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R. Tenuirostres, Oonnschnäbler, Baumläufer.
Diese Torzugsweße D i i n n s c h n ä b l e r genannten Vögel treten in der Entwickelung
ihrer innig zusammenhängenden Reihen in noch gröfserer Mannigialtigkeit von Formen hervor,
als wir bei dem ersten Stamme der Klettervögel oder den B aumklebern und B aumhackern
gesehen. Eben so bestimmt zerfallen auch diese wieder in ihre vier Gruppen, mit klarer
Andeutung an die ihnen entsprechenden voransgegangeoen und nachfolgenden Typen. Diese
vier Gruppen:
a. Dacninae: P it-p its ,
b. Certhiinae: eigentliche Baumläufer,
C. Trochilinae; Colibris,
d. Upupinae: Wiedehopfe,
sind in ihren Gliedern derartig durch einander verkettet und selbst durch anatomischen
Character innig verknüpft, dafs die Unnatürlichkeit einer Zerreißung derselben sich nur zu
offenbar selbst strafen würde.
Ueber jene unglückliche Phantasie, die Colibris mit den von den Schwalben gewaltsam
abgerissenen Cypseliden oder Mauerschwalben verbinden zu wollen, hat sich bereits K a u f
an verschiedenen Orten , z. B. in der Isis 1848, 7 56, in seinem klarbewußten Naturgefühle
sehr treffend ausgesprochen , wo er s a g t : „Die Cypseliuae von den Hirundinidae als
Ordnung zu trennen, ist die Achillesferse, die der ganzen Eintheilungsweise in Oscines und
Clamatores von vorn herein den Todesstoß versetzt h a t.“ ~ Rechnen wir dazu n o c h , d aß
die Krähen nnd Raben S i n g v ö g e l geworden, eine Menge der mit den zartestmodulirten
Stimmen versehenen, also wirklich „singende“ ß i n g v ö g e l dagegen S c h r e i v ö g e l (lucus a
non lucendo) za nennen beliebt worden ist, so mögen wir vermuthen, d a ß auch dieser Umstand
die Annahme jen e r Eintheilung nicht empfehlen dürfte. Bedenken wir aber endlich,
d a ß über die einseitige Beachtung des eben so zart wie alle ändern in der Natur in Ueber-
gängen verschwindenden anatomischen Characters, des Singmuskelapparatcs, bei jen e r höchst
unnatürlichen Verbindung der Colibris mit den Mauerschwalben (horribile d ictu !), ein andrer
sehr klar and deutlich hervortretender, hier gerade von höchster Bedeutung erscheinender
anatomischer Character unbeachtet geblieben oder in seinem hohen Werthe zurückgesetzt
worden ist, nämlich der Bau des Zungenbeines und der Zunge selbst bei den Colibris, der
unverkennbar spechtartig is t, so erkennen w ir, in welche Einseitigkeit zu verfallen man Gefahr
läuft, sobald man nur das Einzelne auffafst, während das Ganze dem prüfenden Auge
entschwindet. Gerade jener anatomische Spechtcharacter hat hier die dritte Stolle bestimmt!
Nur vorläufig deute ich hier an , was ich in der speciellen Bearbeitung, zu welcher ein
sehr reiches Material mir vorliegt, bald weiter zu erläutern gedenke, d a ß in einer endlich
n a t ü r l i c h e n S y s t e m a t i k d e r C o l i b r i s , deren wir bis jetz t noch gänzlich entbehrten
auch manche jen er sonderbaren Organenverhältnisse sich autklären werden, an deren Bedeutung
jetz t noch Mancher nicht gedacht oder sie fälschlich erklärt h a t, denn, wenn z B.
S w a in s o n in Avocettula recurvirostris wirklich wegen des bei einem einzigen Sumpfvogel vorkommenden
spitzewärts aufgebogenen Schnabels den „type of the grallatorial division“ vermuthet,
so hätte er die wahre Erklärung weit näher geftinden, da diese Form hier nur die
Sittiuao repräsentirt. Wenn aber noch nirgends daran gedacht worden is t, weshalb Calothorax
und Selasphorus schmale steife Schwanzfedern haben, so wird sich auch hier durch
eine richtige Verkettung der Glieder das Räthsel dahin lö se n , dafs dieselben an ihrer Stelle
das Centrum für den Typus der Spechte vorläufig vertreten.
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