
In d is ch e
Th eo rie .
dass die bisherigen Ausleger, welche, wie auch Dr. Qlaser,
Parwaim-Gold mit O phir-Gold identifizieren, im Irrtum sind.
Ich möchte ehe r annehmen, dass P a r w a im - G o l d hier im
Gegensatz zu O phirgold g en an n t ist. Es mag sein, dass Dr.
Glaser im Recht ist, welcher Parwaim in Sak-el-Farwain in
Nordarabien wieder erkennt, u n d dieses Gold aus Hevilah
stammen lässt, obwohl dem widerspricht, dass dieses Farwain
nicht einmal als Minendistrikt aufge führt ist. Es könnte jedoch
sein, dass der Name, der sich frü h e r auf einen grossen
Distrikt bezog, n u r an einer einzelnen Stelle haften geblieben
ist.
Dass die Südaraber der Salomonischen Epoche G o ld h an del
im Grossen betrieben, g eh t aus unserer Überlieferung
klar hervor. Dass aber Hiram u n d Salomo ihre Flotten nicht
schickten, um solchen Zwischenhandel zu betreiben, haben
wir gesehen. Wir müssen demnach annehmen, dass sie Expeditionen
an die Quelle selbst schickten, woher das edle
Metall gegen N o rd en strömte, wie schon David vor ihnen ge-
than hatte. Ihre Flotten waren also noch nicht an ihrem
Ziel, als sie nach der F ah rt du rch das „T h rän en th o r“ um
die Südwestecke Arabiens herumgebogen waren, sondern sie
hatten weiter in die geheimnisvollen Fernen zu segeln.
* * *
Also fu h ren sie vielleicht gegen Osten, auf Indien zu ?
Fange hat die Menschheit dies angenommen. O p h ir wurde
in Indien gesucht, seit die arabischen Muhamedaner das biblische
Wort mit El-Hend = Indien übersetzten. Auch die Septuaginta
u n d Flavius Josephus sind dieser Auslegung gefolgt.
In n eue rer Zeit aber waren ihre namhaftesten Vertreter
Fassen u n d Karl Ritter.
D e r G ru n d hierfür ist nicht schwer zu finden. Indien
galt dem gesamten Altertum u n d auch dem Mittelalter , als
das geheimnisvolle Land des unerschöpflichen Reichtums.
Auch war es frühzeitig bekannt, dass ein uralter Handel von
Arabien, u n d d u rch dieses, vom Mittelmeergebiet mit der Indischen
Halbinsel sta tt hatte. Doch wissen wir heute, dass
Ostindien niemals zu den Goldländern unseres Planeten geh
ö rt hat. Es war n i e m a l s : e i n Gold* p r o d u z i e r en d e s ,
sondern von jeher bis auf den heutigen Tag ein Gold i m p o r t
i e r e n d e s Land. Mit dieser Thatsache allein fällt sein Anspruch,
das Ziel der biblischen Ophirfahrten gewesen zu sein.
Auch der zweite Artikel der Ophirfahrten, das Elfenbein,
h at seine Heimat nicht in Indien. Der indische E lephant hat
bekanntlich kleine Zähne, und sie haben zu keiner Zeit eine
grosse Rolle im Welthandel gespielt.
Was wollen demgegenüber die philologischen Betrachtungen
Lassen's b ed eu ten ? Auch wenn er erwiesen hätte,
dass die hebräischen Namen der Ophir-Artikel indischen U rsprunges
seien, würde er damit noch nicht dargethan haben,
dass auch diese Artikel selbst aus Indien gekommen sind.
Denn die Beziehungen zwischen den beiden Sprachen sind
uns viel zu unbekannt. Wir wissen nicht, in welcher Epoche
sie auf einander eingewirkt haben. Aber Lassen hat seine
Behauptung nicht bewiesen, wie ich bereits in meiner Schrift:
„Das Goldene O p h ir Salomo’s" (S. 20—23) dargethan habe.
Ganz hinfällig ist es, wenn er u n d Ritter die Abhira an der
In d u sm ü n d u n g mit den biblischen Ophiriten identifizieren wollen.
Denn Abhira heisst übersetzt „Kuhhirten", ist also gar
keine Völkerbezeichnung. Nun können Kuhhirten an Fremde
wohl Milch oder auch Fleisch u n d H äute verhandeln. Aber
wo u n d wann haben wir gehört, dass Kuhhirten gleichzeitig
Goldhande l getrieben h ä tten ? U n d noch dazu G oldhandel
in dem Umfang, wie die Bibel dies voraussetzt? Sie würden
wohl sehr bald au fg eh ö rt haben, Kühe zu treiben.
Wenn die Flotten nach Indien gegangen wären, um Gold
von den kriegsstarken arischen Stämmen zu holen, so hätten
sie es jedenfalls, wie in Arabien, kaufen müssen. Da bliebe
denn dieselbe Schwierigkeit, welche Artikel sie dagegen auf
den Markt gebra cht hätten. Die Schwierigkeit ist abe r hier
noch grösser, weil einer Kuhhirtenbevölkerung noch weniger
als den arabischen Städten mit den ackerbaulichen P rodukten
des jüdischen Reiches gedient war.
Entscheidend gegen die indische Theorie ist die T h a tsache,
dass d o rt keine Spuren alter Goldminenarbeit gefu n den
sind. D o rt sind keine Ruinenketten, welche auf die Anwesenheit
einer vorhistorischen Minenbevölkerung schliessen