
Hell u n d golden schien die Sonne, als wir uns am nächsten
Morgen a u f den Weg in ’s Chimesi-Thal begaben. Unser
Besitz liegt etwa im Centrum des nördlichen Goldringes, umgeben
von den Chimesi-Minen im Osten, Venga im Südosten,
Formosa im Westen, d e r Welcome im Süden, der Germaine
im N orden. Gegen Osten fü h rte unser Weg, M. Pacotte wiederum
stolz zu Pferde, ich auf meinem Esel hinterdrein. Am
Welcome begrüsste uns Mr. Everett, d e r die Arbeiten dort
leitete u n d ladete uns zum Absteigen ein. Aber wir versprachen
unsern Besuch fü r den nächsten Morgen u n d überschritten auf
guten P faden die Bergscheide, welche uns vom Chimesi trennte.
Alsbald öffnete sich das lachende Thal zu u n se re r Linken,
weithin ausgestreckt gegen Osten. Tief u n te r uns befand sich
das Lager eines Portugiesen, welcher am Wegebau beschäftigt
war. Halb links v or uns schauten wir auf die Dächer der
Station des M. Po u h in u n d auf die H ü tten d e r Braganga- und
Richmond-Mine herab. Ein Ritt von n u r einer kleinen Stunde
tren n t unsere Besitzung von dieser Goldmine Monsieur
Bartisol’s.
B r a g a n f a u .
Richmond. fre u n d lic h s t wurden wir empfangen von M, Pouhin und
seiner liebenswürdigen Tochter, Mademoiselle Pouhin. Eine
ältere Dame, vormals G o uvernante von Mademoiselle, steht
dem Hausha lt vor. Das Fräulein hatte bis dahin in Paris gew
o h n t u n d ihren Vater zum ersten Mal im Sommer vorigen
Jahres nach Südafrika begleitet. Nach dem F rühstück bestiegen
wir unsere Reittiere zum Besuch d e r Richmond- u n d der
Braganga-Minen. D u rch dichtes G e strü p p fü h rte der Weg
bergaufwärts. Hier waren die Arbeiten seit länger als drei
Jah ren betrieben u n d infolgedessen klare Aufschlüsse erzielt.
Ein T u n n el von 3—400 Fuss Länge ist in einer Tiefe von 80
Fuss in ’s Reef getrieben, u n d von oben ist ein Schacht in diesen
Tunnel hineingesenkt, von dessen Fuss aus ein zweiter Tunnel
gegen Süden in die Q u arzadern hineingearbeitet, wodurch
eine grosse Qu an tität Quarz zu Tage gefö rd ert ist. Der Ertrag
des Erzes ist m e h r als eine Unze pro Tonne, u n d wie bei
uns, verbessert sich das Gestein gegen unten. Einen zweiten
T u n n el haben sie in einer Tiefe von 200 Fuss zu treiben b egonnen,
jedoch ist das Reef in dieser Tiefe noch nicht erreicht. Die
Formation ist, wie gesagt, genau dieselbe wie bei u n s : das
Liegende ist Diorit, das H ängende Talkschiefer, wie ü b e rh a u p t
die beiden Besitzungen auf ein u n d derselben G oldade r liegen.
Die Anlagen an der Richmond-Mine machen einen netten Eindruck,
u n d als wir nach Besuch der Tunnels oberhalb des
Schachtes standen und unsere Augen ü b e r die lachende, sonnige
u n d doch kühle Landschaft schweifen Hessen,, d a waren
wir alle d rei von der Z u k u n ft des Maniealandes überzeugt.
Dann ritten wir zu r Braganga-Mine, wo noch m eh r Arbeit als
an d e r Richmond gethan ist. Das Erz ist hier nicht so reich,
wie bei d e r Schwestermine, aber die Reefs sind dicker. Auch
hier gewannen wir einen guten Eindruck. Es kann keine Frage
sein, dass hier im Chimesi-Thal alsbald blühendes wirtschaftliches
Leben im Anschluss an den Minenbetrieb sich entfalten
wird. Gegen S o nnenunte rgang trafen wir am Woh n h au s von
Monsieur Po u h in wieder ein, vor welchem ich inzwischen mein
Zelt hatte auf schlagen lassen, um mich für. die N a c h t einzurichten.
Um 7 7 4 U h r vereinigte uns eine' angeregte. Abendtafel,
zu welcher noch ein anderer Franzose, M. Bernard, eingeladen
war. M. Po u h in hatte im Jahre 1895—96 eine Expedition der
Mozambique Co. geleitet, welche versuchen sollte, inMacom-
be's Land einzudringen. Indes hatte er diesen Plan nicht
du rch fü h ren können, da seine Leute sich fürchteten, mit ihm
zu gehen. D a ich im vorigen Sommer die Expedition d u rch g
e fü h rt hatte, so hatten wir gemeinschaftliche Interessenpunkte.
M. Po u h in ist ein Herr von etwa 60 Jahren, der die Beira-
Macequege-Bahn zuerst traciert hat. E r ist ein grösser Freund
der Deutschen, u n d toastete im Verlauf des Abends auf die
„Allianz d e r Zukunft, die Allianz zwischen Deutschland und
Frankreich."
Am nächsten Morgen in d er F rü h e gingen M. Pacotte und
ich nach meinem Lager zurück:
Wir wollten die alten alluvialen Arbeiten besuchen, welche
sich am Injamkarara entlang ziehen. Mr. Levan u n d Mr. Massie
führten uns, u n d alsbald kamen wir in einen Landstrich, wo
wir ausserordentlich vorsichtig ausschreiten mu ssten : denn
G ru b e reihte sich an Grube, oft von dichtem G estrü p p ü b erAlte
Minen.
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