichste Reihenfolge würde hier das Beginnen mit den kleinsten Arten von
C h l o r o n e r p e s gewähren, indem diese sich an die Pieumnus anschliefsen würden. Ich
gebe hier aber wegen der Bequemlichkeit der Vergleichung mit den Kupfertafeln, welche
schon vor J ah ren gestochen worden sind, dio Reihe, in welcher diese die Gattungen und
Arten enthalten, und eine spätere Uebersicht wird die wahreu, natürlichen Stellungen leichter
aufklären lassen.
C X C V I I I » d e c i n u s B o i e . R c h b . Nat. Syst. t. XLII, — Schnabel gestreckt-
pyramidal , Firste scharfkantig, jederseits nahe daneben eine parallele Leiste nur bis über
die Nasenlöcher und dann neben der vertikal gestutzten Spitze deutlicher sichtbar. Nasenlöcher
oval, offen, von vorwärts gerichteten Borstonfedcrn gänzlich bedeckt, Seiten unter
rechtem Winkel abfallend, spitzewärts gewölbt, die Ränder daselbst eingezogen, Laden
niedriger als Oberschnabel, Kinn kaum vortretend, Dillenkante gerundet, Spitze vertikal
schief gestutzt, ihre Seiten stark eingezogen, ihr Unterrand mit vortretender Läiigsleistc.
Flügel bis gegen die Schwanzmitte reichend, gewöhnlich die 4te, doch auch die 5te Schwinge
die längste. Lauf so lang als dio längere Hinterzehe mit ihrem Nagel, Nägel grofs, sehr
ho ch , stark gekrümra't, mit deutlicher Seitenfurchc in der Mitte der Seiten, Sohle sehr
schmal, die Schneidenränder nur spitzewärts vorstehend, — Eu ro p a, Asien und Afrika.
*792. G. viridis (Picus — L. G m .) B o i e . R c h b . t. DCXX. 4131— 33. — Oberseits
lebliaft olivengrün, Bürzel und Schwanzdecken citrongelb überlaufen, Unterseite weifslich
Brust grünlichgrau, Bauch zart gelblich überlaufen, an den Seiten und Afterdecken graugrün
gebändert, Augengcgend nnd breite Zügel schwarz. M ä n n c h e n : der ganze Oberkopf
bis zum Genick, aucli das Mittelfeld der Zügel zinnoberroth. W e ib c h e n ; Oberkopf weniger
schönroth, Zügel schmaler und ganz schwarz. J u n g : Kopfseiten und ganze Unterseite
mehr aschgrau, Federn am Kopfe und an der Kehle schwarzbraun schaftstriehig, an
der übrigen Unterseite in gleicher Farbe gefleckt oder mondartig gebändert, die Querbä'nder
der Afterdecken vollendet. — Im Nestkleide sind die Schnäbel auffallend kürzer, der Oberkopf
bei allen schon roth und der Rücken auffälliger blafs gefleckt, die Fleeke sind kurze
Möndchen auf der Mitte und an der Spitze des Schaftes. In diesem'Kleide sind auch alle,
selbst die Mittelschwanzfedern noch uuterseits blafs gebändert, während dies im Alter nur
oberseits und nur an den Aufsenfedern untcrseits der Fall ist, so dafs <lie änfsorstc auf
beiden Fah n en , die nächste nur auf der Aufsenfahne ihre Parallelbander zeigt. — Ich
m e s s e U— U p / / ' , Sehnabclfirste 1" V “, -spalte V -höhe 4Va"', Mundbreite 8'"
Fittig 6", Schwanz 4", Lauf I " 2“', äufsere Vorderzehe U " ', Nagel 6'" , innere Vorderzehe
fast 8'" , Nagel über 5 '" , äufsere Ilinterzehe 8% " ', Nagel 4 'W , innere Hinterzehe- 43/ / " „
Nagel 2% '" . — Der JtvS(ioy.oXdnryi oder Jqvov.oU-Kxyi B e l o n und Koltd% s. P i c u s
v i r i d i s n o s t r a s A l d r o v . u . a. behielt seinen lateinischen Namen bei allen Schriftstellern
bei und wurde zum ersten Male von B r i s s o n IV. 9. als P . ,v i r i d i s (Pic verd) gut beschrieben
nud dann unzählige Male abgebildet. Gute Abbildungen finden sich bei N a cm . t. 132 Go v i d
Eur. 226., R c h b . Deutschi. Fauna t. XX. E r führt auch die Namen: Grofser, roihköpfiger
Grünspecht, Grasspecht, grüner Baumhacker, Holzhauer, Zimmermann. Span.: Pico verde,
indessen erhielt ich ihn aus Spanien unter dem Namen „Rompe-fierros commun“ . Catai.-
Picot vcrt; Ita l.: Pico, Pichio, Pico verde; Engl.: Green Wood-Pecker, Green Wood-Spiier',
Rain Fowl, Hig h -h o o , Hew-Hole; im Norden Englands: Heyhoe; Schwed.: WedknarrJ
Poln.: Dzieciol zielony, Zotna; Wendisch: Vuga; Krainerisch: Sclenjäk, Shovnai Rass. •
Selenoi Dnetel. — B r b u m unterscheidet: G. v i r i d i s Lchrb. 198. 3. grofs-, 15" feng und
2 3" b reit, Schnabel am Unterkiefer gerade, am oberen sanft gebogen, Scheitel hoch, bei'
niedriger Stirn,^ Unterseite von der Brust an dunkelgrün qtiorfleckig. Norddeutschland.
G,. f r o n d i u i n ib. 197. 2.: Schnabel etwas schwächer nnd gerader als bei folgenden, Scheitel
h ö h e r, Unterschwanz nie von Harz beschmuzt, weil er n ur Laubhölzer und Gärten bewohnt
G. p i n e t o r u m ib. 197. 1. ist 14" 6“' lang und 22" breit, Schnabel sanft bogenfönni-
Scheitel kaum höher als die sanft aufsteigende Stirn. Die Varietät der Kiefernwälder
Zu diesen kommt uoch ein G. v ire ^ sc e n s B r e i im - Am Vogel ans Spanien sehe ich einen
weit dünneren, mehr spitzen als moifselförmigen Schnabel und aufserordentlich lebhaftes
Gelb auf dem Bürzel. - Der gröfste einheimische nach dem Schwarzspcchtc Der \u g cn
Stern ist bläulichwcifs, bei den Jungen dunkelgrau. E r lebt einzeln oder in Familien als
Striciivogel, welcher im Juli oder August mit seinen Jungen zu streichen beginnt; die Winter- '
quartiere bezieht or Ende Septcmbor uud im October. E r hält ein Revier von einer Stande
im Umkreis und durchstreift es täglich, um fremde Ankömmlinge zu vertreiben. E r zieht
Eichenwälder v o r, geht aber auch in gemischte Waldungen und steigt nicht hoch in die Gebirge,
nähert sich im Winter auch den Wohnungen und beklettcrt selbst glatte Holzwände
lebt aber am meisten in der Nähe des Erdbodens auf alten Stämmen und Stöcken hüpft
besonders auf freien Plätzen im Walde oder im freien Felde, in Gras oder Gebüsch herum
insbesondere um Ameisen zu suchen, welche, sowie die sogenannten Ameisencier sein^
Hauptnahrung ausraaclien, wie er denn überhaupt Insecten und deren Larven geniefst.
Mau sagt indessen, er geniefse auch Holzsaamon und Buclmüssc. Ein munterer und kräf!
tiger Vogel, welcher geschickt klettert, aber geschickter als andere sich auf der Erde bewegt.
E r meifselt wohl auch Löcher in die Bäume, aber nur um zu brüten, daher seltener,
als diefs die anderen thun. E r schnurrt nicht und läfst sich durch Pochen nicht anloeken!
Sein Flug ist h a rt und rauschend, in grofsen Bogenlinien schwingt er sich in schnellen
schnurrenden Flügelschlägcn dahin und schiefst dazwischen wieder mit angezogeuen Flügeln
abwechselnd fort. E r ruft h e ll, voll und wcittÖncnd im Fluge hastig kjück kjuck kjück und
sitzend schwächer ju c k juck. Zur Paarungszeit sitzt das Männchen oft auf einem hohen