
O p h ir in
Afrika.
Sh asu .
lassen können. F ü r den Standpunkt, welchen wir bei dieser
U n te rsu ch u n g eingenommen haben, fehlt demnach jede
Grundlage, das biblische O p h ir an dieser Ostseite des Indischen
Oceans zu suchen, u n d wir müssen aussprechen, dass die
Alexandriner u n d Flavius Josephus, Lassen und Karl Ritter
mit so vielen Anderen im Irrtum waren, wenn sie meinten,
dass das Oold des Salomonischen Hofes seinen U rsp ru n g in
Ostindien g ehabt habe.
* * *
Wenn die O p h irfah re r sich also nicht gegen die Ostseite
des Indischen Oceans gewendet haben, so bleibt n u r dessen
Westküste, d. h. Afrika fü r uns übrig, um die Spuren ihrer
Anwesenheit zu suchen. U n d hier werden wir sie allerdings
tief eingeprägt finden.
In Ostafrika konnten Goldsucher, die von No rd en kamen,
sich zunächst zu dem oft genannten Goldland Sasu oder
Shasu wenden. Dieses lag nach einer Beschreibung des Cos-
mas Indicopleustes etwa 50 Tagereisen hinter Axum. Wenn
diese Angabe richtig ist, würden wir, die Tagereise zu 10
engl. Meilen gerechnet, das Gebiet etwa 500 Meilen von Axum
entfe rnt suchen müssen. Dies würde uns, gegen Süden gerechnet,
etwa .in's nördliche Gallaland führen. Es ist mir
nicht bekannt, ob in dieser Gegend alte Goldminen entdeckt
sind. Glaser legte den Golddistrikt 1890 (Skizze der Geschichte
und Geographie Arabiens p. 204) zwischen Ras Hafün und
Juba, 1899 (Punt und die südarabischen Reiche p. 4) in
die Landschaften östlich vom Rudolphsee.
Wir können den Distrikt genauer aus der egyptischen
Überlieferung bestimmen. Sos oder Shasu heisst Hirten oder
Bedäwin (Beduinen). Das Wort tritt auf in dem bekannten
Namen Hyksos (Hirtenkönige). Die Hyksos waren unfraglich
Semiten u n d zwar kamen sie nach Ägypten aus den nordwestarabischen
Steppen. Sie werden in ägyptischen Denkmälern
als Amu bezeichnet (s. Papyrus Sallier II im britischen Museum,
Inschrift d e r Hatschepsut im Felsentempel, bekannt als
Spero-Artemidos südlich von Beni Hassan etc. — s. hierzu
Flinders Petrie „A History of Egypt" vol. II).
N u n hatten die Ägypter mancherlei Beziehungen zu dem
Lande der Shasu, welches im Süden ihres Gebietes lag. König
Thotmes III. nimmt von ihnen folgenden T ribut (Petri II,
121): 197 männliche u n d weibliche Sklaven, 229 Stuten, 2D e -
ben Gold-Schalen, 12 q u en t Goldringe, 30 Deben wirkliche
Lasursteine, Silberschalen, einen Humpen, eine Vase in der
Form eines Stierhauptes, 325 verschiedene Vasen mit Silberringen,
einen Wagen, weisse wertvolle Steine u n d eine Reihe
anderer Edelsteine aus diesem Lande. Ausserdem Weihrauch
verschiedene Oele, Töpfe voll Honig, 1405 Krüge Weins, 84
Bullen, 1183 Stück kleines Rindvieh, Bronze etc. mit allem
P ro d u k t dieses Landes."
Wir sehen, der T rib u t von Shasu besteht im Wesentlichen
aus Edelmetallen und Edelsteinen, u n d zwar kunstmässig gearbeitet.
Aber auch Pferde u n d Rindvieh sind dabei.
Ich glaube; wir dürfen nicht so weit südlich-, als wie zum
Rudolph-See gehen. Diese Beschreibung passt d urchaus nicht
auf jene öde Gegend. Dass es sich bei Sasu u n d Shasu um
ein und dasselbe Gebiet handelt, ist selbstverständlich. Es ist
nicht anzunehmen, dass es ein Goldland der Shasu u n d ein
anderes der Sasu gegeben hätte. Mit Shasu aber hatten die
Ägypter regelmässige Überland-Verbindungen. Es ist dies im
Auge zu behalten im Gegensatz zu Punt, wohin man über
See ging. Dass die Bewohner dem punischen Völkerstamm
angehörten, g eh t aus dem Namen hervor. Sie waren einer
Rasse mit den Beduinenstämmen der Hyksos, welche Ägypten
511 Jahre unte r ihre Herrschaft knebelten. Ich möchte trotz
der Notiz des Cosmas annehmen, dass es sich um Beduinenstämme
in der Nubischen Wüste handelt. Hier sind alte G o ld minen
gefunden worden, hier haben wir heute noch eine viehzüchtende
Nomadenbevölkerung = Shasu. Dann bleiben wir
mit dem Goldland Sasu im Bereich des Roten Meeres. Z u r U n te
rstützung dieser Annahme darf ich darauf hinweisen, dass
der Name N u b a -in Ägypten nicht das d o rt w o hnende Volk
bezeichnet, sonde rn ein an Gold reiches, südliches Land (Nub).
Wie innig die Beziehungen zwischen Ägypten und Nubien
waren, wird nicht n u r bewiesen du rch die Kette der alten
Goldminen in der Nubisch-arabischen Wüste, sondern d urch
eine Reihe von anderen altägyptischen Denkmälern in diesem